Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst
sich entdecken.«
»Und einen Kater haben«, ergänzte Miss Hunt.
»Dagegen habe ich ihm Nux Vomica verabreicht«, sagte Dr. Goat und lächelte siegesgewiss. »Sie werden sehen, Mr Peabody wird sich morgen viel besser fühlen, als es sein jetziger Zustand erwarten lässt.« Er wendete sich James zu. »Und Sie, Mr Gerald, werden Ihr Misstrauen der Homöopathie gegenüber bis morgen Nachmittag, wenn ich Sie besuche, vielleicht ein klein wenig abgebaut haben.« James enthielt sich eines Kommentars.
»Und jetzt, Miss Hunt, wenn Sie so freundlich wären, ein Krankenbett zu besorgen, dann könnten wir Mr Peabody in sein Zimmer fahren.«
»Gerne«, sagte Miss Hunt mit deutlich mehr Enthusiasmus, als es der Situation angemessen war. Dr. Goat sah ihr nach, als sie davoneilte. Seinem verträumten Schafsgesicht nach zu urteilen, dachte James, findet er Miss Hunt äußerst attraktiv. Dr. Goat bemerkte, dass er beobachtet wurde, und räusperte sich. »Und Sie haben sich hier also einen schönen Abend mit Mr Peabody gemacht?«
»Ja«, bestätigte James. Er hatte es sich schon lange zur Gewohnheit gemacht, keine Erklärungen für sein Verhalten abzugeben. Dann beschloss er, sich zurückzuziehen. Wenn er schon unfähig war, den Deckel des Flügels anzuheben, würde er beim Hochhieven von Mr Peabody erst recht keine Hilfe sein. »Gute Nacht, Dr. Goat, wir sehen uns morgen.«
Kapitel 11
Als James am nächsten Morgen aufwachte, griff er als Erstes zum Telefon. »Guten Morgen, Sheila. Haben Sie gut geschlafen?«
»Nein, schlecht natürlich, was denken Sie, James. Ich hatte mich darauf gefreut, meine erste Tasse Tee heute Morgen gemütlich im Hotelbett zu trinken. Lieber Himmel, und jetzt das hier, es ist zum Heulen.«
»Aber soweit ich mich erinnere, bekommt man im Krankenhaus den Tee auch ans Bett serviert.«
»Das, was sie einem hier zumuten, kann man wohl kaum Tee nennen«, entgegnete Sheila. »Das, was sie hier Bett nennen, übrigens auch nicht. Aber am schlimmsten ist, man hat keine Privatsphäre. Jeder platzt einfach ins Zimmer, wann es ihm gerade passt und macht dabei so viel Lärm, wie er kann.«
»Ja, das scheint unvermeidlich zu sein«, sagte James. »Hat man Ihnen schon verraten, wann Sie entlassen werden?«
»Nein. Aber es ist mir auch egal. Ich warte noch die Visite ab, dann gehe ich.«
»Das halte ich für keine gute Idee.«
»Auf keinen Fall werde ich meine Zeit hier noch weiter vertrödeln!«
»Sie wissen doch noch gar nicht, weswegen es Ihnen gestern so schlecht ging. Sie sollten der Sache unbedingt auf den Grund gehen.«
»Ich habe auf irgendetwas im Essen allergisch reagiert, na und? Tests lasse ich lieber später machen, in London. Diesen Provinzärzten traue ich nicht über den Weg. Bis dahin mache ich um den Inder in Battle Abbey einen großen Bogen, und damit hat es sich.«
James lächelte. »Na gut. Sagen wir, ich hole Sie um halb elf zum Lunch ab?«
»Kommt nicht infrage, James. Bleiben Sie schön, wo Sie sind. Bis Mittag bin ich bei Ihnen in Eaglehurst.«
James lächelte immer noch, als er auflegte. Sheila war wieder ganz die Alte. Dann sah er auf die Uhr. Höchste Zeit fürs Frühstück.
Diesmal steuerte James zielsicher auf den Tisch zu, an dem die Schwestern Hideous saßen.
»Guten Morgen. Gestatten Sie, dass ich mich zu Ihnen setze?«
»Aber natürlich«, sagte Edith, und Eleonora schob hilfsbereit einen Stuhl für ihn zurecht.
»Mr Peabody hat wohl noch nicht gefrühstückt?«, erkundigte sich James.
»Nein«, sagte Eleonora besorgt, »merkwürdigerweise noch nicht. Gewöhnlich frühstückt er immer um diese Zeit.«
»Er wird schon noch kommen, meine Liebe. Du machst dir immer unnötig Sorgen um andere«, sagte Edith und biss in ihr Toastbrot. Mrs Simmons schaute aus der Durchreiche zum Speisesaal und winkte James zu. »Ihr Frühstück kommt gleich, Mr Gerald! Mögen Sie es mit Rühreiern oder Spiegeleiern?«
»Rühreier, bitte«, rief James.
»Sie machen von Mrs Simmons’ Frühstücksangebot Gebrauch?«, fragte Eleonora.
»Ja, Sie nicht?«
Edith schüttelte den Kopf. »Zu fett auf die Dauer.«
»Ja«, nickte Eleonora, »wir müssen auf unseren Cholesterinspiegel achten. Dr. Goat sagt immer, die Menschen essen sich zu Tode.«
»Du hast das Trinken vergessen«, ergänzte Edith. »Er sagt immer, die Menschen essen und trinken sich zu Tode.«
»Wussten Sie«, fragte James, »dass sich der italienische Komponist Rossini in seinen mittleren Jahren fast
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