Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
hatte Wallenstein die SMS gesendet, um sich mit mir zu verabreden.
Bislang war ich immer davon ausgegangen, dass die beiden Anrufe und die SMS alle von ein und demselben Telefon ausgegangen waren. Beim Toten hatte man nur ein Telefon gefunden, und die Polizei hatte mir anhand der Anrufliste gezeigt, dass von hier die beiden Anrufe getätigt wurden. Von einem anderen Telefon war nie die Rede gewesen. Aber wo befand sich Wallensteins zweites Telefon? Und wieso hatte er überhaupt zwei verschiedene Anschlüsse benutzt, um mich zu kontaktieren?
Ein leiser Verdacht stieg in mir auf. Ich wusste, dass Wallenstein die SMS erst am Sonntagabend, wenige Stunden vor seinem Tod an mich geschickt hatte. Da war er auf dem Rückweg aus Las Vegas gewesen und direkt ins Ritzman Hotel gefahren. Wenn sein Telefon sich nicht im Hotelzimmer befunden hatte, konnte das nur eins bedeuten – der Mörder hatte es mitgenommen!
Kurzentschlossen wählte ich Daniels Nummer, obwohl ich befürchtete, dass er längst unterwegs war. Doch nach einigen Sekunden meldete er sich tatsächlich, auch wenn seine Stimme verzerrt klang und nur mit Verzögerung ertönte.
»Daniel, ich bin‘s, Juliet. Ich habe eine seltsame Entdeckung gemacht, weiß auch nicht, ob das wichtig ist oder nicht«, sprach ist hastig drauf los.
Dann musste ich einen Moment warten, bis ich seine Antwort vernahm. »Schieß los, Juliet. Worum geht es denn?«
Ich erzählte ihm eine Kurzfassung meiner Beobachtungen, wartete dann erneut auf seine Stimme.
»Juliet, bitte sieh auf deinem Telefon nach und gib mir beide Nummern. Es ist wichtig.«
Ich las die beiden Telefonnummern von meiner Anrufliste ab, wiederholte sie zur Sicherheit noch ein zweites Mal.
Dann wartete ich wieder auf Daniel, diesmal hörte ich sekundenlang kein Geräusch und dachte schon, die Verbindung wäre abgebrochen, als er endlich wieder sprach: »Baby, die Sache ist vielleicht ernster, als wir angenommen haben. Bist du noch im Krankenhaus? Sind meine Männer noch dort?«
»Daniel, was ist los? Bitte sag mir, warum bist du so besorgt?«
Ich lauschte atemlos, wieder dauerte es eine Weile, bis ich ihn hörte. »Die erste Telefonnummer, die zu den beiden Anrufen gehört, stammt von dem Handy, dass die Polizei am Tatort gefunden hat.« Die Verbindung wurde immer schlechter, nun gab es plötzlich auch starke Störgeräusche, sodass ich Daniel kaum noch verstehen konnte.
»Die Verbindung reißt gleich ab. Was ist mit der zweiten Nummer?«
Lautes Pfeifen drang in mein Ohr, dazwischen erklang abgehackt Daniels Stimme: »...SMS gesendet hat ... Anruf...deine Stimme... vorsichtig sein.« Dann brach die Verbindung endgültig zusammen. Alle Versuche, ihn noch einmal anzurufen, schlugen fehl.
Ich konnte nicht hundertprozentig sicher sein, was er mir damit sagen wollte, aber ich kombinierte, dass er mich warnte und die SMS vom gleichen Telefon aus gesendet worden war, wie der Anruf, den Daniel erhalten hatte. Es konnte auch eine völlig andere Bedeutung haben, aber bis er mich wieder anrief, konnte ich das nicht aufklären.
Mein Herz schlug bis zum Hals. Falls ich alles richtig verstanden hatte, war es möglich, dass Wallensteins Mörder jetzt sein Telefon besaß und damit bei Daniel angerufen hatte. Der Grund war mir vollkommen rätselhaft, aber allein die Vorstellung, dass der Mörder nicht damit zufrieden war, Wallenstein umgebracht zu haben, machte mir Angst.
Dann rief ich meine Schwester an, um sie über meinen geplanten Besuch zu informieren.
»Aber natürlich kannst du morgen kommen. Ich habe zwar superviel zu tun, zwei Auftritte und dann noch meinen Kurs und die Privatstunden, aber ich kriege das schon irgendwie hin. Hat ja lange genug gedauert, bis du dich endlich mal aufraffst.« Corinne war aufgeregt und gehetzt wie immer.
»Ich muss mich aber ein wenig ausruhen, bitte plane kein großes Unterhaltungsprogramm, die Ärztin hat mir leichte Bettruhe verschrieben.« Mit ihrem Tempo konnte ich schon in Bestform kaum mithalten, und in meinem jetzigen Zustand schon gar nicht.
»Hast du dich verletzt, oder wieso warst du beim Arzt?«, wollte sie wissen.
»Ich hatte einen Unfall mit meinem Wagen. Ist alles halb so schlimm, aber mein Schädel dröhnt noch ganz schön.« Nach einer kurzen Pause fügte ich hinzu: »Aber ich werde dir eine Rätselaufgabe mitbringen. Wenn du die löst, hast du was gut bei mir und wahrscheinlich auch bei Daniel Stone.«
Corinne klang immer noch besorgt, aber meine Ablenkung schien
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