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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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ihr das Augenlicht wiedergab. Wir sitzen furchtbar in der Klemme, Vorin, und das ausgerechnet jetzt, im letzten Augenblick …«
     »Herr Präsident, wir können vielleicht etwas unternehmen…« 
    »Ich habe ihren Namen später auf die Liste gesetzt - als Danchin mir einen Bericht mit dem Leserbrief an die Frankfurter Allgemeine Zeitung schickte, in dem sie erwähnt wurde. Ich bin davon ausgegangen, daß Ihre Leute das Problem aus der Welt geschafft hätten …«
     »Es ist etwas schiefgegangen …«
    »Dann können Sie mir nicht die Schuld geben!« Der Wortwechsel wurde heftiger; die vertraute Stimme klang scharf und schneidend. »Es ist unerläßlich, daß Sie ihren Fehler korrigieren …«
    »Dann muß ich sofort in die Botschaft zurück, Herr Präsident. Wir haben ein Stadium erreicht, in dem jede Minute zählt. Wissen Sie, wohin man diese Devaud bringen wird?« »In die Rue des Saussaies …«
    Marc Grelle saß allein in dem Zimmer im vierten Stock des Sureté-Hauptquartiers. Er schaltete das Tonbandgerät ab, das mit dem Minisender in Kassims Halsband verbunden war. Grelle hatte das Band zweimal abgehört. Stehend und mit einem zur Maske gefrorenen Gesichtsausdruck hatte er sich auf die Stimmlagen der beiden Männer konzentriert. Das wiederholte Abspielen des Bandes war im Grunde überflüssig gewesen - das Timbre der Stimme Guy Florians war schon beim erstenmal klar und deutlich zu erkennen gewesen. Außerdem war das, was gesprochen worden war, auf eine teuflische Weise eindeutig.
    Der Präfekt starrte die gegenüberliegende Wand an und zündete sich eine Zigarette an. Die Handgriffe wurden ihm kaum bewußt. Schon seit Tagen war ihm die schreckliche Wahrheit im Kopf herumgegangen, aber er hatte sich geweigert, die Indizien ernst zu nehmen. Gaston Martin hatte drei Männer in den Elysée-Palast gehen sehen - und einer davon war der Präsident gewesen. Die diskrete Beobachtung Danchins und Blancs hatte keinerlei Verbindung zu irgendwelchen sowjetischen Kontaktleuten ergeben - aber Florian traf fast täglich mit dem sowjetischen Botschafter Vorin zusammen. Und so weiter … Grelle starrte die Wand an und paffte seine Zigarette. Er empfand eine Übelkeit wie ein Ehemann, der seine Frau soeben mit einem groben und brutalen Liebhaber im Bett ertappt hat.
    Grelle nahm das Band aus dem Gerät und steckte es in die Tasche. Er nahm den Telefonhörer und verlangte eine Amtsleitung. Dann wählte er eine Nummer. Er stand noch immer unter einem Schock und mußte sich größte Mühe geben, seine Stimme kalt und unpersönlich klingen zu lassen.
    »Alain Blanc? Hier Grelle. Ich muß Sie sofort sprechen. Nein, kommen Sie nicht in die Präfektur. Ich werde sofort zu meiner Wohnung fahren. Ja, es ist etwas geschehen. Sie werden einen Cognac brauchen, bevor ich Ihnen sage, was …«
     Die beiden französischen Panzerdivisionen, die zweite und die fünfte, die in der Bundesrepublik Deutschland stationiert waren und General Jacques Chassous Befehl unterstanden, hatten sich bereits in Marsch gesetzt. Die deutschen Behörden waren informiert worden, und die Regierung des Herzogtums Luxemburg hatte die Truppenbewegung über luxemburgisches Territorium genehmigt - alles sehr kurzfristig. Schon wenige Stunden später hatten die Vorausabteilungen der beiden Divisionen die luxemburgische Grenze überschritten und bewegten sich auf dem Rückweg nach Frankreich durch die Ardennen. Um 22 Uhr, kurz vor dem Abflug nach Sedan, öffnete General Chassou den Umschlag mit den geheimen Instruktionen, den ihm Präsident Florian bei seinem Blitzbesuch in Baden-Baden am vergangenen Montag persönlich übergeben hatte.
     »Am Ende der Übung werden Sie bis auf weiteres nicht nach Deutschland zurückkehren. Wenn Sie die Brücken bei Sedan überschritten haben, werden Sie die Truppen weiter nach Frankreich hineinführen … Sie haben im Militärbezirk von Metz anzuhalten … die Sammelstellen sind vorbereitet worden…«
     Chassou übergab den Geheimbefehl seinem Stellvertreter, Oberst Georges Doissy, befahl ihm, die notwendigen Arrangements zu treffen und flog dann nach Sedan ab. Doissy, der früher unter Oberst Lasalle gedient hatte, wurde sofort klar, daß die Ausführung dieses Befehls Deutschland isolieren würde. Danach würde den sowjetischen Truppen im Osten neben den deutschen Einheiten nur noch ein symbolisches Kontingent britischer Truppen gegenüberstehen. Doissy überdachte die Lage einige Minuten; dann fiel ihm ein, was Präsident de

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