Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)
dieser Taufe war auch er mit seinen Nerven am Ende wegen des Gebrülls. Deshalb gibt es nur dieses einzige Foto. Ich habe es auch.«
»Hat denn sonst keiner fotografiert?«
Sheila schüttelte den Kopf. »Jeremy duldet keine anderen Götter neben sich.«
James betrachtete das dritte Foto. »Bingo«, sagte er und reichte es Sheila. »Genau, was ich mir gedacht hatte. Sehen Sie mal, hier haben wir Phyllis Barnes, Eden Philpotts, Judy Kappel und jemanden, der uns angelogen hat, dass sich die Balken biegen.« James steckte die Fotos ein und erhob sich. »Höchste Zeit, dem Herrn einen Besuch abzustatten!«
Kapitel 27
Deck 3 lag unterhalb der Wasserlinie. Hier waren die einfachen Schiffsbediensteten untergebracht: Kellner, Zimmermädchen, Küchenpersonal, Schiffsmechaniker. Die besser bezahlten Angestellten hatten ihre Kabinen auf Deck 4, wo es auch einen Aufenthaltsraum für sie gab.
Larbi Lachoubi lächelte, als er die Tür öffnete und James, Sheila und Mr Chandan vor ihm standen. »Oh, Sie sind es«, sagte er freundlich. »Meine Frau hat mir prophezeit, dass Sie es heute schon herausfinden würden, Mr Gerald. Mr Watts meinte, das sei unwahrscheinlich, aber meine Frau hält große Stücke auf Sie.« Er wandte sich Sheila zu. »Auf Sie übrigens auch, Mrs Humphrey. Wir haben mit Mr Watts und Mrs Barnes Wetten auf Sie abgeschlossen.«
Sheila sah James an. »Was soll das? Wetten? Von was redet der?«
»Larbi, nun bitte die Herrschaften doch herein«, erklang eine weibliche Stimme hinter ihm.
»Aber ja, kommen Sie«, sagte der Nordafrikaner, zur Seite tretend. »Und nehmen Sie doch bitte Platz!« Er wies auf eine kleine Sitzecke, aus der Judy Kappel sich erhob und ihnen jetzt strahlend entgegenkam.
»Ich bin froh, dass Sie hierhergefunden haben.« Sie schüttelte ihnen die Hand. »Den Triumph habe ich Mr Wattsnämlich nicht gegönnt, dass er morgen beim Geburtstag von Mrs Barnes die Katze aus dem Sack lässt.«
»Welchen Triumph?«, fragte Sheila. Sie sah James an. »Wissen Sie, was hier los ist?«
»Den Triumph, unsere dummen Gesichter zu sehen«, sagte James. Er sah Judy Kappel an. »So ist es doch, nicht wahr?« Judy Kappel zuckte verlegen die Schultern.
»Darf ich fragen, in welcher Beziehung Sie beide zu Jeremy Watts stehen?«, fragte James.
»Ich bin, wie Sie wissen, Mrs Barnes’ rechte Hand«, erklärte Judy Kappel bereitwillig. »Larbi, mein Mann, arbeitet schon seit Jahren auf diesem Schiff als Kellner. Als ich Mrs Barnes vor einiger Zeit davon erzählte, meinte sie, das sei ja ein toller Zufall, denn das sei das Schiff ihres geschiedenen Mannes, Jeremy Watts. Ich glaube, durch meinen Mann und mich ist Mr Watts dann später überhaupt erst auf die Idee gekommen.«
»Welche Idee, verdammt noch mal?«, fragte Sheila.
»Die Idee zu dieser Farce«, sagte James ruhig. »Ein Kasperletheater, inszeniert von Jeremy Watts und Ihrer Mutter, mit Ihnen und mir als Kasper und Gretel, die hilflos umhertappen auf der Suche nach verschwundenen Passagieren, während die beiden Strippenzieher sich ins Fäustchen lachen.«
Sheila stand mit offenem Mund da. James hatte sie selten sprachlos erlebt, doch jetzt blickte sie nur noch entgeistert vom einen zum anderen.
Larbi machte sich an der Bar zu schaffen und kam mit zwei gut gefüllten Whiskygläsern zurück. »Hier, trinken Sie erst einmal einen Schluck!« James schob das dargebotene Glas beiseite. »Wo ist Eden?«
Judy Kappel deutete nach rechts. »In der Kabine nebenan. Warten Sie, ich hole ihn. Er wird sich ebenfalls freuen, dass es vorbei ist.« Judy Kappel verließ den Raum und kehrte kurze Zeit später mit Eden zurück, der verlegen grinste. »Meinen Glückwunsch, Sie haben es geschafft«, sagte er mit einer leichten Verbeugung in Richtung Sheila. »Ich freue mich sehr darüber.«
»Sie haben sich also einfach hier unten versteckt«, stellte Sheila tonlos fest.
»Ja«, bestätigte Eden. »Wir hatten Weisung, so lange hier unten zu bleiben, bis Mr Watts uns Bescheid geben würde, wieder hochzukommen. Er versprach, das Spiel sei spätestens an Phyllis’ Geburtstag vorbei, und dann könnten wir uns wieder frei auf dem ganzen Schiff bewegen.«
»Er hat Sie dafür bezahlt«, stellte James fest. »Wie viel war ihm der Spaß wert?«
»Bei mir war es nur ein kleiner Spesenzuschlag auf mein Gehalt«, sagte Judy Kappel. »Und die Reise natürlich. Ab morgen hat auch mein Mann frei, sodass wir die Rückreise nach Marseille dann gemeinsam genießen können. Mein
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