Nullen machen Einsen groß: Mathe-Tricks für alle Lebenslagen (German Edition)
verknotet, was aber das Öffnen der Schuhe erschwert. Immerhin hält die Schleife dann aber.
Gebundene Schleife: Hält sie? © Oliver Mann
Wie wichtig gut gebundene Schuhe sind, zeigt sich im Sport. Selbst Weltklasseläufern passiert es gelegentlich, dass die Schnürsenkel offen sind. Der Jamaikaner Usain Bolt sprintete in Peking 2008 zu Olympiagold – aber mit offenen Schnürsenkeln. Seine Spikes waren allerdings so eng anliegend, dass er trotzdem einen neuen Weltrekord aufstellte.
Für Marathonläufer sind offene Schuhe ein viel größeres Problem. Der Kenianer John Kagwe musste beim New-York-Marathon 1997 gleich zweimal auf der Strecke stoppen, um die Schuhe neu zu schnüren. Er gewann das Rennen trotzdem. Wer selbst läuft, weiß allerdings genau, wie ungern man anhält und wie schnell man dabei aus dem Rhythmus kommt.
Bei der Recherche für dieses Kapitel musste ich feststellen, dass mein eigenes Schnürsenkelproblem auf einer falschen Knotentechnik beruht. Eine Schnürsenkelschleife besteht letztlich aus zwei einfachen Knoten. Nur dass man beim zweiten Mal nicht die beiden Senkelenden, sondern zwei Schleifen durch den Knoten zieht. Dadurch lässt sich dieser zweite Knoten mit einem Zug an den offenen Schnürsenkelenden leicht öffnen.
Das Kreuz mit der Schleife
Topologisch gesehen, gibt es zwei Varianten der klassischen Schnürsenkelschleife: Entweder sind beide einfachen Knoten gleich ausgeführt – oder verschieden.
Macht man beide Knoten auf die gleiche Weise, führt also beispielsweise immer das linke Ende von hinten um das rechte herum, ist das Ergebnis ein sogenannter Altweiberknoten.
Altweiberknoten
Kreuzknoten © Oliver Mann
Wechselt man hingegen die Orientierung der beiden Knoten, erhält man einen sogenannten Kreuzknoten – und der hält wesentlich besser als der Altweiberknoten, den ich als Kind gelernt habe.
Bei einer gebundenen Schleife ist auf den ersten Blick nicht unbedingt zu erkennen, ob sie als Altweiber- oder als Kreuzknoten gebunden ist. Einen Hinweis liefert die Orientierung der Schleife: Wenn die Schlaufen quer zur Längsrichtung des Schuhs stehen, handelt es sich wahrscheinlich um einen Kreuzknoten. Verlaufen die Schlaufen längs zum Schuh, dürfte ein Altweiberknoten dahinterstecken.
Es gibt aber einen einfachen Trick, um die Knotenart herauszufinden. Ziehen Sie nicht an beiden Schnürsenkelenden – so öffnen Sie ja den Schuh, sondern an den beiden Schlaufen. Dadurch ziehen Sie die beiden offenen Enden durch den zweiten Knoten hindurch und es entsteht das, was wir landläufig als Doppelknoten bezeichnen.
Kreuzknoten (links) und Altweiberknoten (rechts) © Oliver Mann
Schauen Sie sich diesen Doppelknoten nun genauer an. Sie müssen ihn eventuell etwas lockern und drehen – aber dann sollten Sie wissen, woran Sie sind. Vergleichen Sie Ihren Knoten mit den beiden Fotos links. Entweder handelt es sich um einen Kreuzknoten. In diesem Fall beherrschen Sie die richtige Schnürsenkeltechnik bereits – Gratulation.
Oder aber es ist ein Altweiberknoten. Ist das der Fall, sollten Sie sich eine neue Schnürsenkeltechnik aneignen. Das Einfachste ist, beim ersten Schritt, dem ersten Knoten, die Enden genau andersherum zu führen. Wenn Sie sich angewöhnt haben, stets das rechte Ende von hinten um das linke zu führen, dann legen Sie künftig das rechte Ende von vorn über das linke. Probieren Sie es aus – die Kreuzknotenschleife hält wirklich viel besser. Bei mir problemlos den ganzen Tag.
Wenn Sie Ihre Schnürsenkel-Bindetechnik noch weiter verbessern möchten, empfehle ich Ihnen die Webseite des Australiers Ian Fieggen. Der Informatiker hat das Schuhbinden systematisch analysiert und stellt unter der Adresse fieggen.com auch eine selbst entwickelte Bindetechnik vor. Das Ergebnis ist eine klassische Schleife mit Kreuzknoten – man bindet sie aber deutlich schneller als mit der herkömmlichen Methode, die wir als Kind erlernt haben. Der Australier zeigt auch Bindetechniken für noch haltbarere Knoten. Diese sind laut Fieggen immer dann nötig, wenn die Schnürsenkel sehr glatt sind, etwa weil sie aus Nylon bestehen.
Hauptsache, gut verschnürt
Das Thema Schnürsenkel ist damit noch nicht erschöpft. Denn es gibt nicht nur verschiedene Wege, Schleifen zu binden. Auch bei der Schnürung, also der Art und Weise, wie die Senkel durch die Löcher gezogen werden, existieren viele
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