Nullsummenspiel
Essen.«
Bashir zog einen Stuhl unter dem kleinen Esstisch hervor, der im Wohnzimmer von Dax’ Quartier irgendwie fehl am Platz wirkte, als wäre er erst nachträglich dort hingestellt worden. Er setzte sich. »Ich fühle mich geehrt. Man wird schließlich nicht jeden Tag von einem Captain bewirtet.«
Sie warf ihm über die Schulter einen bösen Blick zu, während sie den Replikator bediente. »Wenn ich keine Uniform trage, bin ich nur Dax.« Dann kam sie mit zwei Tellern zurück zum Tisch, auf denen
Coq au Vin
an sautiertem Spargel angerichtet war. »Eigentlich sollte ich mich dafür entschuldigen, dass ich dir nicht gesagt habe, dass du zivile Kleidung tragen kannst«, fuhr sie lächelnd fort. »Jetzt habe ich das Gefühl, falsch gekleidet zu sein.«
»Ach, Unsinn«, erwiderte Bashir. »Du siehst großartig aus, wie immer.«
»Nett, dass du das sagst.« Sie ging noch einmal zum Replikator. »Was passt deiner Meinung nach am besten dazu?«
»Etwas Robustes«, schlug Bashir vor. »Ein Pinotage oder vielleicht ein Malbec.«
»Dann ein Pinotage.« Dax gab ihre Anfrage mithilfe des manuellen Interface neben dem Replikator ein. Augenblicke später erschien eine geöffnete Flasche mit zwei Gläsern. Sie kam damit zurück zum Tisch und reichte Bashir die Flasche. »Wärst du so freundlich?«
»Natürlich.« Er füllte erst ihr Glas und dann seins, während sich Dax setzte und ihr Essen kostete. Er stellte die Flasche auf den Tisch. »Es ist lange her, dass wir beide mal unter uns sein konnten.«
Dax schluckte den Bissen herunter. »Das stimmt.« Dann nippte sie an ihrem Wein. »Es tut mir leid, wenn dir das komisch vorkommt oder unerwartet für dich ist, aber ich hatte das Gefühl, dass wir noch viel zu besprechen haben, und jetzt, da du … Du weißt schon …«
»Jetzt da ich vielleicht auf eine Selbstmordmission gehe?«
Sie stieß ein kurzes nervöses Lachen aus. »So könnte man es wohl ausdrücken.« Dann riss sie sich zusammen. »Ich fand einfach, dass es an der Zeit ist, dir einige Dinge zu sagen, die ich schon vor langer Zeit hätte sagen sollen, bevor ich Deep Space 9 verlassen habe.«
»Die da wären …?«
»Für den Anfang zum Beispiel: ‚Es tut mir leid, Julian.‘« Sie senkte den Blick auf ihren Teller und fuhr fort. »Ich weiß, dass ich es dir nicht leicht gemacht habe. Das lag teilweise daran, dass ich nicht begriffen habe, wie tiefgreifend die Änderungen waren, die ich zu dieser Zeit durchmachen musste. Und hinterher konnte ich das, was ich getan hatte, nicht mehr rückgängig machen.«
»Ich weiß«, sagte Bashir, »und ich verstehe es. Es ist bestimmt nicht einfach, eine derart umfangreiche Änderung seines Selbstbilds vorzunehmen, vergangene acht Leben zu verarbeiten und anzunehmen, um danach mehr zu sein als die Summe der Teile.«
Dax zuckte ein wenig zusammen und wiederholte Bashirs Worte: »
Die Summe meiner Teile
? Wo hast du
das
denn her?«
Er versuchte die Aussage mit einem leichten Schulterzucken abzutun. »Das hat Sarina vor langer Zeit mal gesagt, nachdem ihr euch kennengelernt hattet.«
Dax’ Laune verschlechterte sich offenkundig, und sie wurde stiller. »Natürlich. Verstehe.«
»Was verstehst du?«
»Du bist noch immer vernarrt in Sarina, ist es nicht so?«
Bei der Frage ging Bashir in die Defensive. »Ich fühle mich noch immer zu ihr hingezogen und bin an ihr interessiert. Meine Gefühle für sie gehen weit über bloße Vernarrtheit hinaus.«
»Dann bist du in sie verliebt und gehst als ihr Partner auf diese höchst riskante Undercover-Geheimmission? Ist dir nicht klar, was für mögliche
Komplikationen
sich dabei ergeben könnten, Julian?«
Er lachte auf. »Das sagt die Richtige! Oder hast du vergessen, wie du dich an meine Mission nach Sindorin rangehängt hast? Und erzähl mir jetzt nicht, das sei was anderes gewesen, denn wir wissen beide, dass das eine Lüge wäre.«
Dax warf ihre Serviette auf den Tisch. »Willst du wissen, was bei der Sindorin-Mission und bei dieser hier gleich ist, Julian? Du bist es. Du hast schon immer gern den Spion gespielt, und ich glaube, dass du es jetzt wieder tust.«
»Ach, wirklich?« Bashir ließ seine Serviette neben seinen Teller fallen und stand auf. »Du denkst, ich bin hier, weil ich ein Spielchen spielen möchte? Um meine Lust auf Abenteuer auszuleben?«
»Nein«, erwiderte Dax, die sitzen geblieben war. »Ich denke, du bist hier, um Sarina zu beeindrucken. Aber nur weil du genetisch verbessert worden bist,
Weitere Kostenlose Bücher