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Nullpunkt

Nullpunkt

Titel: Nullpunkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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später
musste
die Kreatur hier entlangkommen.
    Sein Blick ging zur anderen Seite des Raums, wo Corporal Marcelin stand, die Waffe zu seinen Füßen, zitternd, mit gesenktem Blick. Dann packte er die losen Enden der Kupferdrähte, die er zusammen mit Phillips über die Rohre in der Gangdecke und das Oberlicht über der Tür geführt hatte und ging damit zu dem elektrischen Anschlusspaneel. Obwohl die Radarschüsseln seit einem halben Jahrhundert nicht mehr in Betrieb gewesen waren, funktionierten die elektrischen Zuleitungen noch. Er hatte sie eben erst selbst getestet. Die Sicherungen waren ein wenig schwach, die Kontakte korrodiert, doch sie waren immer noch imstande, reichlich Strom zu liefern. Abgesehen davon brauchte er das Radar nicht – er brauchte lediglich den Strom, der die Schüssel rotieren ließ.
    Warum und weshalb Sully und die anderen im Biolabor dachten, dass Strom die größte Schwachstelle der Bestie sei, wusste Gonzalez nicht, und es war ihm auch egal. Er war einfach nur erleichtert, höllisch erleichtert angesichts der Tatsache, dass sie überhaupt eine hatte.
    Sie hatten fünfzehn Minuten gebraucht, um sich einen Plan auszudenken und ihn in die Tat umzusetzen. Und während dieser fünfzehn Minuten war er glücklicherweise so beschäftigt gewesen, dass er nicht zum Nachdenken gekommen war.
    Das Hauptpaneel befand sich an der nächsten Wand. Es war mit vier Keramikisolatoren auf dem Metall befestigt. Gonzalez öffnete die Abdeckung und leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Vier Reihen von Panzersicherungen glitzerten ihm entgegen. Er kontrollierte noch einmal, ob die Hauptschalter umgelegt waren, dann benutzte er sein Taschenmesser, um die dicke Isolierung vom Ende der anderthalb Millimeter starken Drähte zu entfernen. So schnell er konnte, befestigte er die Drähte direkt an einer der Stromschienen. Er ließ den Blick über das Paneel schweifen, um sich zu überzeugen, dass sämtliche Sicherungen abgeschaltet waren, dann packte er den Haupthebel neben dem Paneel und legte ihn um. Ein leises Summen verkündete, dass die Drähte unter Strom standen.
    Genauer gesagt, unter sechstausend Volt Spannung bei zwanzig Ampere. Dreimal so viel wie bei einem elektrischen Stuhl. Das sollte ausreichen, um bei jeder Kreatur die Herzkammern zum Flimmern zu bringen, ganz gleich wie groß sie war. Und Gonzalez ging keinerlei Risiko ein – die zwanzig Ampere würden die Bestie darüber hinaus hübsch grillen. Sicherheitshalber.
    Er legte den Hebel wieder in die Ausgangsposition und drehte sich zu Marcelin um. «Kommen Sie her, Corporal!»
    Es dauerte eine geschlagene Minute, bis Marcelin die Worte zu hören schien. Er packte sein M-16 und näherte sich mit hölzernen Schritten.
    «Warten Sie hier. Sobald ich das Zeichen gebe, werfen Siediesen Hebel um, und zwar
schnell
. Haben Sie das verstanden?»
    Der Corporal nickte.
    «Anschließend gehen Sie an der Tür in Stellung. Warten Sie, bis das Ding im Wasser ist und die Drähte berührt. Dann eröffnen Sie das Feuer. Decken Sie es ein und
hören Sie nicht auf
zu schießen, bis es zu Boden gegangen ist.»
    Marcelin ging zu dem Anschlusspaneel. Gonzalez warf einen letzten Kontrollblick auf die improvisierte Konstruktion, bevor er in den Gang hinaustrat und selbst in Stellung ging, sorgsam darauf bedacht, genügend Abstand von den Drähten zu halten. Er überprüfte seine Waffe, nahm das Magazin heraus, klopfte es behutsam gegen den Boden und schob es wieder hinein. Jetzt gab es nichts mehr zu tun außer warten.
    Rasch ging er seinen Plan in Gedanken noch einmal durch. Seine technische Grundausbildung lag mehr als dreißig Jahre zurück, doch er erinnerte sich recht gut an die Einzelheiten. Wasser leitet elektrischen Strom. Organismen bestehen größtenteils aus Wasser und sind demzufolge ebenfalls gute Stromleiter. Man muss also lediglich genügend Drähte von der Decke hängen lassen, dass die Bestie wenigstens einen davon berührt, wenn sie vorbei will, und sie müssen weit genug nach unten reichen, damit sie nicht darunter hinweg kriechen kann. Anschließend schüttet man genügend Wasser aus, um eine von Wand zu Wand reichende Pfütze zu erzeugen. Hernach müssen nur noch die Drähte unter Strom gesetzt werden. Wenn die Kreatur zwischen ihnen hindurchwill, schließt sie damit den Stromkreis – und
gute Nacht, Ladys
.
    Es schien narrensicher. Jetzt mussten sie nur noch warten, bis sich die Bestie zeigte.
    Er duckte sich tiefer und machte sich so klein wie

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