Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
und dort Male hinterlassen. Ich war gesättigt und ein wenig benommen. Der Sex war anders gewesen als sonst. Seb hatte unter Spannung gestanden wie noch nie zuvor. Jetzt redete er leise im Schlaf, eine Locke fiel ihm in die Stirn. Sein breiter Mund lächelte fast, während er vor sich hin träumte.
Während wir miteinander beschäftigt gewesen waren, war Wind aufgekommen. Unten in der Küche schlug die Tür. Auch die kahle Glyzinie tappte mit ihren Zweigen gegen das Fenster. Doch in Pendarlin konnte mich nichts nervös machen. Dies war mein eigentliches Zuhause, auch wenn ich mich in letzter Zeit nirgendwo so recht entspannen konnte.
Ich tastete nach dem Zigarettenpäckchen auf dem Nachttisch, doch dieses war leer. Und ich hatte Hunger. Also erhob ich mich lautlos und deckte Seb mit der Daunendecke zu. Da läutete das Telefon.
Ich tappte die Treppe hinunter, doch als ich unten ankam, hatte der Anrufer es längst aufgegeben. Ich ließ Digby hinaus und legte Händels Messias auf. Dann holte ich die Reste vom Fischeintopf hervor und kochte ihn zu einer dicken Suppe auf. Ich machte einen Salat aus Spinat und Radicchio, den ich zu dem kalten Lamm servieren wollte. Da war noch ein Becher Sahne vom Abendessen übrig. Und ein halbes Dutzend Eier. Wie immer hatte ich zu viel eingekauft. Ich sorgte mich stets, meine Gäste könnten verhungern. Das hatte ich von Gar übernommen.
Als Seb ein wenig später herunterkam, gähnend und sich streckend wie ein Kater, holte ich gerade acht vollkommene Meringen aus dem Backofen.
»Oh, gute Fee, Ihr wart aber fleißig.« Er küsste mich auf die Nasenspitze. »Mmmh, Schlagsahne. Ich mache Feuer im Kamin, soll ich?«
Ich errötete vor Freude. Ich war glücklicher, als ich es lange Zeit gewesen war.
Nach dem Abendessen schaltete ich den Fernseher ein.
»Seb«, rief ich. »Schau mal, da kommt eine Kritik von Love All in der 8-o’clock-Show. Schnell. Vielleicht zeigen sie ja einen Ausschnitt mit dir.«
Er kam in den Raum, die Weinflasche in der Hand, Digby auf den Fersen. »Soll ich nachschenken?«
»Danke, gern.« Ich hielt ihm mein Glas hin. Seb ließ sich in den Sessel fallen. Ich sah ihn an, während im Fernsehen irgendjemand über russische Kunst schwafelte.
»Was ist los?« Unvermittelt drehte er sich zu mir um. Die Narbe an seiner Oberlippe war blasser als der Rest seiner Haut. Er lächelte. »Ist mein Haar zerzaust?«
Ich errötete. »Nein.« Ich hob das Glas an den Mund. »Nein. Es ist nur … du siehst so entspannt aus. Hier, wollte ich sagen.«
»Weil ich genau das bin, meine Liebe. Dies ist ein sehr bequemer Sessel, muss ich schon sagen.«
»Das meinte ich nicht. Du siehst einfach aus, als gehörtest du in dieses Haus.« Langsam fing ich an, mich zu vergaloppieren. »Du passt sehr gut in mein Heim.« Er nahm die Fernbedienung und stellte das Gerät ab. Wieder läutete das Telefon.
»Lass das Telefon«, murmelte ich, als Seb den Reißverschluss meines Sweatshirts öffnete und dann mit dem Weinglas über meine nackte Haut fuhr. Digby wandte sich angewidert ab. Das Feuer knackte, der Wind stöhnte. Und ich tat es ihm kurz darauf nach.
Kapitel 26
Seb musste Montagnachmittag wieder in der Stadt sein, weil die technische Probe von Was ihr wollt laufen sollte. Wir verließen Pendarlin im Morgengrauen und fuhren auf der Autobahn Richtung London. Aus den Lautsprechern dröhnte Don Giovanni , was unsere Stimmung aber auch nicht hob. Der Himmel wirkte flach und grau, die Wolken türmten sich beinahe bedrohlich über uns. Als wir auf London zuhielten, spürte ich ein seltsames Ziehen in der Brust. Seb las die Zeitung, die wir an der Tankstelle gekauft hatten, und später ein Buch über Shakespeare-Verfilmungen. Ich war in Gedanken über meine berufliche Zukunft versunken. Ich hasste es, zurück zur Arbeit zu müssen. Schließlich musste ich mich Charlie und seinen Drohungen endlich stellen. Ich musste da raus - selbst wenn ich nicht wusste, wohin.
Als wir die geliebten Hügel und Strände hinter uns ließen, wurde ich immer trauriger. Die Landschaft städtischer und grauer. Die Metropole zog uns an wie ein Magnet. Sogar Digby sah unglücklich aus, wie er da so auf der Rückbank schlief. Irgendwo in Somerset hielt uns ein Armeekonvoi auf. Wir fuhren an einer Pferdeweide vorüber, und ich biss die Zähne zusammen, als der große graue Hengst auf den Zaun zutrottete. Von Zeit zu Zeit rief Charlie auf dem Handy an, aber ich ignorierte ihn. Ich würde ihm später eine
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