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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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bloß dabei gedacht.«
    »Nein, Mutter!«, rief Sheila verzweifelt. »Es ist die Wahrheit!«
    »Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht«, gab Phyllis zurück. Sie fuchtelte mit den Armen, als wolle sie eine Fliege verscheuchen. »Für heute ist Schluss. Morgen bin ich vielleicht wieder in der Stimmung, mir weiter eure Lügengeschichten anzuhören.« Sie legte ihre Hand auf das Schaltpult ihres elektrischen Rollstuhls und setzte langsam vom Tisch zurück, nicht ohne jeden Einzelnen in der Runde mit einem anklagenden Blick zu bestrafen. Dann drehte sich der Rollstuhl in Richtung Tür und setzte sich ruckend in Bewegung.
    »Ihr solltet euch alle schämen!«, rief sie ihnen über die Schulter hinweg zu. »Ihr denkt, die alte Schachtel kriegt eh nichts mehr mit. Alle habt ihr mitgemacht bei dieser Schmierenkomödie, alle! Selbst Sie, James, von Ihnen hätte ich das am wenigsten erwartet!«
    Kurz vor der Tür verlangsamte Phyllis das Tempo ihres Rollstuhls, woraufhin Monty und Luigi aufsprangen, um die Schwingtür für sie zu öffnen. Doch in dem Moment wurde sie von außen aufgedrückt. Kapitän Sullivan und Ross Abbot traten ein, ihre ernsten Mienen standen in seltsamem Kontrast zur heiteren Ausstrahlung ihrer weißen Uniformen. Während der Kapitän an der Tür stehen blieb, um mit Phyllis zu sprechen, ging der Erste Offizier geradewegs auf James zu. »Wir wissen jetzt, wer es ist«, sagte er leise.
    »Sie brauchen nicht zu flüstern, Mr Abbot«, unterbrach ihn James. »Die anderen wissen Bescheid.«
    »Der Tote, der an Land gespült wurde. Es ist nicht der Mann, den Sie suchen«, sagte Ross Abbot nun so laut, dass es alle hören konnten. Ein Raunen ging um den Tisch.
    James zog die Augenbrauen hoch. »Sind Sie sicher?«
    »Ja. Der Tote heißt Douglas Etherington, er gehörte zu einer Reisegruppe aus den USA. Er war tatsächlich an Bord der Victory. Kurz nachdem Sie bei uns waren, hat ihn seine Tischnachbarin als vermisst gemeldet, er war seit dem Frühstück nicht mehr zum Essen erschienen. Sie machte sich Sorgen, dachte, er sei vielleicht krank, und hatte deshalb an seine Kabinentüre geklopft. Als Mr Etherington nicht öffnete, bat die Frau den Zimmerservice, die Tür aufzuschließen. Die Kabine war leer. Dann kam sie zu uns. Sie hat die Leiche anhand des Fotos identifiziert.«
    »Wie das?«, fragte James ungläubig.
    »Der Schuh. Mr Etherington hatte gestern beim Landgang in Begleitung dieser Dame ein Paar Herrenschuhe der Marke Crockett & Walmer gekauft, aus Straußenleder. Wir haben diese Information an die italienischen Behörden weitergegeben, und die haben es bestätigt: Im Schuh des Toten ist ein Etikett von Crockett & Walmer eingenäht. Es folgt noch ein DNA-Abgleich und so weiter, aber ich denke, wir können davon ausgehen, dass er es ist.«
    An der Tür schimpfte Phyllis lautstark auf den Kapitän ein, der mit professionell freundlicher Miene neben ihr stand und nur nickte. »Das wird Konsequenzen haben, mein Lieber, und ich will Ihren Vorgesetzten sprechen!«
    »Natürlich, Madam.«
    Sheila verdrehte die Augen, stand auf und ging zu ihrerMutter. »Mutter, siehst du nicht, dass du mit dem Kapitän sprichst?«
    »Misch du dich da nicht ein«, zeterte Phyllis weiter. »Bringen Sie mich zu Jeremy. Sofort.«
    Der Kapitän nickte. »Mr Watts wartet in der Sun Lounge auf Sie, Madam. Er möchte Sie ebenfalls sprechen.« Er umfasste die Griffe des Rollstuhls, um Phyllis aus dem Raum zu schieben.
    »Lassen Sie das! Sie bringen nur den Motor durcheinander«, herrschte Phyllis ihn an. Sie betätigte den Handhebel, und surrend setzte sich der Rollstuhl in Bewegung. »Halt!« James hatte sich vom Tisch erhoben, seine Stimme war laut und schneidend. Phyllis fuhr unbeirrt weiter. Der Kapitän gab dem Ersten Offizier ein Zeichen, ihr zu folgen, und wandte sich James zu. »Bitte?«
    »Was werden Sie tun, Kapitän Sullivan?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie müssen die Passagiere warnen. Der Tote stammt von diesem Schiff. Gut möglich, dass bald auch die Vermissten aus unseren Reihen, Judy Kappel und Eden Philpotts, an die Küste gespült werden. Dass es eine Serie ist. Und dass der Mörder weitermacht.«
    Der Kapitän lächelte breit. »Mr Watts hat mir von Ihnen erzählt, Mr Gerald. In Ihrer Welt geht man gern vom Schlimmsten aus, das ist natürlich am einfachsten. Harmlose Erklärungen dagegen erfordern sehr viel mehr Fantasie.«
    »Pardon, aber meine Fantasie für harmlose Erklärungen muss beim Anblick der Wasserleiche

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