Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
der vollen Aufmerksamkeit seiner Mutter – äh pardon seiner Partnerin - schreit und diese mit niemandem teilen möchte.
Zeigt er nicht ein reichlich unreifes Verhalten? Und spricht es nicht gerade für eine aufrichtige und wahre Liebe, wenn man seinen Partner mit all seinen Fehlern und Lastern liebt und annimmt, oder auch, wie in Winfrieds Fall, die Frau auch mit dem Bruder im Schlepptau liebt?
Ist die Frau nicht schon genug damit gestraft, dass sie sich um ihren behinderten Bruder kümmern muss - soll sie sich dann auch noch zwischen Bruder und Partner entscheiden müssen?
Der behinderte Bruder arbeite als Meister im Betrieb der Familie, unterrichtet Winfried mich weiter. Was, als Meister, wundere ich mich, ich denke, der Bruder ist behindert, und Meister zu werden, ist doch sicherlich kein Spaziergang.
Mit Geld kann man alles kaufen, so Winfried zynisch, auch einen Meistertitel, und im Fall des Bruders ist eben auch viel Geld geflossen. Mag sein, überlege ich, aber die Ex oder ihr Bruder hätten sicherlich kein Interesse daran, derart kompromittiert zu werden.
Manchmal ist Reden Silber, Schweigen Gold. Und sonst ist Winfried ja auch eher ein Schweigsamer.
Der Abend nähert sich seinem Ende, wir sind gut gesättigt vom reichlichen Essen, Winfried leert noch meinen restlichen Wein, den ich beim bestem Willen nicht mehr geschafft habe. Nachdem die Rechnung beglichen ist, erheben wir uns und schreiten nach draußen.
Ich bringe Dich nach Hause, sagt Winfried, Du musst mir nur sagen, wie ich fahren muss.
Erst rechts, antworte ich, dann geradeaus, später den Berg nach oben, wieder geradeaus, aber Du musst mich nicht direkt vor die Haustür fahren.
Doch, doch, das macht mir nichts aus, das mache ich gerne, erwidert Winfried.
Also noch mal rechts, dann die dritte Straße links, da wären wir.
Winfried steigt aus, umarmt mich, Küsschen, ein Fenster geht auf, ein Nachbar schaut neugierig. Am liebsten wäre Winfried wohl mit in die gute Stube gegangen, er blickt in Richtung Haus, ich murmle etwas von nicht aufgeräumt, und Winfried braust davon.
Kaum dass ich mich gemütlich in meinen Federn ausgestreckt habe, treffen SMS von Winfried ein, eine nach der anderen. Danke für den schönen Abend. Mag dich. Winfried.
Später: Ich gebe Dir ein Bussi auf die Wange.
Dann: Würde dich nämlich gerne mal wieder sehen. Weiter: Blöd, dass du so weit weg bist.
Und: Wenn ich dich öfters sehen würde, dann würde ich mich in dich verlieben. Da bin ich ziemlich sicher. Ich musste dir das einfach mal sagen. Hast du ja wahrscheinlich eh gemerkt. Sogar: Denk irgendwie oft an dich. Auch: Ich mag dich sehr. Das weiß ich jetzt schon...Schick dir mal ein bussi.
Und zur Nacht: Schlaf gut! Denk grad an Dich.
Am nächsten Tag geht das Gesimse schon in aller Herrgottsfrühe weiter: Es reicht schon, wenn ich dich sehe. Alles andere ist zweitrangig. Möchte „vorsichtig“ mit „uns“ umgehen, da ich mir viel vorstellen kann mit dir und ich auch schon ein paar schlechte Erfahrungen habe.
Der beste Spruch des Tages ist aber: Möchte Dich nicht mehr verlieren. Bussi.
Weiter: Ist schon verrückt. Hab dich viel zu gern, dafür dass wir uns erst 1 x gesehen haben. Kuss.
Außerdem: Wenn du so weitermachst, dann werde ich jetzt schon süchtig nach dir und bekommst nen ganz langen kuss! Dann nur kurz: Ich hab Dich lieb!
Aber auch: Vielleicht ist es ganz gut, dass wir jetzt relativ weit auseinander wohnen, da ich ja jetzt schon sehnsucht nach dir habe. Das kann ja net sein. Und auch das „mit dir schlafen wollen“ war nicht einfach so dahingesagt.
Und so geht es den lieben langen Tag - den ganzen Tag summt mein Handy und es treffen Kurznachrichten von Winfried ein. Fast belächle ich die ganze Aktion, die er startet - finde die Aufmerksamkeit, die er mir schenkt, jedoch auch großartig.
Er spricht von Gefühlen, die er für mich hegt, gleichzeitig gesteht er, dass ihm diese plötzliche Verliebtheit nicht geheuer sei.
Ich gewinne meinerseits sogar den Eindruck, dass ihm sein überschwängliches Gefühlsleben gar nicht recht ist. Und dass er deswegen geradezu erleichtert ist, dass ich nicht in seiner Nähe wohne, da die Sehnsucht dann noch stärker in ihm brennen würde - und dass ein wenig räumliche Distanz vielleicht seinen Verstand wieder etwas abkühlen würde.
Mir schwant bereits zu diesem Zeitpunkt, dass da jemand Angst, ja geradezu Panik, vor seiner eigenen Courage hat. Und dass er sich des „heiklen“
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