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Nullen machen Einsen groß: Mathe-Tricks für alle Lebenslagen (German Edition)

Nullen machen Einsen groß: Mathe-Tricks für alle Lebenslagen (German Edition)

Titel: Nullen machen Einsen groß: Mathe-Tricks für alle Lebenslagen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Dambeck
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Hinter den Wörtern ihrer Geschichte steckten Zahlen.
    Um bei der Reihenfolge der vielen Symbole nicht durcheinanderzukommen, baute sie die Bilder zweistelliger Zahlen in einen langen Spaziergang quer durch Hamburg ein – inklusive ausgiebiger Museumsbesuche.
    Wenn Duch einen fiktiven Streifzug unternahm, sah sie an der nächsten Ecke auf einem Briefkasten Zeus sitzen, der gerade mit Titanen rang. Vor der Haustür daneben sprang ein Delfin auf und ab, der Zebrastreifen war über und über mit lecker duftenden Muffins bedeckt.
    Duch lief durch den Stadtteil Alsterdorf, spazierte hinüber zum Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel, fuhr zum Hafen und flanierte um die Alster – und an jeder Ecke sah sie Dinge, die andere nicht sehen. In ihrem Kopf fügten sich die Bilder zu den ersten 5555 Nachkommastellen von Pi zusammen. Die Kreiszahl war für sie quasi ein Teil Hamburgs geworden.
    „Je verrückter die vorgestellte Situation ist, umso leichter behält man sie“, erklärte mir Duch. Dabei dürfe man keine Skrupel haben. Vor allem Erwachsene würden ihre Fantasien schnell zensieren und durch Unverfängliches ersetzen, Kinder seien da wesentlich direkter.
    Wenn man die 100 Symbole des Major-Systems erst mal intus habe, gehe das Verteilen im Stadtbild umso schneller. „An einem Tag schafft man 500 bis 1000 Ziffern“, sagte Duch. Allerdings liege die Genauigkeit dann nur bei 99 Prozent. Um 100 Prozent zu schaffen, müssten die Rundgänge wiederholt werden. Nach eigener Aussage hat die Gedächtnistrainerin trotzdem nicht einmal zwei Wochen gebraucht, um die 5555 Ziffern sicher zu beherrschen.
    Loci-System
    Das Durchlaufen von Straßen oder von Räumen in großen Gebäuden ist übrigens eigentlich schon eine weitere Mnemotechnik – die sogenannte Loci-Methode. Diese möchte ich Ihnen zum Abschluss dieses Kapitels noch kurz vorstellen. Die Loci-Methode eignet sich nicht nur zum Merken von Zahlen – sie geht viel weiter. Mit ihr behalten Sie Namen, Abläufe, Gegenstände im Kopf – und wenn Sie es auf die Spitze treiben, sogar den Inhalt ganzer Bücher.
    Die Methode geht vermutlich auf den griechischen Dichter Simonides von Keos zurück. Der römische Denker und Philosoph Cicero beschrieb in seinem Werk „De oratore“ (Über den Redner), wie Simonides die Präzision räumlicher Erinnerung auf tragische Weise kennenlernte.
    Simonides war bei einem Festmahl zu Gast, wo er ein auf den Hausherrn gedichtetes Lied vortrug. Skopas, der reiche Gastgeber, wollte ihm aber nur die Hälfte des vereinbarten Honorars für das Gedicht zahlen und meinte, er könne sich den anderen Teil ja von Kastor und Pollux holen, den Zwillingen aus der griechischen Mythologie, die in dem Gedicht ebenfalls gerühmt wurden. Kurze Zeit später bekam Simonides die Information, dass draußen zwei Männer auf ihn warteten.
    Der Dichter verließ das Haus, ohne aber draußen jemanden vorzufinden. Während seiner Abwesenheit stürzte das Dach des Speisesaals ein und begrub die Teilnehmer des Festmahls unter sich. Alle Anwesenden einschließlich Skopas starben. Die Leichen waren von den Trümmern so entstellt, dass man sie zunächst nicht identifizieren konnte. Doch Simonides konnte helfen, denn er erinnerte sich genau, wer wo am Tisch gesessen hatte.
    Die Loci-Methode nutzt unser präzises räumliches Erinnerungsvermögen. Sie funktioniert folgendermaßen: Stellen Sie sich einen Raum, einen Weg oder ein riesiges Gebäude vor. Das Ganze kann real sein oder komplett erfunden. Jedes Wort, das Sie sich einprägen wollen, bekommt dort seinen Platz. Wenn Sie einen Begriff suchen, durchlaufen Sie in Gedanken den Bereich, wo sein Platz ist, und sollten ihn dann auch schnell finden.
    Konsequent angewandt, kann die Loci-Methode Ihrem Gedächtnis über Jahrzehnte auf die Sprünge helfen. Im Laufe des Lebens wird das Gebäude immer größer oder Ihr Weg immer länger. Um Inhalte im Kopf zu behalten, müssen Sie Ihre Gedankenwelt nur immer mal wieder durchstreifen. Dabei wird die Erinnerung aufgefrischt.
    Cicero selbst war eifriger Nutzer der Loci-Methode. Mangels Büchern mussten Gelehrte in der Antike viele Dinge auswendig lernen – und das konnte nur mit dieser raffinierten Mnemotechnik gelingen. Das Major-System zum Merken von Zahlen wurde erst viel später entwickelt. Als Begründer gelten der französische Mathematiker Pierre Hérigone (1580–1643) und Stanislaus Mink von Wennsheim (1620–1699).
    Mir hat die Beschäftigung mit Mnemotechniken eine wichtige

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