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Nullpunkt

Nullpunkt

Titel: Nullpunkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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vier.»
    Marshall antwortete nicht.
    «Und das letzte Konzil von Trient fand 1563 statt, nicht 1572.»
    Marshall schüttelte den Kopf. «Ich schätze, ich muss müder gewesen sein, als ich dachte.»
    Logan lächelte knapp. «Warum habe ich das Gefühl, dass Sie mich testen wollen?»
    Ein kurzes, unbehagliches Schweigen entstand. Dann lachte Marshall verlegen auf. «Sie haben recht. Es tut mir leid. Das war wirklich nicht sehr geschickt von mir.»
    «Kann nicht sagen, dass ich es Ihnen verdenke. Ich treffe aus dem Nichts auf dieser Basis ein, kann keinen guten Grund für mein Hiersein anführen und habe eine bizarre Berufsbezeichnung – und kaum bin ich da, bricht die Hölle los.»
    «Trotzdem hatte ich kein Recht, so mit Ihnen zu spielen.» Marshall zögerte. «Nicht dass es eine Entschuldigung wäre, aber ich hatte eben eine höchst unangenehme Unterhaltung mit Conti.»
    «Dem Regisseur? Er und dieser Pitbull vom Sender, dieser Wolff, haben mich gestern Nachmittag gemeinsam in dieMangel genommen. Ich habe noch nie so paranoide Leute erlebt wie diese beiden.»
    «Ja, und das Schlimmste daran ist – es wirkt ansteckend. Ich habe mir eine gute Dosis davon eingefangen.» Das stimmte in der Tat. Einiges, was Conti speziell über Sully gesagt hatte, besaß sehr viel mehr Überzeugungskraft, als sich Marshall eingestehen wollte. Er warf einen Blick auf seine Uhr: Er hatte noch dreieinhalb Stunden Zeit, um seine Entscheidung zu treffen.
    Er nahm einen Bissen von seinem Toast. «Schön. Warum sind Sie hier, wenn ich mir die Frage erlauben darf?»
    Logan schob seine Tasse von sich. «Ärztliche Anordnung. Das Klima, wissen Sie?»
    Marshall schüttelte den Kopf. «Das habe ich verdient.»
    Erneut senkte sich Schweigen über den Tisch, doch diesmal war es weder besonders verlegen noch unbehaglich. Marshall aß seinen Toast auf. Er spürte, wie sein Misstrauen gegen Logan schwand. Es gab keinen logischen Grund dafür. Der Professor war so gut wie sicher der, für den er sich ausgab. Der Mann hatte etwas an sich – eine gewisse Geradlinigkeit –, die es Marshall schwer machte, ihn zu verdächtigen.
    Logan seufzte. «Also schön, fangen wir nochmal von vorne an. Jeremy Logan.» Er streckte Marshall freundlich über den Tisch die Hand entgegen.
    Marshall ergriff sie. «Evan Marshall.»
    Logan lehnte sich zurück. «Wenn es um mein Forschungsgebiet geht, neige ich dazu, die Karten dicht vor der Brust zu halten», sagte er leise. «Auf diese Weise mache ich bessere Fortschritte. Andererseits schätze ich, dass es keinen Grund gibt, weshalb ich es Ihnen nicht erzählen sollte. Tatsächlich könnten Sie mir möglicherweise sogar helfen – solange Sie nicht mit den anderen darüber reden.»
    «Einverstanden.»
    «Ehrlich gesagt, ich denke, Sie werden einsehen, dass es klüger ist, den Mund zu halten.»
    «Jemand hat mir gesagt, Sie wären ein Enigmaloge. Ich habe noch nie von dieser speziellen, äh, Disziplin gehört.»
    «Das hat auch sonst niemand, seien Sie ganz beruhigt. Meine Frau hat mich einmal so genannt, in einem neckischen Augenblick.» Logan zuckte die Achseln. «Es hilft mir, an sie zu denken.»
    «Was hat das mit mittelalterlicher Geschichte zu tun?»
    «Sehr wenig. Doch es ist recht nützlich, wenn man Professor für Geschichte ist. Es öffnet einem Türen und hält die Leute davon ab, Fragen zu stellen – meistens jedenfalls. Ich löse Rätsel, erkläre das Unerklärte – je eigenartiger und bizarrer, desto besser. Manchmal mache ich es beruflich, für andere. Zu anderen Zeiten – wie zum Beispiel jetzt – mache ich es für mich.»
    Marshall trank von seinem Tee. «Würde nicht das Lehren von Geschichte regelmäßigere Einkünfte verschaffen?»
    «Geld ist eigentlich kein Problem. Abgesehen davon werden die Arbeiten, die ich für andere mache, in der Regel extrem gut bezahlt. Insbesondere die, über die ich nicht in den einschlägigen Journalen schreiben darf.» Er stand auf. «Entschuldigen Sie mich. Ich hole mir eine Tasse Tee.»
    Marshall wartete, bis Logan mit einer Tasse Tee an den Tisch zurückkehrte. Er bewegte sich mit einer lässigen Eleganz, die eher zu einem Sportler gepasst hätte als zu einem Gelehrten. «Wie viel wissen Sie über die Fear Base?», fragte Logan, während er sich wieder setzte.
    «Vermutlich genauso viel wie jeder andere auch. Eine ehemalige Frühwarnstation, die vor einem russischen Erstschlagwarnen sollte. Ende der fünfziger Jahre stillgelegt, als das SAG E-System in Betrieb

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