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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Gaulle einmal dem amerikanischen Präsidenten Kennedy kurz nach dessen Wahl geraten hatte. »Hören Sie nur auf sich selbst …« Doissy griff zum Telefon und bat die Telefonzentrale, ihn dringend zu Verteidigungsminister Blanc durchzustellen.
     Commander Arthur Leigh-Browne von der Royal Navy, dem die Aufgabe oblag, den weiteren Kurs des sowjetischen Konvois K 12 zu verfolgen und daraus Schlüsse zu ziehen, schickte am 22. Dezember um 22 Uhr einen neuen Bericht ab. »Wenn der Konvoi K12 den gegenwärtigen Kurs und die gedrosselte Geschwindigkeit beibehält, kann er nach etwa zwölf bis achtzehn Stunden nach einer neuerlichen Kursänderung bei Barcelona vor Anker gehen …« Da er ein Mann war, dem es um Genauigkeit ging, fügte er einen Nachsatz hinzu. »Theoretisch könnte der Konvoi auch an der Südküste Frankreichs vor Anker gehen, bei Marseille und Toulon …« Der gängigen Praxis folgend, ließ er verschlüsselte Kopien des Berichts allen Verteidigungsministern der NATOStaaten zuleiten.
     Abou Benefeika, der arabische Terrorist, dem es beinahe gelungen wäre, die El-Al-Maschine in Orly kurz vor dem Start zu zerstören, versuchte, es sich auf seinem ›Lager‹ aus Mauersteinen gemütlich zu machen. Er hielt sich noch immer im Keller des abbruchreifen Hauses in der Rue Réaumaur 17 verborgen. Der Umstand, daß er seine Jacke zusammengefaltet und als Kopfkissen auf die Ziegelsteine gelegt hatte, verhalf ihm auch nicht zum Einschlafen; ebensowenig das kaum hörbare Trappeln winziger Füße. Die Ratten hatten in dem verlassenen Gebäude gleichfalls Quartier bezogen.
     Am Tage hatte Benefeika sein Versteck verlassen, um in den Geschäften dieser Gegend Lebensmittel zu kaufen. Da dieser Bezirk von Paris ein von Algeriern bewohntes Ghetto war, befürchtete er nicht, entdeckt zu werden. Da er in Gedanken versunken war und nur nach uniformierten Polizisten Ausschau hielt, bemerkte er die beiden schäbig gekleideten Männer nicht, die ihm mit den Händen in den Taschen auf Schritt und Tritt folgten. Nach der Rückkehr in sein schmutziges Versteck verzehrte Benefeika die mitgebrachten Lebensmittel, während draußen einer der schäbig gekleideten Männer im gegenüberliegenden Gebäude in den ersten Stock hinaufging. Von dort gab Sergeant Pierre Gallon über sein Funksprechgerät eine neue Routinemeldung durch. »Kaninchen sitzt wieder im Bau. Beobachtung wird fortgesetzt …«
     »Dann muß ich sofort zurück in die Botschaft, Herr Präsident. Wir haben ein Stadium erreicht, in dem jede Minute zählt. Wissen Sie, wohin man diese Devaud bringen wird?«
     »In die Rue des Saussaies …« Grelle stellte in seiner Wohnung auf der Ile Saint-Louis das Tonbandgerät ab und sah Alain Blanc an, der mit übereinandergeschlagenen Beinen und einem Glas Cognac in der Hand in einem eleganten Sessel saß. Der Minister hatte mit zusammengekniffenem Mund zugehört. Grelle hatte ihm das Band jetzt schon zum drittenmal vorgespielt. Inzwischen kannte er die Unterhaltung Wort für Wort. Er trank seinen Cognac mit einem Zug aus. Auf seiner hohen Stirn zeigten sich Schweißperlen. Er blickte auf, als Grelle anfing zu sprechen.
     »Zwei Stunden nach dieser Unterredung - ich habe den Wachoffizier im Elysée angerufen und erfahren, daß Vorin dort um einundzwanzig Uhr fünfzehn ankam - wurde Annette Devaud von dem Mörder brutal umgebracht, den wir später am Place de la Concorde erwischt haben«, sagte der Präfekt. 
    »Es kann nicht mehr bezweifelt werden, daß der Mann, der …«
     »Ich erkenne Florians Stimme«, unterbrach Blanc ungeduldig. »Vorins auch. Da ist überhaupt kein Zweifel mehr möglich.« Er seufzte. »Es ist ein furchtbarer Schock, aber überraschen tut es mich nicht mehr. Ich habe mich schon seit Tagen gefragt, was eigentlich vorgeht - obwohl ich diese entsetzliche Wahrheit nicht vermutet habe. Diese Gerüchte von einem Putsch der Rechten aus Kreisen der Kommunisten. Florians plötzliche und ziemlich unerklärliche Reise nach Baden-Baden …«
     Blanc stand auf und schlug sich mit der Faust auf die Handfläche der anderen Hand. 
    »Oh, mein Gott, wie weit ist es mit uns gekommen, Grelle? Ich kenne ihn seit den gemeinsamen Tagen an der École Polytechnique nach dem Krieg. Er war ein junger Mann. Ich habe seinen Aufstieg zur Macht organisiert. Wie konnte ich nur so blind sein?«
     »Caesar ist immer über jeden Verdacht erhaben …« 
    »Wie ich Ihnen schon sagte, erhielt ich kurz bevor ich herkam einen Anruf von

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