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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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der Waffe bedroht und gezwungen, über Bord zu springen.«
    »Hat er ihn erkennen können?«
    »Nein, er war vermummt.«
    »Was werden Sie jetzt tun bezüglich Mr Watts?«
    »Wir lassen ihn ausrufen. Falls er sich nicht meldet, suchen wir weiter.«
    Nachdenklich hängte James den Hörer ein.
    »Was ist?«, fragte Sheila. James drehte sich zu ihr um. »Die Rettungsaktion war erfolgreich, meldet der Kapitän. Aber es ist nicht Jeremy.«
    »Nicht Jeremy?«, wiederholte Sheila ungläubig.
    »Vom Weinen zum Lachen ist es ein angenehmer Schritt, mit dem aller Kummer vergessen wird«, zitierte James nachdenklich.
    »Was reden Sie da?«, fragte Sheila.
    »Das war der Spruch, den Jeremy in seinem Glückskeks hatte, wissen Sie nicht mehr? Aber es kam genau anders herum. Aus Spaß wurde blutiger Ernst.«
    James wandte sich an Charles Walther. »Es ist wichtig, dass in dieser Nacht jemand bei Sheila und Phyllis bleibt.«
    Charles Walther nickte. »Das würde ich ohnehin tun.«
    »Ich verlasse mich darauf!«
    Sheila stand auf. »Wenn Sie jetzt allein losgehen wollen, James, müssen Sie mich schon k. o. schlagen!«, protestierte sie.
    »Glauben Sie mir doch, es ist einfach zu gefährlich.«
    »Für mich nicht gefährlicher als für Sie.«
    »Ich will nicht, dass das hier eine Wiederholung von Hastings wird«, sagte James.
    »Spielen Sie sich nicht als der unverwundbare Held auf. Ich war damals schneller wieder fit als Sie. Sagen Sie mir endlich, was Sie vorhaben.«
    James hatte es befürchtet. Es war zwecklos, Sheila davon abhalten zu wollen, mitzukommen. »Na schön«, sagte er. »Lassen Sie uns zuerst noch einmal zur Kabine von Jeremy gehen.«
    »UND DANN ZU DEM AFRIK ANER?«, schrie Sheila, um die Lautsprecherdurchsage zu übertönen, die Jeremy Watts in diesem Moment dazu aufforderte, sich umgehend an der Rezeption zu melden. »Warum der Afrikaner? Haben Sie ihm nicht geglaubt?«
    James nickte. »Er war der Mann, den ich in Nizza mit Miss Kappel gesehen habe. Da gibt es keinen Zweifel.«
    »Und?«, fragte Sheila weiter. Zwei steile Falten erschienen zwischen ihren Augen. Sie war nicht gewillt, sich mit bruchstückhaften Informationen abspeisen zu lassen.
    »Ich denke, dieser Larbi Lachoubi ist der Schlüssel zum Verschwinden von Miss Kappel und Eden Philpotts.«
    »Sie meinen, er hat sie umgebracht?«
    James schüttelte den Kopf. »Nein. Aber durch ihn werden wir erfahren, was mit ihnen passiert ist, und finden sie vielleicht sogar. Aber zuerst will ich mir die Kabine von Jeremy genauer ansehen. Denn dieses Theater hat womöglich zwei Akte, und der zweite ist es, der mir wirklich Sorgen macht.«
    Sheila sah ihn von der Seite an. »Geht es etwas genauer? Sagen Sie mir gefälligst alles, was Sie wissen.«
    »Ich weiß nicht mehr als Sie, Sheila. Momentan habe ich nichts weiter als eine These, und die stützt sich auf Intuition.« Er zog den Hai aus der Tasche. »Im Grunde habe ich meine Eingebung dieser Handpuppe zu verdanken.« Er streichelte dem Hai über den plüschigen Kopf. »So ist es doch, nicht wahr: Während wir gebannt dem Geschehen auf der Bühne folgen, übersehen wir, dass die wirkliche Bestie mitten unter uns ist.«
    »Wer ist der Hai, James?«, fragte Sheila leise.
    James zuckte die Schultern. »Ich wünschte, ich wüsste es. Kommen Sie, lassen Sie uns in Jeremys Kabine schauen, ob wir etwas herausfinden, das uns weiterhilft.«
    Sie versuchten es zunächst mit Klopfen, und als niemand aufmachte, klopfte James an Mr Chandans Tür, der nebenan wohnte. Es dauerte eine Weile, bis er aufmachte, aber James und Sheila blieben hartnäckig, denn offenbar hörte er sie nicht. Das harte, scheppernde Stakkato von Bambusklappern, Gong und Becken einer chinesischen Oper drang durch die geschlossene Tür. Erst als James und Sheila in einer ruhigeren Gesangsphase gemeinsam gegen die Türtrommelten, verstummte die Musik ganz, und Mr Chandan machte auf, entschuldigte sich mehrmals und holte sogleich die Schlüsselkarte zu Jeremys Kabine. Sie war genau so, wie James es erwartet hatte: dreimal so groß wie die anderen Kabinen, luxuriös ausgestattet und sehr aufgeräumt. Nur die Obstschale auf dem Tisch und ein Buch auf der Ablage neben dem Bett wiesen darauf hin, dass diese Kabine bewohnt war. James warf einen Blick ins Badezimmer. Auch hier gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass etwas Besonderes vorgefallen sein könnte. Die Handtücher waren frisch, Rasier- und Zahnputzzeug, Shampoo, Fläschchen, Tuben und Medikamente standen

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