Nullsummenspiel
entlang zu dem deutlich tiefer liegenden Sims raste. Bashir fluchte leise, während er seine eigene kleine Rolle suchte, die sich zwischen den unzähligen anderen Geräten befand, die er in den Taschen seines Anzugs aufbewahrte. Er befestigte sie am Draht und betete, dass er nicht ausgerechnet jetzt einen Krampf in den Händen bekam.
Im freien Fall fühlte sich Bashir, als hätte er seinen Magen oben im Schacht vergessen. Dann raste er hinter Sarina her über dem Abgrund. In diesem Teil von Rasiuk war es so dunkel, dass er das Ende des Drahtes erst sehen konnte, als er es schon fast erreicht hatte und Sarina ihm über den Helmlautsprecher zurief: »Bremsen!«
Bashir drückte den Handgriff immer fester und spürte, wie er langsamer wurde. Die letzten Meter glitt er langsam dahin, dann ließ er sich neben Sarina auf den schmalen Sims fallen. »Das hat Spaß gemacht«, meinte er mit sarkastischem Unterton und löste seine Rolle vom Draht. »Nur so aus reiner Neugier: Hast du darüber nachgedacht, wie wir wieder da hoch kommen?«
»Das müssen wir nicht.«
Sie deutete auf den Kontrollpunkt, der ein Stück unter und hinter ihnen lag.
»Sieh mal genauer hin. Die Wachen überprüfen nur die ID-Chips der Personen, die hineingehen. Die Leute, die rausgehen, werden nicht gescannt.«
»Zumindest nicht manuell«, erwiderte Bashir, aber Sarina war bereits losgegangen, tiefer in die Höhle des Löwen.
Mit vorsichtigen Seitwärtsschritten folgte Bashir ihr. Während des langen, schwierigen Wegs über den Sims war er für zwei Dinge dankbar: dass das Visier seines Helms mit einem leistungsstarken Nachtsichtmodus ausgestattet war, der seine pechschwarze Umgebung in sanftes grünes Zwielicht tauchte, und dass die Breen-Stadt weit unter der Erde lag und es hier regulierte Umweltbedingungen gab. So waren so gut wie keine starken Luftbewegungen zu verzeichnen, nicht einmal in der Höhe, in der sie sich bewegten.
Als sie den Rand des Simses erreichten, kniete Sarina sich hin und sah auf die Straße hinab. »
Da sind genug Schatten, um uns beim Abstieg zu verbergen«
, stellte sie fest.
»Währenddessen überlege ich mir, wie wir in die Kommunikationszentrale reinkommen.«
Sie lud ihren Bolzenwerfer neu und versenkte einen Anker im Sims. Dann ließ sie den Bolzen fallen, der einen so gut wie unsichtbaren Monofilamentstrang hinter sich herzog.
»Ich geh zuerst«
, sagte sie.
»Bleib hier, bis ich dir sage, dass die Luft rein ist.«
Nachdem sie ihre winzige Rolle am Draht befestigt hatte, stieg sie anmutig über den Rand. Innerhalb von Sekunden hatte sie sich an der Wand herabgelassen und war in der Dunkelheit verschwunden.
Bashir nervte es, dass Sarina ihm ständig Befehle erteilte.
Offenbar hat sie vergessen, dass ich einen höheren Rang habe als sie
.
Über den Transceiver meldete Sarina: »
Alles klar
.«
Er sicherte die Rolle und stieg über den Rand, um sich in klassischer Haltung abzuseilen, wobei er sich in regelmäßigen Intervallen von der Wand abstieß und die Knie beugte, um die Schwungkraft zu absorbieren und sich dann erneut abzustoßen. Er musste aufpassen, dass er den Griff an der Rolle nicht zu fest drückte, um nicht versehentlich die Bremse zu aktivieren. Dann berührten seine Füße den Boden, und er löste das Hilfsmittel vom Draht.
Sarina hockte einige Meter entfernt und hatte sich an die Wand gedrückt. Bashir schlich zu ihr und hockte sich neben sie. Sie befanden sich direkt vor der militärischen Kommunikationszentrale. Der Eingang wurde von mehreren bewaffneten Breen-Soldaten bewacht, und die Haupttüren waren geschlossen und schienen aus dickem Metall zu bestehen.
Bashir runzelte die Stirn. »Jetzt erzähl mir nicht, dass wir einfach da rübergehen und anklopfen.«
»Die Möglichkeit habe ich noch nicht ganz ausgeschlossen.«
Die Türen wurden geöffnet, und drei Breen-Offiziere verließen das Gebäude. Bashir musterte die Markierungen an ihren Uniformen. »Der Vorderste ist ein
Thot
«, erkannte er.
»Das entspricht etwa einem Admiral. Davon dürfte es hier nicht allzu viele geben.«
»Wie wäre es, wenn wir ihnen folgen und versuchen, so nah an sie heranzukommen, dass wir die Signale ihrer ID-Chips auslesen können? Dann kopieren wir die Identitätssignaturen und modifizieren unsere Anzüge mit entsprechenden Insignien. Auf diese Weise hätten wir Zutritt zur ganzen Basis.«
»Das gefällt mir. Guter Plan.«
Sarina stand auf.
Während Bashir sich ebenfalls erhob, sagte eine elektronisch neutrale
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