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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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passiert ist.«
    »Was soll daran komisch sein?«, fragte Seb. »Das ist doch ziemlich übel?«
    »Ja, stimmt schon. Aber es ist einfach so typisch.«
    »Wirklich?« Er runzelte die Brauen. »Das sollte aber nicht so sein, oder?«
    »Nein, natürlich nicht.« Ich stellte die Kasserolle umgedreht hin, damit sie ablaufen konnte. »Aber jeder weiß doch, dass man im Fernsehen die Dinge so hindreht, wie man sie braucht.«
    »Und du glaubst, dass Otto Normalverbraucher das weiß?« Seb stellte seine Stiefel an der Tür ab. »Nein, die einfachen Leute wissen das nicht. Sie sind einfach nur unschuldige Opfer eurer Macht.«
    Verblüfft sah ich ihn an. »Lieber Himmel, Seb. Das ist aber ein bisschen hart.«
    »Ich habe nicht dich persönlich gemeint.«
    »Nun, das ist mir schon klar.«
    »Entschuldige.« Er fing sich wieder. »Es ist nur alles so verdammt manipulativ.«
    »Ich wusste nicht, dass du das so siehst.« Langsam trocknete ich mir die Hände ab und dachte noch einmal über das nach, was er gesagt hatte. »Gut, es ist schlecht. Und auch ich kann mit der ganzen Manipulation nicht gut leben.«
    »Wirklich?« Er sah mich an. Sein Gesicht war bleich geworden.
    »Ja, wirklich.« Langsam reichte es mir. »Jetzt komm schon. Gerade Schauspieler sind doch auch keine Lämmer. Ihr alle tut doch so, als wärt ihr etwas, was ihr nicht seid.«
    »Ja, aber wir tun das zur Unterhaltung.«
    »Angeblich ist das ja bei mir auch so.«
    »Angeblich, Maggie. Das ist eben der springende Punkt. Ich finde nur, dass das manchmal ganz schön ausgenutzt wird.«
    »Können wir ein anderes Mal darüber reden? Ich muss das Bett machen.« Ich schob die Bleche wieder in den Backofen und knallte die Tür zu. »Wir müssen in etwa einer Stunde los, wenn wir nicht in den Hauptverkehr geraten wollen.« Damit war ich aus dem Raum, bevor er noch antworten konnte.
    »Maggie«, rief er mir eine Minute später nach. »Tut mir leid, wenn ich dich gekränkt habe. Möchtest du eine Tasse Tee?«
    »Nein, danke.« Ich stampfte ins Badezimmer und öffnete den Wäscheschrank, um saubere Leintücher zu finden. Etwas fiel mir laut krachend entgegen. Ich hob es auf. Es war ein Foto von mir und Alex, wie wir uns an unserem ersten Weihnachtsfest unter dem Mistelzweig küssten. Ich sah bewundernd zu ihm auf. Total verliebt. Weiß der Teufel, wie das Foto in den Wäscheschrank kam. Ich jedenfalls hatte es sicher nicht dorthin gelegt. Oder doch? Wie auch immer, jetzt war es kaputt. Das Glas war in tausend kleine Splitter zerbrochen - wie unsere Beziehung. »Mist!«
    »Alles in Ordnung da oben, Tollpatsch?« Seb versuchte es auf die lustige Tour, aber es war zu spät. Ich überlegte angestrengt, wie das Foto in den Wäscheschrank kam. Ich dachte, ich hätte alle Spuren von Alex schon vor Monaten beseitigt. Ich hatte sie doch sicher nicht in den Schrank gestopft?
    »Alles okay?«
    Ich zuckte zusammen, als Seb die Hände auf meine Schultern legte. »Lieber Himmel, hast du mich erschreckt.«
    »Entschuldige, Schatz. Kann ich helfen?«
    »Wenn du möchtest, kannst du Kehrschaufel und -besen holen.« Ich versuchte, das Foto zu verstecken, aber zu spät.
    »Ein Freund?«, fragte er ruhig, als er mir den Rahmen aus der Hand nahm. Ich hatte ihm immer noch nichts von Alex erzählt, und Seb, fair, wie er war, hatte nicht gefragt. »Du blutest, weißt du.« Er nahm meinen blutbefleckten Finger und steckte ihn in den Mund. Langsam begann er, daran zu saugen.
    Ich atmete tief durch. Mehrere Male. Dann sah ich ihn an.
    »Mir kommt es vor«, meinte er und zog mich in seine Arme, während er das Bild auf einen Stuhl gleiten ließ, »als brütetest du etwas aus. Einen Virus vielleicht. Du glühst richtig.«
    Langsam steckte ich die Hände unter seinen Pullover und ließ sie über seine nackte Haut wandern. »Ich glaube, ich habe das Montagsfieber.« Seine Haut war glatt und straff an den Schulterblättern.
    »Ach ja«, wiederholte ich in ernstem Ton. »Das Montagsfieber.«
    »Ich habe gehört, das könne recht gefährlich sein. Lass mal sehen.« Er führte mich ins Schlafzimmer und sah plötzlich auch gar nicht mehr ruhig und gelassen aus. In seinen Augen zeigte sich ein Flackern, das ich kannte. Meine Knie wurden weich. Er hob mich hoch und trug mich zum Bett. Ich hatte nichts dagegen. Zumindest war dies mein letzter klarer Gedanke.
     
    Etwa eine Stunde später erwachte ich in Sebs Armen. Mein Mund fühlte sich ein wenig wund an. Auch seine Finger hatten sich hart in meine Haut gegraben

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