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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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fliegt mir um die Ohren, Alex.«
    Er seufzte tief. »Maggie, das stimmt doch gar nicht. Es sieht im Moment nur so aus.«
    »Jemand will mir ans Leder. Ich fürchte mich. Ehrlich. Manchmal denke ich, ich könnte …«
    »Was?«
    Ich konnte es nicht aussprechen. Ich könnte wie meine Mutter werden. Ich schüttelte den Kopf. »Und ich traue niemandem.«
    »Danke sehr.«
    »Eine komische Art zu leben, nicht wahr?« Die Welt schien sich zurückzuziehen. Vielleicht lag’s aber auch einfach am Whisky. »Und ich wünschte, dieses verdammte Mädchen würde sich endlich aus meinem Leben verziehen.«
    »Welches Mädchen? Der Rotschopf?«
    »Sie ist verdammt noch mal kein Rotschopf. Sie ist eine Irre.«
    »Ich dachte, sie ist deine Freundin.«
    »Wohl kaum.«
    Er nagte an seinem Daumen. »Sie ist sehr …«
    »Bitte, sag’s nicht.« Ich hielt die Hand hoch. »Sie ist sehr hübsch. Genau die Art von Mädchen, um die man sich kümmern möchte.«
    »Ja, sie ist hübsch«, grinste er. »Ehrlich gesagt sieht sie dir ein bisschen ähnlich.«
    Ich knurrte.
    »Ich wollte eigentlich etwas anderes sagen. Sie wirkt ein bisschen … merkwürdig. Irgendwie daneben. Sieht so aus, als wäre sie … ich weiß auch nicht. Als wäre sie dir ergeben.«
    »Ergeben? Mir?« Ich sah ihn ungläubig an.
    »Ja, sie scheint dich zu fürchten. Als würdest du dich gleich umdrehen und sie beißen.«
    »Das bildest du dir ein.«
    »Wenn du meinst.« Er zuckte mit den Schultern. »Was ist das denn jetzt für eine Krise?«
    »Ich möchte von Double-decker weg, das ist das Hauptproblem. Mir ist wieder eingefallen, dass ich diesen Job hasse.«
    »Nun, dann geh doch. Du weißt ja, was ich von alldem halte.«
    »Ja, danke, das weiß ich.« Ich nahm einen großen Schluck Whisky. Allein der Geruch brannte mir in den Nasenschleimhäuten. »Aber so einfach ist das nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Nun, was soll ich denn sonst tun?« Ich sah ihn an. Dann atmete ich tief durch. »Es liegt auch an … Charlie.«
    »Wieso an Charlie?«
    »Er will mich nicht weglassen.«
    Alex’ Gesicht verschloss sich. »Scheiß doch auf Charlie.«
    »Das würde ich nun nicht so gerne.« Ich schwenkte den Whisky im Glas. Er leuchtete golden unter der Glühbirne. Eigentlich mochte ich Whisky gar nicht, aber jetzt schien er mir zu schmecken. »Obwohl er es vor kurzem bei mir versucht hat.«
    »Zum Henker, Maggie.« Alex knallte sein Glas auf den Tisch. »Sag ihm doch einfach, dass er sich zum Teufel scheren soll. Warum tust du das nicht?«
    »Ich kann nicht«, flüsterte ich. »Er droht mir.«
    »Womit?«
    Ich sah ihm ins Gesicht. »Das weißt du doch ganz genau, oder nicht, Alex?« Ich konnte nicht mehr so tun, als würde ich mich an nichts mehr erinnern. Die morgendlichen Albträume waren so real geworden, dass mein Gehirn langsam die Lücken in meinem Gedächtnis füllen konnte. Zwar war ich erleichtert, dass ich mein Gedächtnis nicht vollkommen verloren hatte, doch die Bilder jener Nacht, die meinem Absturz vorangegangen war, waren so grausam, dass ich es vorgezogen hätte, mich nicht daran zu erinnern.
    Alex rutschte auf dem Stuhl hin und her und nagte am Daumen. »Wegen …«
    »Genau, wegen der Sache im Sommer.«
    Alex sah weg, als schmerze ihn die Erinnerung. In der Ecke neben dem Kaugummiautomaten unterhielten sich zwei Marktstandbesitzer darüber, welche die einträglichste Gattung Tourist sei. Der Größere von beiden hatte eine Frisur, die einer Drahthaarbürste ähnelte.
    »Und was will Charlie tun?«, fragte Alex grimmig. Seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt.
    »Er ist sauer. Er meint, wenn ich ihm alles vor die Füße schmeiße, dann wird er dafür sorgen, dass ich nie mehr Arbeit finde. Und dass er meinen Ruf ruinieren wird.« Ich nahm einen Bierdeckel zur Hand. »Was immer mein Ruf auch wert ist. Vermutlich nicht mehr viel. Oder bist du da anderer Meinung?«
    »Verdammt noch mal, Maggie.« Alex erhob sich zu schnell und stieß mit der Stirn gegen den Lampenschirm. »Der Typ ist doch einfach nur mies.«
    »Setz dich, Alex. Außerdem könnte er das von dir auch sagen.«
    »Vermutlich.« Alex rieb sich die schmerzende Stirn. »Warum hast du mir nie davon erzählt? Ich hätte mit ihm reden können …«
    »Mit dir hat das jetzt nichts mehr zu tun, Al. Ich bin nicht mehr dein Problem. Das weißt du.«
    Er sah zu mir herunter, und ich fühlte mich plötzlich, als klammerte ich mich an ein gekentertes Schiff, das auf den Wellen auf und ab tanzte. Als müsse ich mich an

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