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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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Onkel bekommt etwas mehr. Er ist ein echter Schauspieler.«
    »Ihr Onkel?«, hakte James nach.
    »Ja«, sagte Judy Kappel. »Eden ist mein Onkel.«
    »Und er heißt nicht Philpotts«, stellte James fest. »Deswegen haben wir ihn in keiner Datei und auch nicht im Internet finden können.«
    »Meine Mutter hat einen Schauspieler geheiratet?«, fragte Sheila.
    Eden lachte unbehaglich. »Nein. Das mit der Eheschließung gehörte mit zum Konzept. Es war Mr Watts’ Idee. Ermeinte, wenn ich verschwinde, würden Sie beide bestimmt denken, ich sei ein Heiratsschwindler.«
    »Meine Mutter war in den Plan eingeweiht?« Sheilas Stimme klang belegt.
    Ihre Entrüstung war so ehrlich und so tief, dass Judy Kappel und ihr Onkel einen verunsicherten Blick austauschten.
    »Mrs Humphrey«, sagte Larbi Lachoubi beschwichtigend, »es sollte doch nur ein Spaß sein, eine Art Gesellschaftsspiel, um uns allen die Zeit zu vertreiben, um für ein wenig Amüsement und Aufregung an Bord zu sorgen. Mr Watts wollte einfach nur die Fäden im Hintergrund ziehen, die Puppen tanzen lassen, wie er immer sagt. Und Ihre Mutter wollte nur, dass wir uns alle prächtig amüsieren und eine Reise erleben, die unvergesslich bleibt.«
    James erinnerte sich daran, wie die alte Dame mit blitzenden Augen angekündigt hatte, sie wolle es an ihrem letzten runden Geburtstag noch einmal so richtig krachen lassen. Und an den herausfordernden Blick, als sie ihn Null-Null-Siebzig genannt hatte. Wahrscheinlich war es ihre Idee gewesen, und das schon damals im Wintergarten, als sie ihn zu dieser Reise eingeladen hatte.
    »Ein Spaß?« Sheila hatte ihre Sprache wiedergefunden. »Ein Spaß? Was ist denn daran bitte sehr so lustig, wenn wir vor Sorge fast krank werden? Ein Gesellschaftsspiel? Wer hat mich denn gefragt, ob ich bei dieser bescheuerten Schmierenkomödie mitmachen will? Was ist das für ein ... für ein gemeines, menschenverachtendes Scheißspiel, bei dem Mr Gerald und ich die ahnungslosen Idioten und die anderen Gäste nur, nur ... gottverdammte Staffage sind?« Sie sah Judy Kappel entsetzt an. »Oder wussten etwa alle davon außer uns?«
    »Nein, nein«, beeilte Judy Kappel sich zu versichern, »Mrs Barnes und Mr Watts haben niemand anderem Bescheid gesagt, nur mein Onkel, mein Mann und ich wurden eingeweiht. Noch nicht einmal der Kapitän weiß Bescheid.«
    »Das erklärt, warum Jeremy so blass wurde, als ich ihm von der Wasserleiche berichtete«, überlegte James.
    »Wasserleiche?«, fragte Larbi Lachoubi verwirrt. »Welche Wasserleiche?«
    James nickte. »Sie haben richtig gehört. Aus dem Spaß ist Ernst geworden.«
    »Ein Unfall?«, fragte Eden.
    »Ich fürchte nicht«, sagte James.
    »Sie müssen uns das wirklich glauben«, beteuerte Judy Kappel, »Mrs Barnes und Mr Watts wollten sich nicht über Sie lustig machen. Es sollte nur ein Zeitvertreib sein, und hinterher hätten alle darüber gelacht. Morgen bei der Geburtstagsparty wären wir ja wieder aufgetaucht.«
    »Wie denn?«, warf Sheila zynisch ein. »Wären Sie als Bunny aus der Geburtstagstorte gehüpft?«
    Judy Kappel schüttelte den Kopf, als wäre der Einwurf ernst gemeint gewesen. »Nein, es war eine Zaubershow geplant. Mein Onkel und ich wären – herbeigezaubert worden.«
    Sheila vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Das darf doch nicht wahr sein.« Dann sah sie James an. »Es tut mir leid, James, dass Sie durch mich in diesen Wahnsinn hineingezogen wurden. Ich schäme mich so.«
    James wandte sich an Mr Chandan, der regungslos neben ihm stand. »Sie waren auch nicht eingeweiht?«
    »Nein«, sagte Mr Chandan. Auf seiner Stirn standenSchweißperlen. Die Enthüllungen waren auch für ihn zu viel, er ging zu einem freien Stuhl und setzte sich.
    »Seit wann wussten Sie es, James?«, fragte Sheila. Sie sah zu Boden, die rotbraunen Locken fielen ihr ins Gesicht. Er legte die Hand auf ihren Arm.
    »Unterbewusst habe ich begonnen es zu ahnen, als wir im Kasperletheater waren, und zwar bei der Szene, als der Kasper den Hai gesucht hat. Der Hai hat sich direkt hinter ihm versteckt, aber weil der Kasper immer nach vorn zu den Kindern geschaut hat, konnte er ihn nicht finden. Da kam mir der Gedanke: Was, wenn es uns wie dem Kasper geht? Wenn wir nur immer in die falsche Richtung schauen? Wenn da irgendwo ein Publikum ist, das uns zuschaut und sich amüsiert wie die Kinder beim Kasperletheater? Außerdem erschien alles so bizarr: Edens Verschwinden, dann, dass wir ihm durch Zufall in Nizza begegnet

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