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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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daß es sich um einen Renault handelte. Der Wagen rollte langsam an der versteckten Einfahrt zum Holzfällerhof vorüber - jetzt, wo das Schild entfernt war, deutete nichts mehr auf Annette Devaud hin - und fuhr auf der Landstraße weiter, bis er sich genau unter Lennox befand, der aufs Wagendach hinuntersah. Der Wagen hielt einige Sekunden, bog dann von der Landstraße ab und verschwand außer Sicht. Der Renault fuhr jetzt den Feldweg hinauf, der zu dem Felsen führte. »Sie kommen hierher«, rief Lennox Madame Devaud zu. »Kommen Sie her, so schnell Sie können…«
     Sie eilte aus der Scheune, lief hintenherum zu Lennox, der sie den schmalen Pfad zum Sommerhaus hinunterschickte. Er wartete eine Sekunde und sah ihr zu, wie sie sich mit der Gewandtheit einer Bergziege davonmachte. Dann rannte er zur Vorderseite der Scheune und versteckte sich in einem dichten Gestrüpp in der Nähe der Steilwand und wartete. In der rechten Hand hielt er die Luger.
     Vanek fuhr langsam den Feldweg hinauf. Neben ihm zog Lansky sich dünne und teure Glacéhandschuhe an. Wahrscheinlich würde er die alte Dame, von der der Barmann in der Auberge des Vosges ihm gesagt hatte, daß sie allein lebte, erdrosseln müssen. Einen Kilometer weiter unten auf der Landstraße hatten sie in einem Sägewerk nochmals nach dem Weg gefragt. »Einen Kilometer weiter«, hatte man ihnen gesagt. »Da führt ein alter Feldweg rauf …« Sie waren an der versteckten Einfahrt vorbeigefahren, die zum Holzfällerhof führte, und waren an der nächsten Abzweigung eingebogen. Sie kamen um eine Kurve und befanden sich oben auf dem Felsen.
     »Da stimmt was nicht - sehen Sie …« Vanek nickte in Richtung des geparkten Mercedes. 
    »Ich gebe Ihnen Deckung …« 
    Als Lansky die Tür öffnete, wurde zwischen ihnen nichts mehr gesagt. Lansky machte kein Geräusch und schlüpfte hinaus. Die beiden Männer waren darauf trainiert, im Team zu arbeiten; sie hatten beide die Lage erfaßt, und da waren weitere Worte überflüssig. Irgendwo hier auf diesem Felsen befand sich der Mann, mit dem Lansky in der Rue de l’Épine zusammengestoßen war, der Mann, der vor weniger als einer Stunde versucht hatte, sie von der Straße abzudrängen und zu töten. Vanek blieb im Wagen. Er hielt wie Lennox eine Luger in der Hand und wartete auf irgendeine kleine Bewegung, während Lansky sich mit dem Gelände vertraut machte und entdeckte, daß die offenstehende Scheune leer war. Lennox hockte zusammengekrümmt im Unterholz. Er konnte den Mann hinter dem Lenkrad nicht sehen, weil der Renault auf einer Bodenwelle stehengeblieben war. Die Karosserie verbarg den zweiten Mann. Lanskys plötzliches Manöver traf Lennox unvorbereitet.
     Der Tscheche sprintete die kurze Strecke im Freien und verschwand in der Scheune. Dann, etwa eine oder zwei Minuten lang - so kam es Lennox jedenfalls vor -, geschah gar nichts. In der Scheune versuchte Lansky, irgendwie nach oben zu kommen, unters Dach, um von dort einen Überblick über den ganzen Felsen zu gewinnen. Sehr leise begann er, an der Innenwand der Scheune hochzuklettern. Dabei benutzte er die Querbalken als Fußstützen, bis er ein Loch erreichte, durch das er in den Mercedes hineinsehen konnte. Der Wagen war leer. Lansky suchte den Felsen sorgfältig ab, bis er die Silhouette eines Mannes entdeckte, der in einem Gestrüpp hockte. Danach kletterte Lansky behutsam hinunter.
     Mit der Karosserie des geparkten Mercedes zwischen sich und Lennox kroch er vorwärts. Er hielt nur einmal inne, um Vanek ein Zeichen zu geben. Der Tscheche nickte. Lansky hatte die Zielscheibe geortet. Lansky erreichte die eine Seite des Mercedes und öffnete den Türgriff mit äußerster Behutsamkeit. Zentimeter um Zentimeter. Dann öffnete er die Tür. Er glitt hinter das Lenkrad und griff nach dem Zündschlüssel, den er von der Scheune aus im Zündschloß hatte stecken sehen. Um auf ihn zu schießen, mußte der Franzose aufstehen - und wenn er sein Versteck verließ, würde Vanek als erster schießen.
     Lennox hockte rund zwölf Meter hinter dem Kofferraum des Mercedes und kämpfte gegen den fast unwiderstehlichen Impuls, den Kopf zu heben, um zu sehen, was zum Teufel da eigentlich vorging. Seitdem der zweite Mann in der Scheune verschwunden war, hatte er keinen Laut mehr gehört. Lansky, der genau im Kopf hatte, wo sich der Franzose befand, hielt inne, als er den Zündschlüssel berührte. Er mußte jetzt tatsächlich verdammt schnell handeln. Außerdem mußte er

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