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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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nur gefolgt, um der alten Dame einen Gefallen zu tun: Wenn das Kommando den Hof nicht finden sollte, fuhren die beiden Männer vielleicht ziellos herum, und in dieser Zeit hatte Annette Devaud die Möglichkeit, den nächsten Polizeiposten zu verständigen. Mit einem Satz saß Lennox wieder hinter dem Lenkrad und gab Gas. Er folgte ihren Anweisungen und bog an der Ausfahrt nach links in die Landstraße ein - sie fuhren jetzt also von Saverne weg. Nach einer kurzen Strecke bog er wieder links ab, in der Annahme, daß die Landstraße sich hier gabelte. Statt dessen fuhr er jetzt wieder auf einem verschlammten Feldweg, der sich immer höher schlängelte und schließlich um eine hohe Felswand herumführte.
     »Wohin führt dieser Weg?« fragte er. »Zurück auf mein Land - zu einem hohen Felsen, von dem aus wir die Einfahrt zum Hof beobachten können …«
    Es war alles so schnell gegangen. Da Lennox die Gegend nicht kannte, hatte er es für klüger gehalten, ihre Anweisungen zu befolgen, und jetzt hatte sie ihn auf irgendeinen Gipfel geführt, der für seinen Geschmack noch längst nicht weit genug entfernt war. »Hier oben werden sie uns nie finden«, sagte Madame Devaud zuversichtlich. »Und wir werden sehen können, was passiert - ich mag mein Zuhause nicht unbeobachtet lassen …« Auf dem höchsten Punkt des sich windenden Feldwegs, der auf beiden Seiten von dichtem Fichtenwald begrenzt war, kamen sie auf eine Lichtung, auf der sich eine alte Scheune zwischen zerklüfteten Felsen befand. Das Gebäude war verfallen, die Balken verrottet; die beiden Scheunentore lagen auf einem Teppich toter Farne. Dichtes, wild wucherndes Unterholz umgab den Rand des Felsens. Lennox stellte den Motor ab und schaltete die Scheinwerfer aus. Die klamme, feuchte Kälte des Hochwalds umgab sie. Sie hatte ihn ans Ende einer Sackgasse geführt.
     Es war drei Uhr nachmittags, als André, das Eichhörnchen, dem Alouette-Hubschrauber entstieg, der ihn nach Saverne gebracht hatte. Von dort fuhr ihn ein bereitstehender Wagen zur Polizeistation. Dort stiegen drei Polizeibeamte zu, worauf der Wagen in die Vogesen hinauffuhr. Während des Flugs von Paris hatte Boisseau sich eingestanden, daß es vielleicht besser gewesen wäre, Grelles Rat zu befolgen und Annette Devaud unter Polizeischutz zu stellen. Aus diesem Grund nahm er jetzt auch ein paar Beamte mit, die er auf dem Holzfällerhof zurücklassen wollte, um das Leben der einzig bekannten Überlebenden aus der früheren Umgebung des Leoparden zu schützen. Er war auf das Gespräch gespannt. In der Polizeistation hatte er vorgeschlagen, den Holzfällerhof telefonisch von seinem Kommen zu verständigen, aber man hatte ihm nur sagen können, daß Madame Devaud noch nie ein Telefon besessen habe. Während der Fahrt in die nebelverhangenen Berge wurde Boisseau immer unruhiger.
     »Geben Sie Gas«, sagte er dem Fahrer, «ich möchte so schnell wie möglich da sein …«
    »Gas geben? Bei diesem Nebel, Herr Generaldirektor?« »Dann schalten Sie die verdammte Sirene ein. Beeilen Sie sich…«
     Von der Spitze des zerklüfteten Felsens hinter der verfallenen Scheune hatte man tatsächlich, wie Madame Devaud gesagt hatte, eine hervorragende Sicht auf die darunter liegende Landstraße und die Einfahrt zum Hof. An dieser Stelle fiel die Felswand mehr als dreißig Meter tief ab. Rechts von der Stelle, an der Lennox stand, schlängelte sich ein schmaler Pfad hinunter zu einem winzigen Sommerhaus, das etwa zwanzig Meter über der Straße lag. Dort war der Abhang nicht so steil. Das Sommerhaus stand auf einem Felsvorsprung. Direkt unter Lennox fiel die Felswand schwindelerregend steil ab. Jenseits der verfallenen Scheune stand der Mercedes mit der Schnauze zu dem Feldweg, auf dem sie hergekommen waren; Lennox war beunruhigt, weil kein anderer Weg von dieser einsamen Stelle wegführte, und war drauf und dran, Madame Devaud zu sagen, daß sie jetzt abfahren müßten. Aber zuerst wollte er noch einen Blick auf die Landstraße werfen. Durch den Nebel sah er einen Wagen von Saverne her näher kommen. Die Umrisse des Wagens waren zu verschwommen, so daß er nicht sehen konnte, was für ein Fabrikat es war. Lennox sah auf seine Uhr. 15.15 Uhr.
     Hinter ihm lehnte sich Annette Devaud in der Scheune gegen einen Fenstersims. Sie versuchte zu erkennen, was geschah. Der Wagen dort unten kroch immer näher heran, fuhr sehr langsam, als hätte der Fahrer sich verfahren. Dann, im nächsten Moment, war Lennox sicher,

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