Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
andere Menschen in Sichtweite waren.
»Dig«, rief ich im Befehlston. »Komm. Sofort. Digby!«
»Entschuldigung«, rief der Mann mir noch nach, als ich durch den Schlamm davonstapfte. »Ich habe nur Spaß gemacht.«
»Sehr komisch«, knurrte ich und bemühte mich, nicht zu laufen.
Als ich zum Auto zurückkam, war ich trotz der Kälte durchgeschwitzt. Ich verriegelte die Türen, dann lachte ich wie panisch über mich selbst. Digby sah mich neugierig vom Beifahrersitz aus an. Vielleicht verlor ich ja wirklich langsam den Verstand. Ein armer Wanderer versuchte, nett zu mir zu sein, und ich hielt ihn für meinen Stalker. Ich ließ den Motor an und durchsuchte mit zitternden Händen das Handschuhfach nach einer Zigarette. Erst da fiel mir ein, dass ich sie letzte Nacht alle weggeworfen hatte.
Dann sah ich auf, und da war er wieder. Der Spaziergänger stand am Tor zum Bauernhof. Er musste den Hügel heruntergespurtet sein, um mich einzuholen. Er rief etwas, und dann kletterte er über das Tor und lief auf das Auto zu. Das war’s. Ich ließ den Wagen an und fuhr los, viel zu schnell, sodass die Reifen sich in den Schlamm gruben. Ein paar Sekunden lang drehten sie durch, und ich kam nicht vorwärts. Panik überfiel mich. Der weiße Hofhund bellte wie verrückt, der Mann kam immer näher. Er winkte mit etwas, etwas Glänzendem. Mein Gott, es war ein Messer. Endlich griffen die Reifen, und der Wagen schoss davon. Ich drückte das Gaspedal durch, bis wir in Polzeath ankamen. Dort hielt ich an, um wieder zur Ruhe zu kommen. Mein Herz raste. Dabei war alles rund um mich absolut normal. Die winterlichen Surfer ruhten sich am Strand aus, das Surfbrett unter dem Arm. In ihren schwarzen Gummianzügen sahen sie aus wie glänzende Seehunde. Sie lachten und warfen mit schwungvollen Kopfbewegungen die nassen Locken aus dem Gesicht. Eine Sekunde lang musste ich an Sam denken.
Dann atmete ich tief durch und ließ den Wagen an. Ich wollte nach Hause. Dorthin, wo ich sicher war. Erst als ich Pendarlin erreichte und - mit der Einkaufstüte in der Hand - die Vordertür aufschloss, packte mich die Angst erneut mit ihrem eiskalten Griff und ließ mich nicht mehr los. Jemand war im Haus. In meinem Haus. Die Vordertür war offen, und jemand war im Haus. Jemand, der auf meinem Klavier spielte.
Kapitel 40
Niemand hatte einen Schlüssel zum Cottage, abgesehen von meinem Vater und Val in St. Kew. Hektisch suchte ich nach meinem Handy, doch es war weder in meiner Handtasche noch in einer meiner Jackentaschen. Mein Handy war weg, merkte ich, und mir sackte buchstäblich das Herz in die Hose. Der Mann, der mir am Strand nachgelaufen war. Das glänzende Ding … kein Messer. Mein verdammtes Telefon.
Das Pub müsste geöffnet sein. Ich sah durch die Bäume hindurch Autos auf dem Parkplatz stehen. Leider war ich nicht in Rufweite. Sollte ich das Cottage überhaupt betreten? Oder war es nicht besser, ins Auto zu steigen und Hilfe zu holen?
Ich drückte gegen die Tür. Sie war nur angelehnt. »Hallo?«, rief ich ängstlich. »Wer ist da?«
Ich erkannte die Melodie. Das Allegretto des Rondos wurde mit perfektem Anschlag gespielt, die Töne verschmolzen harmonisch miteinander. Aber wer zum Teufel spielte da so meisterlich?
»Hallo?«, rief ich nochmals, dieses Mal etwas lauter. Ich nahm einen tiefen Atemzug und ging hinein.
Natürlich spielte er nicht selbst. Das Klavier stand unberührt in der Ecke, der Überwurf sah so aus, wie er dies seit Jahren tat. Er hatte in seiner üblichen Arroganz die Stereoanlage angestellt und die CD mit Beethoven-Klaviersonaten eingelegt. Und sich aufs Sofa gelegt, um auf mich zu warten.
Als ich den Raum mit heftig klopfendem Herzen durchquerte, freute ich mich, dass Digby endlich einmal ein echtes Knurren zustande brachte. »Guter Hund«, murmelte ich Digby zu, der ihn nicht aus den Augen ließ. »Wie zum Teufel bist du hier hereingekommen?«, fragte ich und schaltete mit einer Hand die Stereoanlage aus.
Er lächelte sein übliches schmieriges Lächeln und schaute mich mit seinen tief liegenden Augen an. »Du hast die Tür offen gelassen, meine liebe Maggie.«
»Das habe ich ganz sicher nicht.«
»Nun, wenn nicht du, dann jemand anderer. Tut mir leid.«
»Ich sehe dein Auto nicht. Wie bist du hierhergekommen?«
»Der Wagen steht auf dem Parkplatz beim Pub. Ich bin die letzten fünfzig Meter zu Fuß gegangen. Ich bin total erschöpft, Liebes.«
Ich setzte mich auf die Armlehne des alten Ohrensessels, den
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