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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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Mode, Liebes. So verdammt weit weg, und regnen tut’s da auch noch. Da ist mir Dubai schon lieber.« Charlie stopfte das Buch zurück und stieß dabei auf der anderen Seite drei Aktenordner hinunter. Natürlich machte er sich nicht die Mühe, sie aufzuheben. »Gehst du heute Abend zu Bels Party?«
    »Ähm, ich denke darüber nach.« Ich malte Kringel auf meinen Notizblock und hielt den Atem an. »Gehst du denn?«
    »Natürlich. Das würde ich mir im Leben nicht entgehen lassen, Liebes.«
    Ich atmete so leise wie möglich aus, um den Seufzer nicht hörbar werden zu lassen, der sich meiner Brust entrang.
    »Es ist ja so traurig, dass wir eines unserer besten Mädchen verlieren.« Bel war schon seit langem Maskenbildnerin beim Film, aber Charlie sah sich gern als großer Wohltäter, verantwortlich für die Karriere aller möglichen Leute, und so erinnerte er sich immer voller Wohlwollen an Bel. »Komm nicht zu spät, okay?« Und schon war er ins Großraumbüro hinausgewuselt, um in diverse Ausschnitte zu spähen.
    Ich blieb so lange an meinem Schreibtisch sitzen, bis alle aus meinem Team gegangen waren. Sie wollten in der Bar im Erdgeschoss auf mich warten, sagten sie. Dort läuteten wir immer freitags nach der Arbeit das Wochenende ein. Schließlich hatte ich mein Pensum erledigt und konnte mit meinem Kleid zur Toilette huschen. Als ich die Feinstrumpfhose überstreifte, klingelte mein Handy. »Privat« stand auf dem Display zu lesen.
    »Hallo?«
    Nichts.
    »Hallo? Hallo?«, wiederholte ich gereizt. »Ist dort jemand?«
    Ein einziger, langer Atemzug - dann wurde aufgelegt.
    »Lieber Gott.« Einen Augenblick lang sah ich das Telefon in meiner Hand an, dann wählte ich Alex’ Nummer. Sofort schaltete sich die Mailbox ein. Ich knallte das Telefon auf den Waschtisch und stand eine Minute lang nachdenklich da. Dann holte ich den Eyeliner aus dem Schminktäschchen. »Dir auch einen schönen Abend, du Idiot.«
    Plötzlich schlug das gekippte Fenster zu, und eine Toilettentür fiel scheppernd ins Schloss. Erschrocken fuhr ich hoch und zog mir vor Schreck mit dem schwarzen Eyeliner einen langen Strich quer über die Wange. Beunruhigt sah ich mich um. War ich doch nicht die Letzte im Büro?
    »Hallo?« Meine Stimme zitterte.
    Ich glaubte, Schritte zu hören. Perlen kalten Schweißes bildeten sich auf meiner Oberlippe. Ich atmete durch, dann ging ich die Reihe der Kabinen hinunter bis zur letzten. Sie war geschlossen.
    »Ist da jemand?«
    Ich starrte auf die Tür, dann stieß ich sie auf. Sie krachte gegen die Wand. Die Kabine war leer. Nervös lachte ich auf. Da hatte meine Fantasie mir also einen Streich gespielt. So schnell ich konnte, zwängte ich mich in das Kleid, obwohl ich wusste, dass ich den Reißverschluss allein gar nicht würde schließen können. Ich wollte hier raus. Eilig verließ ich die Damentoilette. Auf dem Flur sah ich, dass einer der Notausgänge offen stand.
    Wieder atmete ich tief durch. Ich musste meine Sachen aus dem Büro holen, das mittlerweile in vollkommene Dunkelheit getaucht war. Nur das geisterhafte Flackern der Bildschirmschoner gab ein wenig Licht. Als ich nach meiner Tasche griff, hörte ich wieder ein Geräusch.
    »Wer ist da?« Ich schrie beinahe vor Angst.
    Wieder legte sich Stille über den dunklen Raum. Vielleicht war es ja eine der Reinigungskräfte. Oder ich hatte mir alles nur eingebildet.
    Ich eilte zum Lift - da hörte ich ein Räuspern. Ein klares Räuspern. Wie angewurzelt blieb ich hinter der mittleren Säule stehen. Mein Herz klopfte wie verrückt, aber es blieb still.
    Ich schüttelte den Kopf. Das war doch idiotisch. Aber wenn meine Furcht unbegründet war, wieso hatte dann niemand geantwortet, als ich gerufen hatte?
    Dann hörte ich eine gedämpfte Stimme, die sich jammernd durch die Finsternis kämpfte. Ich lugte hinter der Säule hervor und sah Licht unter Charlies Tür. Langsam schob ich mich näher. Das Murmeln war nun besser zu hören. Es war eine einzelne Stimme. Und es war nicht Charlies Stimme, so viel war mir klar. Ich presste mich gegen die Wand neben der Tür und spähte durch den offenen Türspalt in den Raum. Jemand benutzte offensichtlich Charlies Telefon.
    »Und was springt für mich dabei raus? Schließlich brauche ich eine Rückversicherung«, hörte ich. Pause. Dann …
    »Wenn ich es tue, dann erledigen Sie das mit …? Also gut. Können Sie mir das schriftlich geben?«, hörte ich die Stimme sagen. Wieder eine Pause. »Nein, das ist mir klar.«
    Ich schob

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