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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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nach dem anderen je ein Paar leuchtend orangerote Schwimmflügel auf und schob sie über die dünnen Arme. Der kleine Junge, der als Letztes an die Reihe kam, zappelte schon beim Anlegen der Schwimmflügel, begierig, endlich zu den anderen ins Wasser zu hüpfen. An dem wuscheligen rötlichen Haarschopf erkannte James, dass es Jamie war, und wie erwartet war seine Mutter ganz in der Nähe. Ivy saß am Beckenrand und ließ ihr Kind nicht aus den Augen. Ihr Mann lag sichtlich entspannt auf dem Liegestuhl neben ihr und las in einer Illustrierten. Jetzt aber schaute er auf, als hätte er James’ Blick gespürt, erkannte ihn und winkte ihm zu. Dann sagte er etwas zu seiner Frau und erhob sich. Mit der stolzen Selbstgewissheit eines gut gebauten und sonnengebräunten jungen Mannes trat er, nur mit Badehose und Armbanduhr bekleidet, an den Beckenrand und tauchte mit einem eleganten Sprung ins glitzernde Wasser des Pools ein. Mit kraftvollen, geschmeidigen Zügen schwamm er auf James und den Pfarrer zu. James entgingen die bewundernden Blicke der weiblichen Gäste nicht, ebenso wenig die neidischen Blicke der Männer. Selbst die Animateurin beobachtete Richard verträumt, statt ihn für den unerlaubten Sprung in den Pool zurechtzuweisen. James sah wieder zu Ivy und musste lächeln. Falls Richard mit dieser Aktionseine eigene Frau beeindrucken wollte, so war ihm das nicht geglückt. Sie hatte nur Augen für Jamie.
    Der Pfarrer verstummte, als Richard vor ihnen stand. Wassertropfen perlten von seiner glänzenden Haut.
    »Setzen Sie sich doch, Mr Watts«, sagte James liebenswürdig und deutete auf den leeren Stuhl.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dass ich noch tropfe«, sagte Richard. James war darauf gefasst, dass er sich gleich wie ein nasser Hund schütteln würde. Aber er strich sich nur mit beiden Händen die Haare aus dem Gesicht. Die Verdunstungskälte, die von ihm ausging, kitzelte James in der Nase.
    »Darf ich Ihnen Joseph Sutcliffe vorstellen, den Schiffsgeistlichen?« James wandte sich Joseph Sutcliffe zu. »Dieser sportliche junge Mann ist Richard Watts, der Enkel von Jeremy Watts.«
    Der Geistliche reichte Richard die Hand und musterte ihn interessiert. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr Watts.«
    Richard setzte sich. »Haben Sie schon das Neueste gehört?«, platzte er heraus.
    James sah ihn an. »Eden ist wieder da?«
    Richard schüttelte den Kopf. »Darf ich?«, fragte er und deutete auf die Zigarettenschachtel, die auf dem Tisch lag.
    James zuckte die Schultern. »Das sind nicht meine.«
    »Ihre?«, fragte Richard, an den Geistlichen gewandt.
    Pfarrer Sutcliffe schüttelte den Kopf. »Nein, die lagen schon auf dem Tisch, hat offenbar jemand vergessen.«
    »Umso besser«, sagte Richard erfreut, wischte seine nassen Finger am Tischtuch ab und nahm sich eine Zigarette aus der Schachtel. Eine junge Frau am Nebentisch reichteihm hilfsbereit ihr Feuerzeug. Er nahm ein paar tiefe Züge, wie um der Neuigkeit, die er nun verkünden würde, einen bedeutungsvolleren Rahmen zu verleihen. »Judy Kappel«, sagte er schließlich. »Sie ist jetzt auch verschwunden! Das ist schräg, oder?« Er lachte. »Der armen Phyllis brechen langsam die Leute weg. Zehn kleine Negerlein. Einer nach dem anderen verdrückt sich. Witzig, oder?«
    James sah Richard ein paar Sekunden lang nachdenklich an. »Nein, ganz und gar nicht witzig«, sagte er dann und erhob sich. »Sie entschuldigen mich.«
    »Aber Ihr Whisky«, sagte Joseph Sutcliffe.
    »Wo wollen Sie denn hin?«, rief Richard ihm nach.
    James reagierte nicht.

Kapitel 16
    »Das Verschwinden von Judy Kappel ändert alles«, sagte James und sah Sheila eindringlich an. Sie saßen im Außenbereich der Observation Lounge auf Deck 10. »Wir können nicht ausschließen, dass noch mehr Menschen verschwinden.«
    Sheila nippte an ihrem Eistee und unterdrückte ein Lächeln. »Jetzt malen Sie aber den Teufel an die Wand, James. Miss Kappel ist jetzt auch nicht mehr zu finden, nun gut, aber sie wird doch noch nicht lange vermisst, oder?«
    »Ihr Bett war unbenutzt.«
    »Woher wissen Sie das? Sind Sie etwa in ihre Kabine eingebrochen?«
    »Das war nicht nötig. Die Tür war offen, Jeremy war bereits dort, als ich kam, und hat nach einer Spur gesucht.«
    Sheila beugte sich interessiert nach vorn. »Und?«
    »Es gab nichts Auffälliges, aber wie gesagt, ihr Bett war unbenutzt. Sie war also schon seit heute Nacht nicht mehr in ihrer Kabine.«
    »Aber das könnte doch auch darauf hindeuten«, sagte

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