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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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protestierten empört, und Wörter wie »absurd« und »ungeheuerlich« drangen aus dem aufgeregten Stimmengewirr. Nur Sheila und Mr Chandan blieben stumm. Sheila nagte an ihrer Unterlippe, Mr Chandan starrte ins Leere. »Was denken Sie, Sheila?«, fragte James.
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll.« Sheila sah ihn mit Tränen in den Augen an. »Jeremy ein Monster, das zum eigenen Vergnügen Menschen in den Tod springen lässt? So unmenschlich ist doch niemand. Über Leichen zu gehen, nur um sich selbst zu amüsieren? Das wäre doch krank, oder?«
    James wandte sich wieder Mr Chandan zu. »Sie kennen Mr Watts vielleicht besser als jeder andere hier im Raum. Halten Sie es für ... denkbar?« Mr Chandan starrte weiter an James vorbei ins Leere und schwieg.
    »Mr Chandan, Sie erwähnten, Mr Watts habe eine Waffe, nicht wahr?«
    Endlich schaute Mr Chandan James wieder an. »Er trug seine Waffe bei sich, als wir uns das letzte Mal gesehen haben.«
    Jetzt verstummten alle, und jeder versuchte für sich zu verarbeiten, was die Worte Chandans möglicherweise bedeuteten. »Bleiben Sie bitte heute Nacht alle in Ihren Kabinen und schließen Sie ab«, sagte James schließlich.»Was denken Sie, James?«, fragte Sheila, als sie mit Mr Chandan zu den Aufzügen gingen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte James und gähnte. »Ich weiß nur, dass ich todmüde bin. Aber bevor ich ins Bett gehe, will ich noch einmal mit dem Kapitän sprechen. Vielleicht ist er jetzt endlich bereit, zu handeln und eine allgemeine Warnung durchzusagen.« Er klopfte Mr Chandan auf die Schulter. »Gehen Sie ruhig zu Bett, Mr Chandan. Und wenn der Kapitän nach allem, was bisher passiert ist, auch jetzt nicht handelt, dann hat er das zu verantworten. Wir können heute Nacht nicht mehr tun, als gut auf uns selbst aufzupassen, nicht wahr. Falls Mr Watts nach Ihnen rufen sollte, tun Sie nichts, ohne mir vorher Bescheid zu geben. Spielen Sie bloß nicht den Helden, nicht wahr! Kein Alleingang, bitte!«
    Mr Chandan nickte. »Soll ich die anderen informieren?«
    »Ja, gute Idee, tun Sie das.«
    Sie fuhren gemeinsam bis zur siebten Etage, wo Mr Chandan ausstieg. Sheila und James fuhren weiter hoch zur Brücke. Sobald sich die Aufzugtüren hinter ihnen geschlossen hatten und der Aufzug angefahren war, drückte er auf »Stopp«, griff in seine Jacketttasche und holte sein Handy heraus. »Ich habe Mr Chandan einen Peilsender in seinen Dhoti gesteckt«, erklärte er hastig. »Haben Sie mitbekommen, wie nervös er plötzlich wurde, als sich herausstellte, dass Eden und Judy Kappel putzmunter waren? Keine Spur von Erleichterung oder Freude, sondern pure Nervosität; der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er war, wie wir alle hier, davon ausgegangen, dass es einen Serienkiller gibt. Jeremy und Phyllis haben sich ja wirklich große Mühe gegeben, uns das glauben zu machen. Und darin sah er seine große Chance – als Trittbrettfahrer.«
    Sheila sah ihn mit großen Augen an. »Mr Chandan? Sie meinen, er ist der Killer?«
    »Ja.«
    »Aber warum hätte er das tun sollen, er kannte diese Menschen doch gar nicht.«
    »Zur Ablenkung. Sein eigentliches Opfer ist Jeremy. Versetzen Sie sich einmal in Mr Chandans Lage: Er bekommt mit, dass Eden Philpotts verschwindet, dann Judy Kappel. Er denkt zweierlei. Erstens: Es gibt einen Serienkiller. Zweitens: Da hänge ich mich dran und schaffe Jeremy aus dem Weg, es wird aussehen, als wäre er auch ein Opfer des Killers. Doch der Plan hat einen Schönheitsfehler: Sowohl Judy Kappel als auch Eden Philpotts gehören zur Geburtstagsgesellschaft Ihrer Mutter. Mr Chandan wird das für einen Zufall gehalten haben, aber für einen, der ihm absolut nicht gelegen kam: Wenn Jeremy über Bord ginge, wäre er das dritte Opfer aus unserer Mitte. Der Fokus der polizeilichen Ermittlungen würde sich unweigerlich auf unseren kleinen Kreis und damit auch auf Mr Chandan richten. Genau das wollte er verhindern, und deshalb mussten zwei Außenstehende daran glauben. Er konnte es schließlich nicht dem Zufall überlassen und darauf warten, dass der vermeintliche Serienmörder beim nächsten Mal ein Opfer aus anderen Reihen wählen würde. Nein, Mr Chandan hat selbst dafür gesorgt, dass die Morde auf diesem Schiff als Tat eines Wahnsinnigen erscheinen, der seine Opfer so zufällig wählt, wie man einen Apfel vom Obstteller greift.«
    »Aber warum sollte er Jeremy umbringen wollen? Was hat er davon?«
    James zeigte auf das Display seines Handys. »Sehen Sie, das

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