Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
nicht so, die Dame sei reich wie Rockefeller, das Vermögen sei jedoch durch unlautere Methoden zustande gekommen, deren Vater habe mit illegalen Blutprodukten gehandelt, und werde deswegen auch polizeilich gesucht.
„Und wäre die nix für Dich, die Frau, mit dem Geld wie Heu“ grinse ich arglos?
„Nein“, antwortet Winfried „es stimmte zwar alles, was sie in ihren Mails geschrieben hatte, ihre Aussagen habe ich gründlich gegoogelt, und eine komplette Übereinstimmung festgestellt - aber was will ich mit einer Frau mit Kind, was soll ich mit so einer anfangen?“
Komisch, denke ich, da stört ihn das arme, unschuldige Kind - aber gleichzeitig ist es ihm offenbar so etwas von egal, dass die Familie ihr Geld mit kriminellen Machenschaften erwirtschaftet hat. Das wäre für mich ein Ausschlusskriterium - und müsste eigentlich für Winfried auch eines sein - zumal er doch bereits im Vorfeld immer wieder seine katholische Grundeinstellung bekundet hat. Wie passt das zusammen?
Auch stört mich, dass Winfried anscheinend jede Anstrengung unternimmt, möglichst viel über die Edelagentur-Frauen und deren Background in Erfahrung zu bringen – während er sich selbst in tiefstes Schweigen hüllt und nicht mal die klitzekleinste Winzigkeit über sich preisgibt.
So weiß auch ich praktisch rein gar nichts über Winfried - habe nicht mal seine korrekte e-mail-Adresse - denn im Netz nennt er sich schlicht „ Mann aus Oberfranken“ .
Er verrät auch keine Festnetznummer - sondern tippt seine Kurznachrichten abwechselnd von verschiedenen Handynummern aus. Und ich weiß weder genau, wo er wohnt, wie sein richtiger Name ist und auf welche Weise er sein Geld verdient.
Bei Edelagentur ist er Geisteswissenschaftler, bei unserem Treffen nun Jurist, aber eigentlich mache er in Holzhäusern, wie er wenig später bekennt.
Endlich in meiner Stadt angekommen, nehmen wir in einem chinesischen Restaurant Platz, zunächst sind wir die einzigen Gäste, nichts stört unsere traute Zweisamkeit, die Kellnerin lächelt zurückhaltend und verzieht sich gleich wieder. Hier ist es gemütlich, hier gefällt es mir, sagt Winfried zufrieden.
Und er wirft einen Blick nach draußen, in den Kurpark, der auch seine Zustimmung findet, hier sind gepflegte Pärke, meint er, das erinnert mich an Baden-Baden.
Der Wein trägt ein Übriges zu seiner nun fast heiteren Stimmung bei und lässt ihn noch gesprächiger werden.
Er fängt an, über seine Ex zu reden, mit der er zehn Jahre zusammen gewesen sei. Und ich solle mal im Internet nachschauen, da sei der Familienbetrieb seiner Ex zu finden - er nennt die Webadresse der Firma - und auch er sei beteiligt, am Vertrieb der Holzhäuser. Na Klasse, denke ich, über sich selbst schweigt er wie ein Grab - und den Namen und die Profession seiner Ex gibt er ohne weiteres preis. An deren Stelle würde ich mich „bedanken“ und diesem „Gentleman“ die Leviten lesen.
Und Winfried fährt fort, seine Ex habe einen behinderten Bruder, der überall mit von der Partie gewesen sei, das habe ihn so genervt, dass er schließlich seiner Freundin - nach zehn Jahren Beziehung - den Laufpass gegeben habe.
Na, da schwant mir aber einiges, sehe ich doch auffallende Parallelen zu Albrechts Geschichte. Beide waren zehn Jahre mit einer Frau zusammen, haben einen immensen wirtschaftlichen Vorteil aus dieser Beziehung gezogen und nach zehn Jahren haben sie sich dann urplötzlich aus dem Staub gemacht.
Wobei Winfried – wie er mir erzählt - immer noch mit seiner Ex zusammenarbeitet, immer noch die Vorteile der im Sande verlaufenen Beziehung wahrnimmt. Kann da die Liebe so groß und der Schmerz über das Scheitern so gewaltig gewesen sein, wenn man auch danach noch Geschäfte macht, als sei nichts gewesen? Wohl kaum! Bei den beiden hat es sich wohl eher um eine praktische Zweckgemeinschaft gehandelt, mutmaße ich argwöhnisch.
Denn eine Trennung - wenn sie schon vollzogen wird – sollte stets auf allen Ebenen stattfinden und ein sauberer Schlussstrich muss gezogen werden - anstatt dass man lediglich halbe Sachen macht, sich alle Hintertürchen offen lässt und den einen Aspekt der Beziehung bewahrt, der einem Vorteile bringt.
Winfried erzählt weiter vom behinderten Bruder der Ex, der immer im Wege gewesen sei, ständig sei er ihm und der Verflossenen auf der Pelle gehockt und stets habe er gestört - dies habe er irgendwann nicht mehr ertragen.
Mir dagegen kommt Winfried wie ein kleiner Junge vor, der nach
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