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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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bereitet hatte: Wenn sie in der Lage war, den Leoparden zu identifizieren - was Lennox bezweifelte -, und wenn Léon Jouvel aus irgendeinem abenteuerlichen Grund recht gehabt haben sollte, warum hatte sie dann in den vergangenen Monaten, in denen sie wieder hatte sehen können, Guy Florians Bild noch nicht gesehen? In einer Zeitung, einer Illustrierten, im Fernsehen? Sie gab Lennox die Antwort, nachdem, sie erzählt hatte, wie sie einmal den Leoparden, der ins Bein geschossen worden sei, gesundgepflegt habe.
    »Seitdem ich mein Augenlicht wiederhabe, Monsieur Bouvier, lese ich Bücher …« Sie zeigte mit der Hand auf die Bücherregale an den Wänden, die vom Boden bis zur Decke reichten. »In all diesen Jahren mußte ich mich mit Brailleschrift begnügen - jetzt kann ich wieder richtige Bücher lesen! Ich habe schon als Mädchen sehr viel gelesen. Jetzt habe ich den Ehrgeiz, noch alle diese Bücher zu lesen, bevor ich sterbe …«
    »Aber die Zeitungen …«
    »Ich halte nichts von Zeitungen. Hab’s noch nie getan. Sie sind langweilig. Illustrierte? Warum sollte man die lesen, wenn man Bücher hat?«
    »Und Fernsehen?«
    »Davon halte ich auch nichts. Und ein Radio habe ich auch nicht.« Madame Devaud stand kerzengerade da. »Ich lebe hier ganz allein, und das liebe ich. Mir gehören fünfundzwanzig Hektar Wald, auf denen ich stundenlang spazieren gehe .Auf die Welt, die ich im Krieg gesehen habe, kann ich für immer verzichten. Alle Vorräte, die ich brauche, werden von einem Mann aus dem Dorf geliefert. Ich bin also fast autark. Ich lebe gerne so, Monsieur Bouvier …«
    »Aber wenn der Leopard noch am Leben wäre, würden Sie ihn wiedererkennen?«
    »Der Leopard ist tot …«
    »Aber wenn er’s nicht ist?« beharrte Lennox.
    »Ich glaube, ich würde ihn wiedererkennen, ja. Er hatte einen guten Knochenbau. Und Knochen ändern sich nicht …«
    Lennox gelang es, sie auf den Beifahrersitz des Mercedes zu komplimentieren, aber das nur aus einem Grund. »Wenn Sie diesen Renault mit den beiden Männern wirklich von der Straße abgedrängt haben, dann müßte Ihr Wagen Spuren des Zusammenpralls tragen.« Sie zog sich einen schweren Pelzmantel an und ging mit ihm nach draußen, wo sie kurz den seitlich eingebeulten Mercedes inspizierte. Dann stieg sie schnell ein.
    »Wir sollten uns lieber beeilen«, sagte sie kurz, »sonst werden wir ihnen noch auf dem Feldweg begegnen. Ich habe Ihnen geglaubt, bevor ich den Schaden sah - ich bin eine gute Menschenkennerin, aber Sie müssen zugeben, daß ich Grund hatte, mißtrauisch zu sein …«
    »Ich werde Sie in der Nähe der nächstliegenden Polizeiwache absetzen«, sagte Lennox beim Hinunterfahren.
    »Ich kenne eine Stelle, an der wir uns verstecken und trotzdem die Einfahrt zum Hof gut sehen können …«
    Sie hatte ihr Gewehr mitnehmen wollen, aber er hatte es in einen Schrank gesteckt, bevor sie das Haus verließen. Jetzt näherten sie sich der Landstraße. Die Luger, die Peter Lanz ihm geliehen hatte, steckte in seiner Manteltasche. Er hatte jetzt die Scheinwerfer ausgeschaltet, weil er befürchtete, das Licht könnte verraten, wo sich die Einfahrt befand. Er selbst hätte die Einfahrt verfehlt, wenn er die Skizze nicht gehabt und das Schild nicht gesehen hätte. Kurz vor dem unteren Ende des Feldwegs wurde die Sicht plötzlich durch eine dichte Nebelwand versperrt. Plötzlich wurde der Nebel erleuchtet und glitzerte, als Scheinwerferlicht von der Landstraße aus ihn erfaßte. Der Renault war angekommen - nur Sekunden zu früh. Beinahe wären sie davongekommen.
     Lennox trat auf die Bremse, bevor er das Unmögliche versuchte, nämlich rückwärts wieder hinaufzufahren. In dem Lichtschein des Renault blitzten feuchte Nebeltropfen auf. Das Licht wurde schwächer. Auf Lennox Stirn glänzten Schweißperlen, als er den Fuß von der Bremse nahm; auf der Landstraße waren die Scheinwerfer eines Wagens um eine Kurve gekommen und hatten die Einfahrt kurz gestreift. Dann fuhr der Wagen auf der Landstraße weiter. Trotz des glitschigen Schlammes beschleunigte Lennox. »Halten Sie unten an«, befahl Annette Devaud. »Wenn diese Männer den Hof finden, nachdem wir weg sind, könnten sie ihn irgendwie beschädigen. Entfernen Sie also bitte das Hinweisschild …«
     Um ihr den Gefallen zu tun, hielt Lennox kurz an, sprang aus dem Wagen und stieß kräftig gegen den Pfahl. Verrottetes Holz knirschte, und dann kippte das Schild um. Es war nichts mehr zu sehen. Lennox war ihrer Bitte nicht

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