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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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wäre zu auffällig gewesen, wenn es beide getroffen hätte. Ich wollte lieber Richard über Bord werfen, denn dann wäre Ivy sofort frei gewesen, und über kurz oder lang hätte der Kleine alles geerbt. Aber das wollte Ivy nicht. So kamen wir auf die Idee mit der Testamentsänderung, nach der ich die kostbare Uhrensammlungerben würde. Wir hätten ein Jahr gewartet, dann hätte Ivy sich scheiden lassen.«
    »Ja«, sagte James, »zumindest hat Ivy Sie das glauben lassen. In Wahrheit waren Sie nur ihre Waffe, waren Sie nichts weiter als ein gefährliches Tier, das sie gezielt auf die Menschen gehetzt hat, die sie loswerden wollte. Eine Waffe, derer man sich lieber entledigt, wenn man sie nicht mehr braucht, damit sie einen nicht verrät.«
    »Ich werde Sie anzeigen«, zischte Ivy. »Wegen Körperverletzung, Mr Gerald. Und wegen Rufschädigung und Verleumdung und übler Nachrede. Das wird ein Nachspiel für Sie haben, darauf können Sie sich verlassen. Sie werden es bereuen, mit an Bord gekommen zu sein!«
    »Das habe ich schon«, gab James zurück. »Aber gerade jetzt in diesem Augenblick fange ich an, dieser Reise doch etwas Gutes abzugewinnen. Es ist immer interessant, wenn jemand aufhört, Theater zu spielen. Sie haben die Rolle der sanftmütigen Altruistin abgestreift. Der Eigennutz spricht allerhand Sprachen und spielt allerhand Rollen, aber am liebsten die des Uneigennützigen.«
    Ivy wandte sich an ihren Mann. »Du glaubst diese Unverschämtheiten doch nicht, oder?«
    Richard Watts sah James an. »Warum sind Sie so sicher?«
    James legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wenn Sie mich fragen, ob ich ziemlich sicher bin, so würde ich Ja sagen. Weil ich weiß, dass die beiden ein Paar sind. Aber absolute Gewissheit habe ich nicht.« Er sah zu Mr Chandan. »Es sei denn, Mr Chandan hat handfeste Beweise, was ich aber kaum glaube, nicht wahr, Mr Chandan? Dazu ist Ivy viel zu klug. Also wird vor Gericht Aussage gegen Aussage stehen. Dass ihre Frau vor Gericht kommt und nicht etwa Sie sichauf der Anklagebank wiederfinden, Richard, das wollte ich erreichen, indem ich zunächst Sie beschuldigte.« James zuckte die Schultern. »Ich bitte um Verzeihung, es war nur zu Ihrem Besten. Und ich bin froh, dass dieser Trick funktioniert hat. Dass ich Ivy aus der Reserve locken konnte und es so eng für sie wurde, dass sie zum Angriff überging. Das hat Mr Chandan endlich die Augen geöffnet, sonst hätte er Sie, Richard, womöglich bis zum bitteren Ende belastet, um Ivy zu schützen. Jetzt wird sie sich zumindest für versuchten Mord verantworten müssen, möglicherweise sogar für Planung und Anstiftung zum Mord aus niedrigen Motiven. Dabei wird sicherlich hilfreich sein, dass in der Testamentsvorlage, die Jeremy abschreiben sollte, keineswegs Richard als Haupterbe stand, wie ich gesagt habe, sondern sein Urenkel, Jamie. Ivy hat das sehr geschickt eingefädelt, sie wollte den König töten, den Kronprinzen um sein Erbe bringen und ihren Sohn direkt auf den Thron heben.«
    Ivy, die immer noch auf dem Boden lag, richtete ihren Oberkörper auf. »Sie haben gelogen!«
    James nickte. »Ja. Ich wollte schauen, was passiert, wenn Sie annehmen, dass Ihr Geliebter Sie hintergangen hat.«
    Es klopfte dreimal kurz an der Tür. Fast im selben Moment wurde sie aufgerissen, und der Arzt, vier Sanitäter und zwei zusätzliche Leute vom Wachpersonal drängten sich in die enge Kabine. »Kommen Sie, Sheila«, sagte James. Er griff nach ihrer Hand und bahnte ihnen einen Weg nach draußen.
    Auf dem Flur erwartete sie ein Menschenauflauf. Etliche Passagiere hatten den Schuss und den anschließenden Tumult gehört und versammelten sich nun mit einer Mischung aus Beunruhigung, Angst und Sensationsgier vorder Kabine. Sheila ignorierte die fragenden Blicke, riss sich von James los und eilte davon. James wollte ihr folgen, wurde aber von Luigi, Monty, Al und Rosie aufgehalten, die erfahren wollten, was los sei. Er klärte sie kurz darüber auf, dass Jeremy wieder da und die Bedrohung überwunden sei, alles Weitere würde er ihnen morgen erklären. Die Krankenstation war belegt. Noch mehr Zusammenbrüche durfte es auf keinen Fall geben. Keiner der Anwesenden war mehr der Jüngste. Außerdem empfand er zum ersten Mal so etwas wie Verbundenheit mit seinen Reisegefährten. Es war besser, wenn ihnen das ganze Ausmaß des Schreckens erst später bewusst würde: wenn die Sonne sie wärmte und in der Ferne Land zu erahnen war. Nicht jetzt, mitten in der Nacht

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