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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Oberst Doissy aus Baden-Baden. Er sagte, die Panzerdivisionen zwei und fünf würden sich nach Metz zurückziehen und dort bleiben - damit steht Deutschland schutzlos da. Da der amerikanische Kongreß seine isolationistische Haltung kaum aufgeben wird, werden die Amerikaner nicht einmal damit drohen, auf den atomaren Knopf zu drücken - Moskau hat schließlich auch einen. Die Vereinigten Staaten werden nur reagieren, wenn das amerikanische Festland in Gefahr gerät. Und das alles wegen des Fiaskos in Vietnam und Kambodscha. Wissen Sie, was in wenigen Stunden meiner Ansicht nach geschehen wird?«... 
    »Was?« »Ich glaube, daß Florian morgen in Moskau den Abschluß eines Militärpakts mit den Sowjets verkünden wird - vergessen Sie nicht, daß der Präsident einen solchen Pakt selbst abschließen kann. Sie haben den Bericht gesehen, der eben aus Brüssel gekommen ist - ich habe das Gefühl, daß Florian auch gemeinsame Militärmanöver mit den Russen ankündigen wird. Die Häfen Toulon und Marseille werden für die Landung sowjetischer Truppen des Konvois K 12 geöffnet werden …«
    »Dann muß etwas geschehen.«
    »Deutschland wird morgen aufwachen und sich eingekreist sehen - dann stehen sowjetische Truppen im Osten und westlich des Rheins. Auf französischem Boden! Ich habe das Gefühl, daß Florian schon morgen von Moskau zurückfliegen wird, und wenn es hier irgendwelche Reaktionen geben sollte, wird er sagen, es sei zu einem Putschversuch rechter Kreise unter Führung Oberst Lasalles gekommen, und die meisten von uns werden hinter Gittern landen …«
    »Bitte beruhigen Sie sich«, bat Grelle,
    »Beruhigen Sie sich, sagt der …« Blanc war im Zustand höchster Aufregung. Sein Gesicht war schweißnaß, als er ruhelos auf und ab wanderte. »In wenigen Tagen wird neben der Trikolore vielleicht noch die sowjetische Fahne aufgezogen!« Er nahm von Grelle das frisch gefüllte Cognacglas entgegen und wollte gerade dazu ansetzen, es mit einem Zug zu leeren, als er sich besann und nur daran nippte.
    »Wir müssen entscheiden, was zu tun ist«, sagte Grelle leise.
    »Genau!« Nach seinem Ausbruch beruhigte Blanc sich wieder. »Andere Minister zu konsultieren, hat keinen Sinn«, sagte er fest. »Selbst wenn ich eine Geheimkonferenz einberiefe, würden sie sich nie zu einer Entscheidung durchringen. Irgend jemand würde nicht dichthalten, die Nachricht würde in den Elysee gelangen, Florian würde handeln, uns alle reaktionäre Verschwörer nennen und den Ausnahmezustand ausrufen …«
    Es war Grelle, der das Beispiel Präsident Nixons zur Sprache brachte. Er betonte, die französische Öffentlichkeit und die Welt dürften nie etwas erfahren, egal, welcher Art die Lösung sei. »Was Nixon getan hat, ist aber nur eine Bagatelle, ein kleines Vergehen im Vergleich zu dem, worüber wir sprechen. Und trotzdem: Denken Sie daran, wie sehr Nixons Skandale, als sie ans Licht kamen, Amerika erschüttert haben. Stellen Sie sich die Auswirkungen auf Frankreich vor - auf Europa -, wenn je bekannt werden sollte, daß der französische Staatspräsident ein kommunistischer Agent ist! Niemand würde uns mehr vertrauen. Frankreich wäre demoralisiert …«
    »Sie haben natürlich völlig recht«, erwiderte Blanc ernst. »Diese Dinge dürfen nie an die Öffentlichkeit. Ist Ihnen klar, Grelle, daß dann nur eine Lösung bleibt?«... 
    »Florian muß sterben …«
    An der deutsch-tschechoslowakischen Grenze zwischen Selb und Grafenau wurde in den frühen Morgenstunden des 23. Dezember plötzlich hektische Aktivität sowjetischer Flugzeuge registriert. Zunächst wurde angenommen, daß dies in Zusammenhang mit den großen Wintermanövern der Streitkräfte des Warschauer Pakts stehe. Später wurde gemeldet, sowjetische ›Foxbat‹-Maschinen hätten mehrfach den deutschen Luftraum verletzt. Um zwei Uhr morgens holte man Bundeskanzler Hauser aus dem Bett, um mit ihm die Lage zu beraten. Um drei Uhr ordnete er eine begrenzte Alarmbereitschaft an. Sie galt für die Einheiten in dem betroffenen Gebiet und einige Truppenteile im Hinterland.
     Um zwei Uhr morgens, als Grelle wie ein Tiger im Käfig in seinem Wohnzimmer auf und ab ging, war er in dem dichten Zigarettenqualm kaum mehr als ein Umriß, der sich bewegte. »Ich habe mich schon selbst in die Rolle eines Attentäters hineinversetzt«, sagte er. »Als ich die Sicherheitsvorkehrungen plante, habe ich verschiedene undichte Stellen gefunden und beseitigt. Ich überlegte mir nämlich, was ich

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