Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
war, so daß er an Bord springen konnte. Er zeigte dem Binnenschiffer mit der gegerbten Haut seinen gefälschten Sûreté-Ausweis. 
    »Sind Sie allein an Bord?« Der Mann bejahte und erklärte, er sei schon ein Stück weiter oben von Polizisten angehalten worden, die einen abgestürzten Wagen untersucht hätten. 
    »Wie weit ist es bis zur nächsten Schleuse?« fragte Vanek. Sechs Kilometer. 
    »Ich fahre mit Ihnen«, sagte Vanek zu dem Mann. »Ich suche den Mörder, der diesen Wagen aufgegeben hat…«
     Mehrere Minuten lang stand Vanek hinter dem Schiffer und tat, als betrachtete er die Felder, an denen sie vorüberglitten. In Wahrheit beobachtete er, wie der Schiffer die Instrumente bediente. Beiläufig, als wollte er nur die Zeit totschlagen, fragte er nach einigen technischen Details, während der Kahn durch leichte Nebelschwaden weitertuckerte. Während der Nebel in den Bergen sich lichtete, senkten sich jetzt graue Schwaden auf die enge Schlucht, durch die der Kanal in die Ebene vor Straßburg hinausführt. 
    »Ihre Mütze sieht aus wie eine Chauffeurmütze«, bemerkte Vanek. 
    »Na ja, statt eines Wagens fahren Sie eben einen Kahn …« 
    Vanek sprach noch, als er die Luger aus der Tasche zog und dem Mann in den Rücken schoß.
     Bevor er den Schiffer über Bord warf, nahm Vanek ihm das Ölzeug und die Schirmmütze ab. Vanek zog das Ölzeug an und setzte sich die Mütze auf. Er benutzte eine an Deck liegende schwere Kette, um die Leiche des Schiffers zu beschweren; er legte sie dem Toten um die Schultern und zwischen die Beine. Der Lastkahn, den er gestoppt hatte, trieb jetzt sacht weiter, während Vanek die Leiche über Bord kippte. Er sah nur einen Augenblick zu, wie der Tote in dem grauen, schmutzigen Wasser versank. Dann ließ Vanek die Maschine an und stellte sich ans Ruder. Wenige Minuten später tauchte im Nebel eine Brücke auf. Ein Streifenwagen hielt mitten auf der Brücke, und ein Polizist beugte sich übers Geländer. Der Beamte wartete, bis der Kahn nahe genug herangekommen war.
     »Haben Sie unterwegs einen Mann gesehen?« rief er hinunter.
    »Nur ein paar von Ihren Kollegen, die einen abgestürzten Wagen untersuchten«, rief Vanek zurück.
    Der Polizist wartete und starrte auf Vanek hinunter, der jetzt starr geradeaus blickte und den Kahn unter den Brückenbogen hindurchsteuerte und kanalabwärts weiterfuhr. Wenige Minuten später war die Brücke hinter ihm im Nebel verschwunden. Dann tauchten die Umrisse einer weiteren Brücke vor ihm auf. Vanek nahm an, daß er jetzt aus der unmittelbaren Gefahrenzone heraus sein mußte. Hier würden sie nicht mehr nach ihm suchen. Er mußte den Kahn aber auf jeden Fall verlassen, bevor er die Schleuse erreichte. Nachdem er die Brücke passiert hatte, stoppte er den Kahn, versteckte das Ölzeug unter aufgerolltem Tauwerk, sprang über Bord und ging einen verschlammten Fußpfad hinauf, der ihn auf eine Straße führte. Die Schirmmütze hatte er in den Mantel gesteckt.
    Vanek ging ein kurzes Stück zu Fuß, bis er ein passendes Versteck gefunden hatte, eine Baumgruppe. Dort stellte er sich hin und wartete. Im Lauf von fünfzehn Minuten ließ er zwei Lastwagen passieren. Dann sah er eine BMW-Limousine näher kommen, die von der Landstraße nach Saverne abgebogen sein mußte. Es saß nur ein Mann im Wagen. Das Fahrzeug stank nach Geld. Vanek trat auf die Fahrbahn hinaus und winkte dem Fahrer zu, er solle anhalten. 
    »Polizei, Polizei«, rief er.
    Wieder zeigte er seinen gefälschten Sûreté-Ausweis. Der mißtrauische Fahrer protestierte. Er sei schon einmal angehalten und kontrolliert worden. 
    »Ich glaube Ihnen nicht«, sagte Vanek und steckte seinen Ausweis ein. »Wie weit weg war das?« Etwa einen Kilometer weiter, erwiderte der Fahrer des BMW, ein Mann Ende der Fünfzig mit einem teuren Maßanzug. Er machte einen arroganten Eindruck, was Vanek amüsierte. Er zog seine Luger und befahl dem Fahrer, sich auf den Beifahrersitz zu setzen, während er sich selbst hinter das Lenkrad klemmte. Er setzte die Schirmmütze auf, die er dem toten Schiffer abgenommen hatte. 
    »Ich bin Ihr Chauffeur«, verkündete er. 
    »Wenn wir von einer Polizeistreife angehalten werden sollten, werden Sie das bestätigen. Wenn Sie den kleinsten Fehler machen, werde ich Ihnen drei Schüsse in den Bauch verpassen, und Sie werden sehr langsam sterben.«
    Die Drohung erschreckte den Mann nicht so sehr wie die beiläufige Art, in der Vanek sie ausgesprochen hatte. Der

Weitere Kostenlose Bücher