Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
offensichtlich. Wenn du mich eifersüchtig machen möchtest, dann bitte nicht hier im Hotel.«
Ich lachte verwirrt. »Welche Zuneigung? Hast du eigentlich schon einmal etwas von dem Wort Mitgefühl gehört? Wärst du stehengeblieben anstatt nur an uns vorbeizurennen, wäre dir vielleicht aufgefallen, dass Mr. Timothy vollkommen hilflos und verwirrt ist. Der Mann ist verzweifelt, weil er sich einfach nichts mehr merken kann. Aber dir wäre es wahrscheinlich lieber, wenn ich ihm noch ein paar Dollar mehr für irgendwelchen unnützen Kram abnehmen könnte? Hast du überhaupt ein Herz?«
Meine Frage ließ ihn betroffen zusammensinken. »Das habe ich nicht gewusst«, erwiderte er. Doch dann straffte sich seine Haltung auch schon wieder und er sah mir direkt ins Gesicht. »Also, was sagst du zu meinem Angebot? Über dein Gehalt können wir selbstverständlich noch verhandeln und deine Arbeitszeit wäre flexibel genug, damit du genug Zeit zum Tanzen hast. Ich sehe ja, dass du im Moment endlos lange trainierst.«
Ich war überrascht, dass er so gut über meinen Tagesablauf informiert war. Doch sein Angebot reizte mich nicht. »Tut mir leid, aber ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, noch enger zusammenzuarbeiten. Ich möchte eigentlich lieber Abstand halten, solange unsere Geschichte noch so frisch ist.«
Er blickte mich nachdenklich an. Eine Weile schwieg er, dann räusperte er sich. »Juliet, Baby, was in Berlin geschehen ist, tut mir unendlich leid. Ich kann das nicht erklären und ich weiß auch, dass keine Entschuldigung der Welt gut genug ist. Trotzdem hoffe ich, dass zwischen uns noch nicht alles aus ist. Ich habe dich gern in meiner Nähe, es beruhigt mich irgendwie zu wissen, dass du da bist. Ich möchte dich nicht verlieren, aber ich weiß auch, dass wir nicht so weitermachen können, als sei nichts geschehen. Darum suche ich nach einem Weg, wie wir Zeit miteinander verbringen können, ohne dabei gleich wieder übereinander herzufallen. Wenn du in meinem Büro arbeitest, werde ich versuchen, dich wie alle anderen Mitarbeiter behandeln. Ich kann nicht versprechen, dass das klappt, aber ich werde mich ernsthaft bemühen. Bitte denke über diese Möglichkeit nach. Es würde mir wirklich sehr viel bedeuten.«
Ich hatte meine Hände vor den Mund geschlagen und begann, am ganzen Körper zu zittern, als ich ihm zuhörte. Mit ein paar Sätzen drohte er, meine innere Abwehr, die ich mir so mühsam in den letzten Tagen aufgebaut hatte, zu zerstören. Wie konnte er so etwas sagen? Und was sollte ich jetzt machen?
»Daniel, bitte sei mir nicht böse«, begann ich vorsichtig, »ich habe unsere Zeit auch genossen, meistens jedenfalls. Doch ich kann mir im Moment einfach nicht vorstellen, wie es weitergehen könnte. Ich werde über dein Angebot nachdenken, aber ehrlich gesagt habe ich kein großes Interesse daran, wieder in deine unmittelbare Nähe zu kommen. Dazu hast du mir zu sehr wehgetan.«
Es brach mir fast das Herz, seinen enttäuschten Blick auszuhalten, doch ich wusste, dass ich jetzt stark bleiben musste. In ein paar Tagen war ich hoffentlich über ihn hinweg.
Auf der Heimfahrt mit Mr. Burton informierte dieser mich erstmals seit meiner Rückkehr aus Berlin über den Stand seiner Nachforschungen. Ich hatte ihn vor ein paar Tagen gebeten, mehr über Konstantin herauszufinden und über den Fall, in dem seine Detektei gegen Daniel ermittelte. In der ganzen Aufregung der letzten Tage hatte ich vollkommen vergessen, ihn danach zu fragen.
Nun erinnerte ich mich jedoch daran, dass sich meine Trennung von Daniel möglicherweise noch nicht bis zu dem Mörder herumgesprochen hatte und ich weiterhin irgendwie in den Mordfall Wallenstein verwickelt war. Ich musste daher unbedingt weiter versuchen, die Hintergründe zu erforschen.
Konstantin hatte sich verdächtig gemacht, als er eine Stimmanalyse des Anrufs auf meinem Telefon machte und mir danach von dem Ergebnis berichtete, dass Daniel derjenige war, der den Auftrag gab, Wallenstein aus dem Weg zu räumen und Garry verschwinden zu lassen. Dabei hatte er mir allerdings verschwiegen, dass die Stimme zwar Daniel gehörte, das Gespräch aber zusammengeschnitten war, und so nie stattgefunden hatte.
Mir schien, dass Konstantin als Einziger ein Motiv hatte, seinen Onkel zu ermorden. Schließlich hatte er nun dessen gutgehende Detektei und ein paar sehr einträgliche Aufträge übernommen. Aber reichte das aus, um einen kaltblütigen Mord zu begehen? Und wieso wollte
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