Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nullpunkt

Nullpunkt

Titel: Nullpunkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
Vom Netzwerk:
«Wir können uns schließlich nicht einfach hinter verschlossene Türen ducken.»
    «Wir können meinen Truck nehmen», ließ sich eine weitere Stimme vernehmen.
    Es war Carradine, der Ice Road Trucker. Er kippelte gefährlich mit seinem Plastikstuhl hin und her. Kari hatte ihn vorher gar nicht bemerkt. Sie konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, ob er schon die ganze Zeit da gewesen war und zugehört hatte oder ob er erst im Verlauf der Besprechung hinzugekommen war.
    «Mein Angebot vom letzten Mal gilt immer noch», fuhr Carradine fort. «Der Sattelzug ist die einzige Möglichkeit, die Leute in diesem Orkan von hier wegzuschaffen.»
    Wolff stieß einen ärgerlichen Laut aus. «Das hatten wir doch bereits geklärt. Es ist nicht sicher.»
    «Tatsächlich?», entgegnete Carradine. «Hierzubleiben ist also besser?»
    «Sie können nicht alle auf einmal mitnehmen.»
    «Ich kann sie in den Wohnwagen von Miss Davis verfrachten.» Der Trucker senkte die Stimme. «Es ist schließlich nicht so, als würde sie ihn noch benötigen.»
    «Er hat recht», sagte Gonzalez. «Sie haben eine Crew von dreiunddreißig, vierunddreißig Leuten? Zusammen mit den Wissenschaftlern von der Expedition sind das immer noch weniger als vierzig. Alle passen in diesen Trailer.»
    «Was, wenn Sie sich verfahren?», fragte Wolff.
    «Ich verfahre mich nie», entgegnete Carradine. «GPS, Baby.»
    «Oder eine Panne haben? Einen platten Reifen?»
    «Wir Ice Road Trucker haben immer jede Menge Ersatzteile und Ausrüstung für Notfälle dabei. Und selbst wenn ich den Truck nicht reparieren kann – für diesen Fall hat Gott den C B-Funk erfunden, oder?»
    «Es ist einfach zu gefährlich», beharrte Wolff. «Ich habe bereits nein gesagt, und ich sage noch einmal nein.»
    «Die Situation hat sich geändert», grollte Gonzalez.
    Wolff drehte sich zu ihm um. «Inwiefern?»
    «Weil ich Sie diesmal überstimme.»
    Wolff lief dunkel an. «Sie …»
    «Das, womit wir es hier zu tun haben, ist etwas ganz anderes als das, was für Ihren Aufenthalt hier vereinbart war. Ihre Dokumentation ist geplatzt. Drei Menschen sind tot. Es gibt nicht den geringsten Grund, die Tragödie noch schlimmer zu machen.» Er wandte sich an Carradine. «Wie lange brauchen Sie, um den Sattelzug vorzubereiten?»
    Der Trucker erhob sich. «Eine halbe Stunde, höchstens.»
    Gonzalez sah zu Marcelin. «Ich möchte, dass Sie Mr. Carradine zu seinem Truck begleiten, Corporal. Gehen Sie kein Risiko ein – kommen Sie beim ersten Anzeichen von Ärger hierher zurück.»
    Marcelin nickte.
    «Anschließend möchte ich, dass Sie und Phillips anfangen, die Filmcrew zu evakuieren. Wir werden diese Messe hier als Bereitstellungsraum benutzen. Bringen Sie alle her, jeweils ein halbes Dutzend auf einen Schlag. Gehen Sie vorsichtig vor, nach Vorschrift.»
    «Jawohl, Sir.» Marcelin nahm sein M-1 6-Gewehr von der Schulter und nickte Carradine zu. Der Trucker stand auf und zog dabei einen riesigen Revolver aus dem Hosenbund. Marcelinging zur Tür, überzeugte sich, dass die Luft auf dem Gang rein war, und schlüpfte nach draußen. Carradine folgte ihm und schloss sorgfältig die Tür hinter sich.
    Gonzalez griff in eine der tiefen Taschen seiner Montur und zückte zwei Funkgeräte. Eines davon warf er Wolff zu, das andere Sully. «Damit können Sie mich jederzeit erreichen. Ich habe die Notfrequenz bereits eingestellt.» Er erhob sich und nahm sein eigenes M-16. «Schließen Sie hinter mir ab. Ich bin in fünf Minuten zurück.»
    «Wohin gehen Sie?», fragte Wolff.
    «Zur Waffenkammer. Ich brauche mehr Feuerkraft.»
    «Warum?»
    «Weil ich auf die Jagd gehe.»
    Nachdem Gonzalez die Messe verlassen hatte, schloss Wolff hinter ihm die Tür ab. Dann stand er einen Moment schweigend da und starrte die Tür an. Schließlich drehte er sich abrupt um und kehrte in die Mitte der Messe zurück. «Nun?», fragte er in die Runde, ohne jemanden anzusehen.
    «Ich kann nicht weg.» Das war Sully, der Klimatologe. Seine Stimme zitterte leicht. «Ich bin der Leiter der Expedition. Ich kann nicht einfach all unsere Experimente im Stich lassen. Abgesehen davon … Evan ist verschwunden.»
    Kari zuckte zusammen. «Verschwunden? Aber ich habe vor nicht mal zwei Stunden noch mit ihm geredet.»
    Sully nickte grimmig. «Seitdem wurde er nicht mehr gesehen. Er ist nicht in seinem Labor. Und er ist nicht in seinem Quartier.»
    «Er kommt bald zurück», sagte Logan.
    Alle drehten sich zu dem Gelehrten um.
    «Was soll das heißen?»,

Weitere Kostenlose Bücher