Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
Ich bewunderte Erik, der mit kühler Gelassenheit alles an sich abprallen ließ. Wie konnte er angesichts des ganzen Trubels nur so ruhig bleiben? Von mir hinterließ die so schlagartig abfallende Anspannung nichts als eine leere, ausgelaugte Hülle, einen Schatten meiner selbst. Ich war vollkommen in der Vorstellung aufgegangen, jetzt gab es nichts mehr, was ich dem noch hinzuzusetzen hatte.
Doch Daniel hatte mich fest an sich gezogen, hielt mich fest und weigerte sich, mich schon wieder loszulassen, als erneut ein Fotograf auf uns zukam. Nur er vermochte es, mich aus meiner Erschöpfung aufzuwecken, mir neues Leben einzuhauchen. »Babe, das Kleid steht dir wirklich gut«, wisperte er in mein Ohr. »Meinst du, wir könnten uns für ein paar Minuten in einen der Umkleideräume verziehen?«
Ich boxte ihm gegen die muskulöse Schulter. »Hey, du musst noch eine Weile Geduld haben, bis wir nach Hause können. Ich habe gehört, die Reporter haben auch Fragen an dich.«
Er beugte sich zu mir herab und seine Lippen berührten meine. Wir versanken in einem innigen Kuss, unbekümmert von die Welt um uns herum. Ich spürte seine Hände ruhelos an meinem Rücken hinabgleiten, dann seinen warmen Atem an meinem Ohr. »Na gut, dir zuliebe stelle mich der Meute. Aber in einer halben Stunde ist Schluss, dann will ich endlich mit dir allein sein.«
Ein Kellner tauschte unsere leeren Sektgläser gegen neue aus.
Rob Robson und Mr. Cox hatten schon mit uns angestoßen und mir zu der gelungenen Vorführung gratuliert. »Wenn Sie Bedarf haben, können wir uns gern nächste Woche zu einer weiteren Gesangsstunde treffen«, bot mir Mr. Cox an, doch mein Regisseur unterbrach ihn empört: »Juliet hat einwandfrei gesungen! Daran kannst du doch nicht immer noch etwas auszusetzen haben?«
Ich hatte mich ihnen für die Unterstützung bedankt. »Ohne Sie beide hätte ich das nie geschafft. Ich kann es ja immer noch nicht glauben, dass ich das endlich hinter mich gebracht habe.« An Mr. Cox gewandt fuhr ich fort: »Und am wenigsten hätte ich mir vorstellen können, dass mir gerade das Singen am allermeisten Spaß macht. Danke noch mal!«
Geduldig diktierte Daniel zwei Reportern seine Meinung über Kunst und die Förderung durch private Sponsoren. Die beiden jungen Männer hörten beeindruckt zu und hielten ihm ihre Aufnahmegeräte vors Gesicht. Ich beobachtete, wie souverän Daniel mit den Journalisten umging. Ab morgen würde es Teil meiner Arbeit sein, seine Öffentlichkeitsarbeit zu koordinieren und ihm Ratschläge zu geben, wie er seinen Ruf aufpolieren konnte. Aber heute Abend verhielt er sich tadellos, nichts war mehr übrig von dem mauligen Daniel Stone, der auf dem Wohltätigkeitsball Katies Bruder angemotzt hatte.
»Champ, wenn du fertig bist, können wir gehen«, flüsterte ich ihm schließlich zu. Als hätte er auf diese Worte nur gewartet, zog er mich sofort fest an sich und schritt in Richtung Ausgang.
»Wir müssen noch bis zum Parkplatz laufen, heute fahren wir zu zweit nach Hause«, verkündete er zu meiner Überraschung.
»Hast du Smith endlich mal einen Abend frei gegeben?«
Doch Daniel schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich habe mit dir noch etwas Besonderes vor, dazu kann ich Smith nicht gebrauchen.«
Als wir aus dem Theater traten, umfing uns die angenehme Kühle der Sommernacht. Sobald wir den Eingangsbereich verlassen hatten, breiteten sich Stille und Dunkelheit um uns aus. Daniel ergriff meine Hand und zog mich mit sich. »Komm Baby, es ist nicht weit.«
Ich versuchte humpelnd, mit ihm Schritt zu halten. Mein verstauchter Zeh schmerzte nur leicht, aber er behinderte mich beim Gehen.
»Soll ich dich lieber tragen?« Daniel war vor mir stehen geblieben und sah mich fragend an. Doch ich schüttelte den Kopf, so schwach war ich auch wieder nicht.
Wir erreichten den schwach beleuchteten Parkplatz und Daniel steuerte geradewegs auf einen schwarzen Sportwagen zu. Er sah genauso aus wie der, mit dem wir am Samstag zum Galadinner fahren wollten.
»Ich dachte, dein Auto wäre in die Luft geflogen?«, fragte ich überrascht.
»Ja, ist es auch. Das hier ist auch nicht mein Auto sondern deines. Ab morgen wirst du diesen Dienstwagen fahren.«
Ungläubig blickte ich ihn an. »Fahren alle deine Mitarbeiter so schicke Autos?«
Er stupste mir mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze. »Nein, natürlich nicht, Dummkopf. Den Wagen habe ich extra für dich ausgesucht. Als meine PR-Beraterin musst du schließlich auch auf
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