Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
deine eigene Außenwirkung achten.« Er hielt mir den Schlüssel hin. »Willst du gleich eine Probefahrt machen oder soll ich uns fahren?«
Ich kam mir im wahrsten Sinne des Wortes überrollt vor. »Daniel, ich weiß nicht, ob du eine Ahnung von meinem Fahrstil hast. Ohne Mr. Burton hat dieser Flitzer keine Chance, mehr als einen Monat zu überleben. Was ist das überhaupt für ein Auto?«
»Ein Maserati GranTurismo. Und mach dir bloß keine Sorgen, er ist versichert und der Hersteller produziert mehrere Dutzend davon pro Monat, wir können ja zur Sicherheit noch einen vorbestellen.«
Kurzentschlossen nahm ich den Schlüssel. »Also gut, du hast es so gewollt. Setz dich auf den Beifahrersitz und sei still während ich uns nach Hause bringe.« Als ich sein belustigtes Grinsen bemerkte, fügte ich schnell hinzu: »Ich warne Sie, Mr. Stone. Ein falsches Wort und Sie fliegen hier hochkant raus. Ich weiß selber, dass meine Fahrkünste noch ausbaufähig sind.«
Es war nicht leicht, mit meinem kurzen Kleid elegant in das tiefliegende Fahrzeug zu steigen. Drinnen zog ich mir als Erstes die Schuhe aus. Daniel sah mir interessiert zu, krauste die Stirn, sagte aber nichts. Ich richtete den Sitz so aus, dass ich bequem an alle wichtigen Schalter und Pedalen kam. »Das hier ist ja eine manuelle Schaltung?«, stellte ich besorgt fest.
»Babe, das hier ist ein Sportwagen, eine Automatikschaltung wäre ein Affront«, brummte er von seinem Sitz.
»Es wäre zweckmäßig. Vor allem im Stadtverkehr«, widersprach ich.
Er blieb still sitzen und sagte nichts mehr.
Vorsichtig überprüfte ich die Bremsen und den eingelegten Gang, startete dann den Motor. Ein sattes, durchdringendes Geräusch ertönte, das keinen Zweifel über die Leistungsstärke dieses Wagens aufkommen ließ.
Langsam rollte ich vom Parkplatz, bog dann hochkonzentriert in die leere Seitenstraße. Nach ein paar Minuten hatte ich mich an das Fahren gewöhnt und wurde mutiger. Ich schaltete in einen höheren Gang und fuhr etwas schneller durch die verwaisten Straßen Bostons. Als ein Ampel vor mir von grün auf gelb umschaltete, beschleunigte ich stärker.
»Was machst du denn? Das war rot! Dafür kannst du deinen Führerschein abgeben, wenn dich jemand erwischt!«
Ich bremste auf eine normale Geschwindigkeit herunter, nachdem ich die leere Kreuzung überquert hatte. »Nun reg dich bloß nicht so auf. Ist ja gar nichts passiert. Und in diesem Wagen könnte uns die Polizei sowieso nicht verfolgen.«
Er starrte mich eine Weile wortlos an, schien zu überlegen, ob ich das ernst meinte. Dann sank er in seinen Sitz zurück und schloss die Augen. »Fahr uns einfach nach Hause und sag mir Bescheid, wenn wir angekommen sind.«
Als wir den Triumph Tower fast erreicht hatten, blickte ich wieder auf meinen scheinbar schlafenden Liebhaber. Die angespannten Gesichtszüge verrieten ihn, er wartete nur darauf, endlich aus dem Wagen steigen zu können. Ich überlegte, dass sich um diese Zeit vermutlich die einzige Gelegenheit bot, ungestört durch die Stadt zu fahren. Es war wirklich ruhig und ich könnte mich noch ein wenig an das Auto gewöhnen.
Wir passierten unser Gebäude und ich fuhr weiter in Richtung Nordwesten, auch wenn ich mich dort kaum auskannte. Mit Hilfe des Navigationssystems würde ich trotzdem problemlos zurückfinden und Daniel saß ja neben mir.
Immer wieder schielte ich zu ihm hinüber, bald musste ihm auffallen, dass wir nicht zum Triumph Tower fuhren. Die Straße vor mir verengte sich, die Häuser an beiden Seiten wurden flacher, die exklusiven Geschäfte in unserem Viertel hatten wir längst hinter uns gelassen.
Unbeirrt folgte ich dem Verlauf der Straße, auch als erste Gärten auftauchten und die Abstände zwischen den einzelnen Häusern anwuchsen. Bald durchquerten wir ein kleines Waldstück, hier gab es nur noch Dörfer und einzelne Gehöfte. Wir fuhren schon eine ganze Weile und ich begann mich zu wundern, ob Daniel vielleicht wirklich eingeschlafen war. Doch dann regte er sich neben mir, öffnete zögerlich die Augen und setzte sich dann ruckartig auf. »Wo zum Teufel sind wir hier?«
Ich blickte kurz zu ihm hinüber, konzentrierte mich aber sofort wieder auf die verlassene Straße. »Keine Ahnung, Champ. Wir machen eine kleine Spritztour und wenn es nicht mehr weitergeht, fahren wir eben zurück.«
»Halte sofort an!«
»Wieso?«
Er raufte sich die Haare. »Babe, wir müssen umdrehen. Hast du schon mal auf die Tankanzeige
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