Nullsummenspiel
Umdrehen, dass sich andere Breen hinter ihnen eingereiht hatten.
Von einem höher gelegenen Laufsteg deutete ein Breen-Soldat auf Bashir und rief:
»Weitergehen!«
Sarina ergriff Bashirs Arm und zog ihn mit sich zum Kontrollpunkt, einem engen Durchgang, der von Breen-Wachen flankiert wurde.
»Jetzt werden wir herausfinden, wie überzeugend unsere ID-Chips wirklich sind.«
Doch sie hatten es schnell hinter sich. Ein Wachmann hielt einen Scanner vor Bashir und Sarina, und der andere studierte die Daten auf einer kleinen Anzeige. Ihre gefälschten Identitätsprofile erschienen auf dem Bildschirm des zweiten Wachmanns, und er musterte sie kurz, bevor er sie durch die Scannerstation zu einem leicht abschüssigen Laufband durchwinkte, das sie mit sich trug.
Sarina drehte sich noch einmal um. »
Das hätten wir geschafft
.«
»Super«, erwiderte Bashir, »aber wo geht’s hier hin?«
Sekunden später wurde seine Frage beantwortet. Das Laufband verlief wieder horizontal und brachte seine Passagiere zu einem breiten Durchgang hoch über einem Abgrund, in dem eine riesige unterirdische Stadt errichtet worden war. Diese Metropole wurde durchkreuzt von Brücken, Gängen, Kabeln, Lichtern und Rohren, und darin wimmelte es von Fußgängern und winzigen Antischwerkraftrobotern, die hin und her sausten. In der Luft hingen Essensduft und Rauch, und überall waren Vokoder-Geräusche und Musik zu hören. Als Bashir nach oben blickte, sah er eine Kuppel aus grob behauenem Stein, an der Hängelampen, Antennen, Kabel und Lautsprecher hingen, wobei aus Letzteren Ankündigungen in einer gewaltigen autoritären Stimme drangen.
»Tja«, meinte er, »jetzt wissen wir, warum Breen-Kolonien immer so karg wirken. Das liegt daran, dass neunundneunzig Prozent davon unter der Erde liegen.«
Jede Kurve und Ecke brachte Bashir und Sarina tiefer in die verborgene Breen-Metropole, deren Ebenen voller Zivilisten in einfachen, neutral gefärbten Kleidern waren. Grau- und Beigetöne herrschten vor, hin und wieder war aber auch Dunkelbraun zu sehen. Sie alle trugen Masken, sodass sich Bashir fragte, wie sich die Breen wohl untereinander erkannten.
Am überraschendsten für ihn war jedoch das schwüle Klima in den tiefer gelegenen Stadtgebieten. Hitze stieg aus dem pechschwarzen Abgrund auf, der in der Stadtmitte klaffte, und die Straßen waren heiß und erfüllt von Aktivität, dichtem Rauch und wunderbaren Düften. Atonale Musik drang aus der Ferne zu ihnen herüber und vermischte sich mit dem Krächzen der Vokoder. Als er das Geschnatter kleiner Humanoider mit schlanken Körpern hörte, überlegte Bashir, ob es sich bei ihnen um Jugendliche handelte. Während sie an ihnen vorbeigingen, bemerkte er, dass einige von ihnen Kleinkinder in Taschen an der Brust trugen oder auf der Hüfte balancierten. Er sah eines der Kinder genauer an, weil er hoffte, ein nicht maskiertes Breen-Gesicht zu entdecken, doch er erblickte nur eine kleinere, weniger detailreiche Version der bereits bekannten Breen-Maske.
Sarina bedeutete Bashir, in einen weiter entfernten Abschnitt zu gehen, und er folgte ihr dorthin.
Er war zwar dankbar für die Informationen, die ihm das HUD seiner Maske lieferte, doch die ständigen Einblendungen in seinem Sichtfeld begannen ihn langsam zu stören. Viele der Hinweise erschienen ihm überflüssig, daher benutzte er das integrierte Stimmbefehlmodul seines Anzugs, um einige Benachrichtigungen zu deaktivieren und die Übersetzung ausgewählter Symbole abzuschalten. Erst als er das getan hatte, wurde ihm bewusst, warum er dieses Bedürfnis verspürt hatte: Er begann sich an die rudimentären Elemente der Breen-Sprache zu gewöhnen.
Schwerer als die Sprache waren die winzigen nonverbalen Zeichen zu verstehen, die als Basis für die Kommunikation zwischen Individuen zu dienen schienen. Aufgrund der allgegenwärtigen Masken konnten die Breen keine Hinweise aus Veränderungen des Gesichtsausdrucks ziehen, wie es so viele andere humanoide Spezies taten. Stattdessen schienen sie eine raffinierte und komplexe Form der Zeichensprache entwickelt zu haben, um ihre verbale Interaktion zu unterstützen.
Während er den Austausch von Geld und Waren beobachtete, bemerkte Bashir, dass auch die Körpersprache bei einer Unterhaltung zwischen Breen eine Rolle zu spielen schien. Distanz, Winkel und sogar die genaue Haltung von Kopf, Torso, Gliedmaßen und Extremitäten konnten Bedeutung vermitteln, emotionale Zustände mitteilen oder sogar genutzt werden,
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