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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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Montys Kenntnissen konkurrieren, was die Restaurantszene der Côte d’Azur angeht«, sagte er eine Viertelstunde später zu Sheila, »aber wozu gibt es Taxifahrer? Einer von denen wird uns mit Sicherheit zu einem ausgezeichneten Fischrestaurant bringen.«
    »Immer vergessen Sie, dass ich keine Tiere esse.«
    Er seufzte.
    »Muscheln wären okay«, lenkte sie ein.
    »Aber Sie wissen schon, dass Muscheln keine Pflanzen sind?«
    »Muscheln haben kein Gesicht«, rechtfertigte sie sich.
    »Ach so, verstehe«, sagte James, während sie zur Kasse gingen, um die Jetons umzutauschen. »Pech für die kleinen Dinger, dass sie nicht niedlich sind.«
    »Sie machen mir ein schlechtes Gewissen.«
    »Man kann niemandem ein schlechtes Gewissen machen, wenn er nicht schon eins hat.«
    »Ach, James, jetzt haben Sie es geschafft. Es ist nur so, dass ich Muscheln für mein Leben gern esse, immer schon. Aber Sie haben ja recht, es sind Lebewesen, die wegen mir sterben müssen.«
    »Ihre Probleme möchte ich haben«, bemerkte er. »Ich wünschte, ich hätte nur Muscheln auf dem Gewissen.«
    Ihre Augen weiteten sich in einer Mischung aus Schreck und plötzlichem Mitgefühl. Sie legte ihm zögernd eine Hand auf den Arm. »Wenn Sie darüber reden möchten, James, manchmal hilft es, wenn ...«
    »Bei mir sind es Nacktschnecken«, unterbrach er sie schnell. Er bemühte sich, weiter ein ernstes Gesicht zu machen, während sie ihn verwirrt anstarrte. »Es war im Frühjahr«, fuhr er fort, »Sie hatten diese Schneckenplage im Wintergarten, wissen Sie noch? Und ich brauchte damals noch den Rollator. Fast jedes Mal, wenn ich Sie besuchte und wir in den Wintergarten gingen, ist mir eine unter die Räder gekommen.«
    »Absichtlich?« Ihre Augen wurden schmal.
    »Es ging immer alles so schnell.«
    »Sehr witzig, James.«
    Er grinste. »Ich weiß, es war ein Fehler, Sie damit zu belasten.«
    Sie schüttelte den Kopf, und rund um ihre Augen erschienen Lachfältchen. »Sie sind unmöglich.«
    »Können Sie es für sich behalten, Sheila?«
    »Ihr schmutziges kleines Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben.«
    Er klopfte ihr auf die Schulter. »Kluges Mädchen. Sie wissen ja, was mit Geheimnisträgern passiert, die plaudern ...«
    Sheila verdrehte die Augen. »Ja, ja, schon klar, Null-Null-Siebzig.«
    James half ihr in den Mantel. »Ihr Stiefbruder schickt Ihnen den Ring übrigens, sobald er wieder zu Hause ist.«
    Sie sah ihn verblüfft an. »Sie haben es also tatsächlich geschafft.«
    »Dass Sie kein Vertrauen in meine Fähigkeiten haben, ist etwas kränkend. Warum hängt Ihr Herz eigentlich so an diesem Ring? Oder liegt das in der Familie, diese Sammelwut, was Ringe angeht?«
    Sheila wich seinem Blick aus. »Ach, Sie wissen ja, man hängt an Sachen, die einem als Kind wichtig waren.«
    James wartete, dass sie weiterreden würde, aber sie deutete nach vorn: »Da, ein Taxi!«
    Zwei Stunden später saßen sie unter einer bunten Lampiongirlande und genossen den Blick auf den Hafen und den Burgberg. Das Essen war vorzüglich gewesen. Sheila hatte Muscheln mit Pommes frites bestellt, James ein Thunfischsteak. Er sah Sheila gern dabei zu, wie sie geschickt eine leere Schale benutzte, um das Fleisch aus den Muscheln zu picken. Er selbst hantierte lieber mit weniger natürlichen Esswerkzeugen.
    Sheila säuberte ihre Hände im Zitronenwasser und seufzte. »Das ist fast noch romantischer als eine Fahrt im London Eye bei Nacht.«
    Er schenkte ihr Wein nach. »Tatsächlich?«
    »Also wirklich, James, wenn Sie das hier nicht romantisch finden, sind Sie ein hoffnungsloser Fall.«
    Er hob sein Glas. »Romantischer als London? Unmöglich, oder?«
    Sie winkte ab. »Ich habe keine Lust, mit Ihnen zu streiten. Dafür bin ich viel zu satt und zufrieden.«
    »Ich will mich doch gar nicht streiten.«
    »Ich mich auch nicht. Außerdem habe ich ›fast‹ gesagt.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe nicht gesagt, dass es romantischer ist als London. Ich habe gesagt, dass es fast romantischer ist. Das ist ein Unterschied.«
    »Natürlich.«
    James hob lächelnd sein Glas. »Worauf wollen wir trinken: auf London oder auf Nizza?«
    Sheila sah ihn verdrießlich an. »Manchmal denke ich, so müsste es gewesen sein, einen älteren Bruder zu haben.«
    Er stellte sein Glas ab. »Interessant, das hat mir noch keine Frau gesagt.«
    Sie fuhr mit ihrem vom Zitronenwasser noch feuchten Zeigefinger über den Rand ihres Weinglases, bis ein warmer Ton erklang. »Diese ständige Ärgerei und

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