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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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hörte, wie der Renault mit dem Krachen berstenden Metalls auf den Geröllhaufen aufprallte. Anders als der Mercedes ging der Renault aber nicht in Flammen auf. Zufrieden über seinen Erfolg - er hatte sich eine Atempause verschafft -, verließ der Tscheche die Landstraße und ging in den Wald hinauf. Dann machte er sich zu Fuß auf den Weg zu dem zerklüfteten Felsen, auf dem Lansky gestorben war.

17
     
    Vanek behielt auf seinem Weg durch den Wald immer die Straße im Auge, um nicht die Orientierung zu verlieren. Als er eine Hügelkuppe erreichte, von der aus der Felsen zu sehen war, konnte er gerade noch einen Blick auf Madame Devaud werfen, die von einigen Polizeibeamten zu einem Streifenwagen geleitet wurde. Es hatte eine Verzögerung gegeben, weil über Funk angeforderte Verstärkung erst einige Zeit später eingetroffen war. Bis dahin hatte man die alte Dame in der Scheune bewacht. Die Neuankömmlinge durchkämmten den Wald in der nächsten Umgebung des Felsens, aber ohne Ergebnis. Lennox, der noch bei Bewußtsein war und in einem Krankenwagen lag, hatte Boisseau eindringlich gewarnt: Diese Männer seien professionelle Killer, und man dürfe das Leben von Madame Devaud keiner Gefahr mehr aussetzen.
     In dem Moment, als Vanek die Hügelkuppe erreichte, von der aus er den Felsen übersehen konnte, machte sich der Konvoi von Polizeifahrzeugen zur Abfahrt bereit. Der Tscheche stand hinter einer Fichtengruppe und beobachtete die Szene durch ein starkes Fernglas, das er immer bei sich trug. Annette Devaud wurde zu einem der Wagen geleitet. Das Fernglas brachte sie so nah heran, daß er ihren Kopf und ihre Schultern deutlich sehen konnte. Er hätte sie ohne weiteres töten können, wenn er ein Gewehr mit Zielfernrohr bei sich gehabt hätte. Plötzlich, als wäre den Polizeibeamten der gleiche Gedanke gekommen, war Annette Devaud von Beamten umringt. Sie verschwand hinter einer Mauer aus Uniformen. Aus dieser Entfernung konnte Vanek unmöglich versuchen, seine Luger einzusetzen.
     Vanek hockte reglos da und beobachtete, wie die Streifenwagen mit dem Krankenwagen an der Spitze den Feldweg hinunterfuhren und dann auf der Landstraße auftauchten, auf der der Nebel sich inzwischen gelichtet hatte. In dem späten Nachmittagslicht waren die Fahrzeuge jedoch nur schemenhaft zu erkennen. Es war aber die Richtung, welche die Fahrzeuge einschlugen, die für Vanek von Interesse war. Der Konvoi fuhr nach Saverne.
     »Der zweite Killer ist von der Straße abgekommen und einen Abhang hinuntergerast«, berichtete Boisseau Marc Grelle am Telefon der Saverner Polizeistation. 
    »Er ist neben einem Kanal aufgeschlagen. In diesem Augenblick müßten die Beamten schon am Unfallort sein. Und dieser Engländer, Lennox, ist hier. Er hat den ersten Killer erschossen, hat aber selbst auch eine Kugel abbekommen …«
     »Ist er tot?« fragte der Präfekt.
    »Nein, er wird durchkommen, muß aber einige Tage im Krankenhaus bleiben. Er hat eine Nachricht für Sie. Er ist ein sehr vorsichtiger Mann, dieser Lennox - ich mußte ihm erst meinen Dienstausweis zeigen, bevor er mir die Nachricht anvertraute. Er sagt, er glaube, Madame Devaud könne den Leoparden identifizieren …«
    »Madame Devaud ist bei Ihnen?«
    »Ich kann sie von hier aus sehen …«
    Boisseau verstummte, als der Inspektor aus Saverne, der auf einer anderen Leitung gerade ein Gespräch entgegennahm, ihm ein Zeichen gab. Boisseau hörte einen Augenblick zu, dann setzte er das Gespräch mit Paris fort. 
    »Ich glaube, ich habe eine schlechte Nachricht. Der Renault - der Wagen der Mörder -, der den Abhang hinuntergestürzt ist, ist jetzt untersucht worden. Von dem zweiten Mann ist keine Spur zu finden. Er wird ihn absichtlich über den Rand gekippt haben, um uns auf eine falsche Fährte zu locken. Einer der Mörder läuft also noch frei herum …«
     Der Lastkahn tuckerte gemächlich aus dem Nebel auf Vanek zu, der am Ufer des einsamen Kanals stand. Sein Atem ging noch schnell. Er hatte sich beim Hinuntersteigen von der Hügelkuppe beeilt, bevor er die Landstraße überquerte und den sanften Abhang hinunterrannte, der zum Kanal führte. Er war den menschenleeren Treidelpfad entlanggegangen, als er plötzlich hinter sich das tuckernde Motorengeräusch hörte.
     Er gestikulierte, um den Mann in gelbem Ölzeug und Schirmmütze, der am Heck des Kahns am Ruder stand, auf sich aufmerksam zu machen. Vanek rief mehrmals »Polizei«, dann wartete er, bis der Kahn nah genug am Ufer

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