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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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habe ich mir gedacht. Mr Chandan ist schnurstrackswieder in seine eigene Kabine gegangen. Er wird wieder seine chinesische Oper laut stellen und da weitermachen, wo er aufgehört hat, als wir an seine Tür geklopft haben. Jetzt müssen wir schnell sein!« Er entsperrte den Aufzug und ließ ihn wieder zum Deck 7 fahren.
    »Und jetzt?«, fragte Sheila. »Rufen wir den Sicherheitsdienst?« James nickte, während er die Nummer des Kapitäns eintippte. Um keine langwierigen Diskussionen zu riskieren, meldete er sich als Jeremy Watts und gab Anweisung, dass sofort mindestens drei Männer vom Sicherheitsdienst zur Kabine von Mr Chandon kommen sollten.
    »Aber was hat Mr Chandan davon, wenn er seinen Arbeitgeber umbringt?«, fragte Sheila erneut, während sie an seiner Seite über die Flure des siebten Stocks eilte. »Hasst er ihn so sehr?«
    »Er wäre ein Heiliger, wenn nicht«, sagte James. »Jeremy behandelt ihn wie einen Leibeigenen. Aber ich denke, es geht um mehr. Deshalb ist Jeremy auch noch nicht tot. Mr Chandan will nämlich noch etwas von ihm.«
    »Sie meinen eine Aktien-Überschreibung oder dass er ihn in seinem Testament bedenkt?«
    »Ja, und außerdem will er Jeremy als den Mörder hinstellen«, sagte James. »Bevor er Jeremy über Bord wirft, wird er ihn zwingen, einen Abschiedsbrief zu schreiben, in dem er die Morde an diesem Douglas Etherington und dem anderen Mann gesteht, den man noch retten konnte.«
    Sheila lachte bitter auf. »Wenn er das vorhat, kennt er seinen Boss schlecht. Jeremy lässt sich von niemandem zu etwas zwingen. Da würde er lieber sterben!«
    James ließ Sheila die Illusion. Er kannte die zahlreichen Methoden, mit denen man den Willen eines Menschenbrach, nur zu gut und wusste, dass es lediglich eine Frage der Zeit war, bis auch Jeremy so weit war. Außerdem ging es gar nicht darum, ob Jeremy starb oder nicht. Mr Chandan würde Jeremy auf jeden Fall töten. Die Frage war nur, wie viel Schmerzen er Jeremy vorher zufügte. Und er wusste, es gab sehr schnell einen Punkt, an dem einem wirklich alles egal war, auch der eigene Tod, wenn nur die Schmerzen aufhörten.
    Die drei Männer vom Sicherheitsdienst und der Erste Offizier trafen gleichzeitig mit ihnen vor Mr Chandans Kabine ein. James legte den Finger an die Lippen, eilte ein paar Schritte weiter den Gang hinunter, klopfte drängend an die Tür von Richards und Ivys Kabine und informierte die jungen Leute, die schon im Schlafanzug waren, in aller Kürze über ihren Verdacht, dass Mr Chandan Jeremy in seiner Kabine gefangen hielt. Dann eilte er zurück zu den anderen. James bedeutete der kleinen Gruppe, zur Seite zu treten, damit Mr Chandan sie nicht gleich sah, wenn er die Tür öffnete. Dann klopfte er an, die Pistole hinter dem Rücken versteckt. Nichts rührte sich, nur die laute, von Bambusklappern, Gong und Becken durchsetzte chinesische Oper drang wieder durch die geschlossene Tür. Über den Flur eilte Richard hinzu, barfuß, aber mit Jeans und T-Shirt. James klopfte lauter, schließlich hämmerte er mit der Faust an die Tür und rief: »Mr Chandan, machen Sie auf, es ist wichtig!« Endlich öffnete sich die Tür einen Spalt, und Mr Chandans Kopf erschien.
    Er war außer Atem, sein Dhoti war nass. »Was ist los?«
    »Lassen Sie uns bitte herein«, sagte James.
    »Das ist nicht möglich«, sagte Mr Chandan auf Chinesisch. »Ich habe ... Besuch von einer Dame.«
    James gab den Sicherheitskräften ein Zeichen, und sie alle drängten sich an dem heftig protestierenden Chinesen vorbei in den kleinen Raum.
    James sah sich schnell in der Kabine um. »Wo ist denn die Dame?«
    Mr Chandan deutete auf eine kleine Tür, hinter der ein Rauschen zu hören war. »Sie duscht«, sagte er mit zusammengepresstem Kiefer. Er hatte den liebenswürdigen, leicht unterwürfigen Tonfall des Bediensteten abgelegt. »Verschwinden Sie aus meiner Kabine, Mr Gerald. Das ist eine Unverschämtheit.«
    James öffnete die Badezimmertür. Mr Chandan machte einen Satz nach vorn und wollte ihn daran hindern, doch zwei der Sicherheitsmänner hielten ihn zurück. Unter dem dampfenden Wasserstrahl der Dusche hockte Jeremy, nackt, an Hand- und Fußgelenken zu einem unbeweglichen Bündel zusammengeschnürt. Seine Augen waren verbunden, im Mund steckte ein Waschlappen, und vor ihm stand ein großer Wassereimer. Sein Rücken war krebsrot. James stellte das Wasser ab, zog den Waschlappen vorsichtig aus Jeremys Mund und fühlte mit der anderen Hand seinen Puls. Vorsichtig

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