Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)
sagte Sheila.
»Sie verwechseln da etwas.« James setzte einen Fünfzig-Euro-Chip auf Schwarz und deutete zum Blackjack-Tisch. »Der da behandelt Sie wie ein Kind, nicht ich.«
Sie setzte fünfzig Euro auf Rot. »Sie auch. Ich lasse mich nicht entmündigen und kann sehr gut für mich selbst sprechen.«
»Jeremy hat Sie entmündigt. Ich habe Sie nur unterstützt.«
»Ich brauche Ihre Unterstützung aber nicht.«
Alle Augen folgten der weißen Kugel, die der Croupier mit einer geschmeidigen Handbewegung zum Rollen brachte. Nach einigen Runden stolperte sie über die Zahlenkästchen, sprang und hüpfte und blieb schließlich, begleitet von Lauten der Enttäuschung, auf der grünen Null liegen. »Dasdarf doch nicht wahr sein«, stöhnte Sheila, als ihre beiden Jetons einkassiert wurden.
»Macht nichts, das holen wir uns wieder.«
Sie lachte. »Sagte der Spieler, bevor er Haus und Hof verpfändete.«
»Ein bisschen mehr Vertrauen könnten Sie schon in mich setzen. Wie wäre es mit einer Wette? Wenn ich es schaffe, unser Geld zurückzuholen, gehen wir davon essen.«
»Und wenn Sie verlieren?«
»Ich verliere nicht.«
»Hochmut kommt vor dem Fall. Aber gut, James, wenn Sie am Ende mittellos dastehen, werde ich Sie durchfüttern!«
»Kommen Sie!« Er führte sie vom Roulettetisch weg und aus dem großen Saal heraus in einen kleineren Nebenraum. »Am Poker-Tisch sind die Möglichkeiten, selbst etwas für sein Glück zu tun, größer.«
»Das hätten Sie mir sagen müssen, James. Pokern ist doch einfach.«
»Spielen Sie mit?«
»Nein, das wäre unfair. Ich durchschaue Sie zu gut.«
»So, glauben Sie.« Sie nahmen am Tisch Platz. »Ihr Stiefbruder scheint Ihre Vorliebe fürs Pokern zu teilen«, bemerkte James.
»Ich weiß«, antwortete sie und lächelte Monty zu, der ihnen gegenübersaß. »Er hat es mir beigebracht. Lassen Sie sich nicht von seinem harmlosen Gesicht täuschen, James. Er ist ein Profi.«
»Unterstützung aus der Familie kommt mir gerade recht«, sagte Monty. Auf seiner Stirn glänzten Schweißperlen.
»Unterstützung? Wir sind der Feind«, gab Sheila zurück.»Jetzt kommt die Stunde der Vergeltung für die Münzsammlung, die du mir damals abgeknöpft hast. Ich habe ziemlichen Ärger mit meinem Vater bekommen deswegen.«
Monty winkte ab. »Die war doch nichts wert!«, krächzte er. »Ebenso wenig wie dieser bunte Ring.«
»Hast du den etwa noch?« Sheilas Stimme überschlug sich fast vor Aufregung.
»Natürlich.« Monty grinste. »Ich lege ihn inoffiziell als Einsatz obendrauf«, sagte er leise, damit die Angestellte des Spielcasinos nichts davon mitbekam. »Wir spielen Texas Hold’em. Wenn du am Ende gewinnst, kriegst du den Ring zurück. Was legst du dafür drauf?«
»Vergiss es«, winkte Sheila ab.
James schob den rechten Ärmel seines Jacketts etwas nach oben, sodass seine Uhr sichtbar wurde. »Einverstanden?«
Monty erhob sich, kam zu ihnen und beugte sich zu James hinab. Sein Atem war unangenehm heiß an James’ Ohr. »Das wäre kein fairer Tausch«, flüsterte er. »Der Ring, um den es geht, besteht aus Blech und bunten Glasperlen.«
James sah Sheila überrascht an. »Den wollen Sie wiederhaben?«
»Will ich ja gar nicht«, sagte Sheila und sah zur Decke.
»Sentimentalität«, flüsterte Monty ihm zu. »Den hat sie als Rotzgöre wahrscheinlich von einem kleinen walisischen Bauernjungen bekommen, der ihn für ein paar Pence aus dem Kaugummiautomaten geholt und ihr geschenkt hat, um mit ihr rumzuknutschen.«
»Also abgemacht, Uhr gegen Ring«, sagte James.
Monty grinste. »Sie müssen selbst wissen, was Sie tun.Aber sagen Sie hinterher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt. Schöne Uhr, übrigens. Alt?«
»1955.«
»Sie setzen diese Uhr aufs Spiel, die Sie schon so lange haben?« Sheila war fassungslos.
»Ich werde sie ja nicht verlieren.«
»James, das lasse ich nicht zu. Dieser Ring ist wertlos.«
»Sie hängen daran, also ist er nicht wertlos.«
Die Karten wurden ausgeteilt, James nahm seine Karten auf und nickte Monty zu, der wieder gegenüber Platz genommen hatte.
Sheila stand empört auf. »Mir reicht es.«
»Sheila, ich tue das hier für Sie«, sagte James, während er sein Blatt prüfte.
»Für mich? Lächerlich. Tun Sie, was Sie tun müssen, um sich als Held zu fühlen, aber ich will mir das nicht mitansehen. Ich warte draußen. Viel Glück.«
Er legte die Karten verdeckt ab und lächelte. »Mit Glück hat das wenig zu tun.«
»Natürlich kann ich nicht mit
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