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Nummer Drei: Thriller (German Edition)

Nummer Drei: Thriller (German Edition)

Titel: Nummer Drei: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Lake
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sind.«
    Ich dachte einen Moment lang nach.
    »Dann weiß die Marine auch nicht mehr, dass wir da sind, oder?«
    Tony runzelte die Stirn.
    »Äh, nein.« Er hielt inne. »Aber das ist in Ordnung, weil wir noch das SSAS haben. Das Alarmsystem. Jedenfalls nutzen die Piraten zum Angriff kleine Boote und können sich somit nicht weit von der somalischen Küste entfernen.«
    »Es wird sowieso nichts passieren«, meinte Dad. »Auf keinen Fall.«
    Er hatte recht.
    Es passierte nichts.
    Zumindest in der ersten Nacht nicht.
    Nach der Unterweisung gingen wir alle rundherum und hängten Sachen vor die Fenster und Bullaugen – Müllsäcke, Kleidung, Handtücher, alles Mögliche. Draußen schraubten wir die Birnen heraus, die nachts das Deck beleuchteten.
    In dieser Nacht segelten wir verdunkelt vom Roten Meer in den Golf von Aden hinaus.
    Es war ein eigenartiges Erlebnis. Wir konnten nicht lesen oder fernsehen, weil der Widerschein zu sehen gewesen wäre. Deshalb aßen wir früh zu Abend, und danach ging ich in mein Zimmer, legte mich aufs Bett und hörte im Dunklen Musik.
    Als ich aufwachte, war es Morgen, und mein iPod war stumm.
    Wir frühstückten auf dem Deck. Felipe hatte Rührei und Croissants gemacht, dazu gab es wie immer Müsli, Obst und Kaffee. Es war ein schöner Tag, die Sonne stand wie ein Klecks aus geschmolzenem Metall am Himmel, ein paar Wolkenfetzen zogen über uns vorbei. Die See war ruhig, und eine leichte Brise wehte, weshalb wir das Hauptsegel gesetzt hatten. Damian hielt es für besser, so oft wie möglich das Segel zu nutzen, um Treibstoff zu sparen.
    Nach dem Frühstück blieb ich an Deck und beobachtete das Meer und die unendlichen Farben. Oft schimmerte das Wasser wie Silber oder Stahl im Licht. Dann erschienen unzählige Türkistöne, dann wieder wurde es so blau, wie ein Meer eigentlich sein sollte, auch wenn man es nur selten so sah. Es war inzwischen auch recht heiß, gut vierzig Grad.
    Etwa eine Stunde später bemerkte ich etwas vor uns am Horizont. Ich beobachtete es eine Weile, bis ich sicher war, dass es sich um ein Schiff handelte. Es war recht groß, womöglich ein Tanker oder ein Trawler, also machte ich mir keine Sorgen.
    Trotzdem ging ich nach drinnen und stieg die Treppe zur Brücke hinauf. Damian blickte mit einem Fernglas durch die großen Fenster hinaus.
    »Dann hast du es auch bemerkt«, sagte ich.
    »Ja. Sieht aus wie ein Trawler, aber ich kann mich irren. Gut, dass die Segel gesetzt sind, so kann ich elf Knoten aus ihr herausquetschen.«
    »Äh, na gut.«
    Er lächelte.
    »Entschuldigung, die Macht der Gewohnheit. Entspann dich einfach! Das sind auf keinen Fall Piraten. Es ist ein großes altes Fischerboot, wahrscheinlich aus dem Jemen.«
    Ich kehrte auf das Deck zurück. Da war wieder der Nachteil einer Jacht: Sie ist sehr langsam. Es dauerte eine gute Stunde, bis der Trawler nahe genug war und wir ihn genau betrachten konnten, und dann noch einmal eine halbe Stunde, bis wir ihm mit dem Wind im Rücken ausweichen und auf Distanz bleiben konnten.
    Irgendwann war er hinter uns im Kielwasser, schrumpfte zu einem kleinen Punkt und verschwand schließlich ganz.
    Erst als ich die Schultern sinken ließ, merkte ich, wie stark ich mich verkrampft hatte. Ich legte mich bequem hin und nahm eine Ausgabe von GQ zur Hand, die irgendjemand, vermutlich Damian, liegen gelassen hatte.
    Als ich die Zeitschrift halb durchgeblättert hatte, ertönte das Horn des Schiffs, und ich sprang einen Meter senkrecht in die Luft. Sofort rannte ich wieder hinein und zur Brücke hinauf.
    Daniel stand fluchend am Ruder.
    »Was is t ?«, fragte Tony, der gleich hinter mir heraufgepoltert kam.
    In meinem Kopf dröhnten die schrillen Akkorde, die Bernard Herrmann in Psycho eingesetzt hatte: Es und Ges zusammen, immer wieder, um die Stiche in der Dusche zu untermalen. Ich wusste schon, dass es eine schlimme Wendung nehmen würde, weil ich im Kopf diese dissonante Musik hörte. Ich glaube, meine Instinkte schrien mir etwas zu.
    »Dingis«, sagte Damian. »Mit Außenbordmotor. Sie haben von hinten zu uns aufgeschlossen.«
    Als er sprach, schob sich links der Bug eines kleinen Boots vor, das jedoch gleich wieder zurückfiel. Darin bemerkte ich auch einen Mann, der ebenfalls schnell wieder verschwand.
    »Verdammt!«, schimpfte Tony. »Der Trawler?«
    »Ja. Anscheinend war er so etwas wie ein Mutterschiff.«
    »Ein Mutterschiff?«, fragte ich. Es klang nach Science-Fiction, was ich auf der Brücke der Jacht inmitten der

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