Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst
plauderte unkonzentriert mit, über das Wetter, über Pferderennen, die jüngste Grippewelle, die Frage, ob Haustiere in Eaglehurst erlaubt sein sollten, und er lachte über die Witze, die Juliuszwischendurch zum Besten gab. Aber auf einer anderen Ebene legte er die Puzzleteile zusammen, die er bis jetzt gesammelt hatte.
»Und, James, welcher Typ sind Sie?« Edith sah ihn mit ihren großen Hornissenaugen erwartungsvoll an.
»Wie meinen Sie das?«
»Hunde- oder Katzentyp?«, kam Sheila ihm zur Hilfe. »Wir hatten gerade festgestellt, dass die Schwestern Hideous lieber Katzen und Mr Peabody und ich lieber Hunde mögen. Welcher Typ sind Sie?«
»Ich mag weder Hunde noch Katzen besonders, um offen zu sein.«
»Aber mit Menschen geht’s?«, bemerkte Sheila.
James lächelte charmant. »Ich mag Menschen. Auch wenn ich mir nicht unbedingt einen anschaffen würde.«
Alle außer Sheila lachten, und James lachte mit, wobei er es vermied, Sheila anzusehen. Als das Gelächter ausklang, wurde er von einem Hustenanfall geschüttelt, der erst nachließ, als Sheila ihm eine Weile auf den Rücken geklopft hatte und auch die Gespräche an den Nachbartischen verstummt waren.
»Entschuldigung«, brachte er mühsam hervor, »meine Lungen bringen mich noch um.«
»Nein, das Rauchen«, schnaubte Sheila. »Warum hören Sie nicht endlich damit auf. Sie wissen genau, das ist Gift für Sie. Ihre Unvernunft grenzt an Dummheit. Und wenn Sie keine Luft mehr kriegen, sprayen Sie sich dieses Asthma-Zeugs in den Hals und denken, alles ist wieder in Ordnung. Wenn Sie so weitermachen, dauert es nicht mehr lange, bis auch das nicht mehr funktioniert.«
James sah in die betroffenen Gesichter der Tischgesellschaft und war zufrieden. Sein Hustenanfall und Sheilas Ausbruch hatten dem unbeschwerten Smalltalk ein Ende bereitet. Peabodyversuchte zwar, die dunklen Wolken von Krankheit und Tod, die über dem Tisch hingen, mit einigen Anekdoten zu vertreiben, aber das Gespräch wollte nicht mehr recht in Gang kommen. Schließlich schienen alle erleichtert, als James sich erhob und verkündete, sich bis zum Ball in seinem Zimmer ausruhen zu wollen.
»Sie haben Ihre Sache großartig gemacht«, bemerkte James zufrieden zu Sheila, als sie aus dem Speisesaal hinausgingen.
»Wie?«
»Gerade
weil
Sie nicht eingeweiht waren.«
»Das war nur Show?« Sheila sprach gefährlich leise.
James nickte. »Nicht böse sein. Kommen Sie, lassen Sie uns einen kurzen Spaziergang machen, bevor wir hochgehen. Die Wände haben Ohren.
Kapitel 21
Es war schon dunkel, als sie auf die Straße traten, und ein scharfer Wind blies ihnen kalten Sprühnebel entgegen.
»Heraus damit, James, bevor wir uns hier draußen noch den Tod holen: Was sollte das Theater?«
James lächelte. »Ich war gut, oder?«
»Sie sollten zur Royal Shakespeare Company gehen.«
Sie überquerten die Straße und gingen die Promenade hinunter. »Ich habe einen Verdacht«, sagte er.
»Ich auch«, gab Sheila zurück. Ihr Gesicht wirkte triumphierend. Sie genoss es, James den Wind aus den Segeln zu nehmen. »Einen sehr konkreten.«
»So?«
»Miss Hunt.«
James blieb stehen. »Wie kommen Sie darauf?«
»Nennen Sie es Intuition, nennen Sie es Menschenkenntnis«, ahmte sie seine Stimme nach.
»Und das Motiv?«
»Erpressung. Mrs White hat sich von Maddison Medizin besorgt, um ihrer Tante das Sterben zu erleichtern. Niemand hätte etwas gemerkt, wenn nicht Dr. Goat dieses Kreuzchen auf dem Totenschein gemacht hätte und die Polizei ins Spiel gekommen wäre. Aber während sich das Ganze für die Polizei schnell als Irrtum herausstellte, hat Miss Hunt zwei und zwei zusammengezählt. Wahrscheinlich war ihr anonymer Erpressungsversuchzuerst nichts weiter als das, ein Versuch, und sie hatte in Wirklichkeit gar nichts Konkretes in der Hand gegen ihre Arbeitgeberin. Aber es hat funktioniert.« Sheila kramte ihre gelb gepunktete Haube aus der Manteltasche und setzte sie auf. »Der Erfolg gab ihr recht. Aber leider ist Miss Hunt wie die meisten Erpresser«, fuhr sie fort. »Statt zufrieden zu sein, dass es geklappt hat, kriegte sie den Hals nicht voll. Miss Hunt verlangte immer mehr, und ich denke, Mrs White hat sich in ihrer Not irgendwann an Maddison gewendet. Der wusste auch nicht weiter und hat seinen alten Freund William angerufen. William hat mit Sicherheit schnell herausgefunden, wer hinter der Erpressung steckte, aber er hat seine Gegnerin unterschätzt. Nicht er, sondern Miss Hunt mit ihren
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