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Null Bock auf Mr Cock (German Edition)

Null Bock auf Mr Cock (German Edition)

Titel: Null Bock auf Mr Cock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Fetzner
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einer Welle des Schmerzes, der Ohnmacht und des Kummers driftend. Mal flacht die Welle für kurze Zeit ab, dann aber greift sie wieder mit voller Wucht und Stärke. Dieser unbändigen Welle kann ich nicht entkommen, und so lasse mich willenlos treiben, gebe mich dem Schmerz hin, diesen ertragend, weil es sowieso kein Entrinnen gibt.
     
    In den folgenden Tagen aber verschwindet der Schmerz und vor meinem inneren Auge sehe ich nur noch die Anzeige von Edelagentur „Edle Akademiker mit Niveau und Klasse“ aufleuchten.
     
    Und zum Schluss fällt mir Albrechts Motto ein, das da lautet: „Auch wenn wir nicht immer das bekommen, was wir uns im Leben wünschen, hoffentlich bekommen wir niemals das, was wir verdient hätten.“
     
     
    Winfried - Zauderer und Zögernder aus Bayreuth

Kaum ist Albrecht weg vom Fenster, taucht Winfried aus Bayreuth, 39 Jahre, Geisteswissenschaftler, auf der Bildfläche von „Edelagentur“ auf.
    Er schreibt knapp und prägnant, keine allzu langen Romane, das imponiert mir. In der Kürze liegt die Würze. Man tauscht Bilder aus, schreibt ein paar Gefälligkeiten, und ein paar Nichtigkeiten, und Schwupps kommt es zu einem Treffen, in Schweinfurt.
     
    Da, gleich an der Ecke, vorm Huggendubel , steht ein großer Mann, der sich etwas hilflos umschaut, das könnte er sein, dem Bild nach. Ich werfe ihm einen Blick zu, es dauert jedoch gefühlte Ewigkeiten, bis er reagiert.
    „Ich hätte Dich jetzt gar nicht erkannt, in Deiner Winterverpackung“ meint Winfried lachend. Wir begrüßen uns herzlich, per Handschlag.
    „Wo gehen wir hin“ fragt er „wo kann man sich ungestört unterhalten, und wo ist es warm, in ein Cafe vielleicht, es ist nachmittags, Kaffeezeit.“
    Wir betreten bald zwei Cafes, die wir jedoch gleich wieder fluchtartig verlassen - verstaubtes Interieur mit dem Glanz längst vergangener Tage, dazwischen ältere Damen mit Hüten oder Mützen auf dem Kopf, da will man nicht dazugehören – schließlich möchte man ein wenig in romantischer Stimmung flirten – und nicht Gesprächen über Krankheiten oder Medikamente lauschen müssen.
    Das dritte Cafe schließlich ist genehm, man nimmt Platz, mit einem Seufzer der Erleichterung, und froh, Zuflucht vor der garstigen Kälte gefunden zu haben. Nach einem kurzen Blick in die Karte bestellen wir Latte macchiato . Winfried ist eher einer von der wortkargen Sorte Mann - peinliches Anschweigen und betretene Stille folgt. Ich versuche durch heftiges Rühren in meinem Latte macchiato gegen das Schweigen anzukommen, was mir aber misslingt.
    Schließlich übernehme ich das Gespräch, und überbrücke die Redepausen mit Smalltalk , mit mehr oder weniger einfallsreichen Bemerkungen - sage irgendetwas, nur, um etwas zu sagen, „Schweinfurt ist keine sehr schöne Stadt, und es gibt jetzt auch viele Arbeitslose in den Kugellagerwerken“ versuche ich ein Gespräch zu beginnen.
    „Gehen wir noch wo anderes hin“, unterbricht mich Winfried nervös, „ich habe Hunger, wo kann man hier etwas essen?“
    „Keine Ahnung“ antworte ich achselzuckend „wir können ja mal schauen.“ Auf jeden Fall bin ich froh, erst mal aufstehen zu können.
    Planlos ziehen wir durch die Straßen, es will sich aber partout kein Lokal finden - auf einmal sind wir wieder an unserem Ausgangspunkt angelangt, ohne jedoch eine Gaststätte gefunden zu haben. „Du“ schlägt Winfried vor „wir können ja gleich in Deine Stadt fahren, da kennst Du sicherlich ein Restaurant, bevor wir hier noch lange rumirren.“ Gesagt, getan.
     
    Die Sucherei geht trotzdem weiter, nun nicht nach einem Restaurant, sondern nach Winfrieds Auto, das er im Parkhaus nicht wiederfindet. Wir durchforsten die einzelnen Etagen, er irrt umher wie Falschgeld. Da, endlich, da steht sein Wagen. Ich grinse heimlich vor mich hin, das geht ja gut los.
    Doch die Suche nimmt noch kein Ende, wir sind nicht auf dem richtigen Weg, Winfried hat sich verfahren, in der Dunkelheit, wir sind irgendwo, nur nicht auf dem richtigen Weg, sondern in der Pampa, in einer gottverlassenen Gegend. Er wendet den Wagen, ich amüsiere mich.
     
    Dann endlich auf dem richtigen Weg, wird er langsam gesprächiger, fängt an, von den Frauen von „Edelagentur“ zu erzählen, und speziell von einer Frau, mit der er regen Mailkontakt gehabt habe. Aus der Tschechei stamme diese, mit Kind. Oh Gott, habe er zunächst gedacht, die will nach Deutschland, das ist ganz klar, nach einem Versorger Ausschau halten. Aber nein, dem war

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