Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
Männer auch noch kultivieren und unterstützen.
Und in diesem Zusammenhang von niveauvoll und seriös zu reden, ist schon eine bittere Pille - als wäre es die natürlichste Sache der Welt, die Ehefrau zu betrügen und zu hintergehen und für sexuelle Abwechslung der Ehemänner fremde Frauen anzubieten - und diese insofern zu Sexobjekten zu degradieren.
Fremdgehen soll an dieser Stelle salonfähig gemacht, ja geradezu schön geredet werden.
Ja, wir bedienen doch nur die bestehende Nachfrage, so wird „Straßenstrich“ sich ausreden, es besteht ein immenser Bedarf nach Fremdgehagenturen – und wir befriedigen lediglich diese Nachfrage. Was soll denn schon schlimm daran sein. Ein Seitensprung, das ist doch kein Verbrechen mehr - sondern gesellschaftsfähig, etwas, was man erlebt haben muss.
Egoistische Gesellschaft, Spaßgesellschaft - wo Männer nur ihre Triebe ausleben wollen - ohne Rücksicht auf Verluste und sogar unter dem Deckmäntelchen von Niveau und Seriosität.
Brav füllen die sexbesessenen Männer indes den von „Straßenstrich“ vorgelegten Fragebogen aus. Was frühstücke ich gerne? Am Sonntag gerne Genießerfrühstück, Semmeln mit Eiern und Schinken und Orangensaft. Unter der Woche reicht Müsli und eine Tasse Kaffee.
Und Lesen ist auch eine Leidenschaft von mir, gerne Sachbücher oder auch aktuelle Romane.
Aber was soll eigentlich die Fragerei? Denn im Grunde geht es doch nur um eine Sache, ums Ficken. Triebe, in einen Fragebogen verpackt und gesellschaftsfähig gemacht. Es ist zum Davonlaufen.
Wen interessiert’s, was der Fick gerne frühstückt und was er liest? Oder gar, was seine Eltern für ihn bedeuten? Ist die Frage nach den Eltern in diesem Zusammenhang nicht unpassend oder gar unanständig?
Was ist mit der Moral? Was ist schon Moral? Ein altmodischer Begriff, den heute niemand mehr braucht.
Und das sechste Gebot? Das kenne ich nicht. Und die Bibel, die liest sowieso niemand mehr, die kann irgendwo im Antiquariat verstauben, meinetwegen.
Wer ist Verlierer in diesem Spiel? Einer verliert immer - und hier gibt es nicht nur eine Verliererin, sondern gleich zwei. Zum einen die betrogene Ehefrau, die brav zuhause sitzt, die Kinder erzieht, den lieben Gatten umsorgt und bemuttert, diesem den Rücken freihält, ahnungslos ist, Tomaten auf den Augen hat. Die das Haus und den Garten pflegt und hegt.
Die andere Verliererin aber, das ist die Sex-Affäre von „Straßenstrich“, die - wird sie nicht mehr gebraucht - fallen gelassen wird wie eine heiße Kartoffel. Diese muss dran glauben, nachdem ihre Zeit, Jugend und Energie vom gierigen Mann verheizt worden ist. Denn gesucht wird keine Partnerin, mit der man durchs Leben geht, sondern eine prickelnde Affäre und eine reizvolle Abwechslung zur eigenen Ehefrau, eine Sexgefährtin auf Zeit - die dem lieben Herrn Bestätigung und neues Selbstbewusstsein gibt. Damit der Herr sich wieder wie ein Löwe im Harem oder wie ein starker Stier fühlen kann. Das Tierreich lässt grüßen.
Und „Straßenstrich“? Wir schaffen doch lediglich eine Plattform - sagt man dort möglicherweise ganz harmlos - für eine große Nachfrage, die es zu stillen und zu sättigen gilt. Schließlich wird niemand gezwungen, das Spiel mitzuspielen, es sind nur Freiwillige hier.
Die Frauen sind es indes, die vor den Karren von „Straßenstrich“ gespannt werden, sie sind die Zielscheibe und das Bauernopfer in diesem Spiel. Denn wo Frösche sind, da sind auch Störche.
Und die Frauen, die sich lebendig fühlen wollen, und sich mit einem verheirateten Mann einlassen? Die mit dem Feuer spielen wollen? Sie werden sich beim Spiel mit dem Feuer die Finger verbrennen. Sie werden ein trauriges und einsames Schattendasein fristen - als Geliebte eines verheirateten Mannes ein Leben im Dunkeln führen, wie in einem tiefen Schacht. Von der Gesellschaft verachtet, als dumme Gans verschrien, als Betrügerin von aller Welt geächtet.
Verdammt zur Heimlichkeit und zur Lüge. Sich selbst verratend. Keinen Traum lebend, sondern einen Albtraum, eine Lebenslüge.
Kein Mann, der zu ihnen steht und zu ihnen hält. Kein Mann fürs Leben, sondern nur für gewisse Stunden. Keinen Mann, den sie anrufen kann, wann und wo sie will, wenn es ihr schlecht geht oder sie traurig ist, oder auch, um ihre Freude zu teilen - denn das Handy des verheirateten Mannes bleibt in dessen Haus stets stumm, das ist ein ungeschriebenes Gesetz.
Die Geliebte muss stets Rücksicht nehmen auf
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