Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
sonst begegnen sollte. Es war für mich schwer genug, mit ihm zu sprechen.
»Einen Kater?« Alex grinste, wobei sich seine Augen zu Schlitzen verengten. Ich hatte dieses Grinsen so geliebt. Lieber Himmel. Ich kämpfte gegen den Teil in mir an, der sich ihm am liebsten in die Arme geworfen und seinen vertrauten Duft eingesogen hätte, von dem ich früher gar nicht genug bekommen konnte. Und ich verachtete mich dafür. Ich achtete peinlichst auf jede meiner Bewegungen und sagte mir in einem fort, dass mein Verstand mir Streiche spielte.
»Nein, ich habe keinen Kater. Ich trinke nicht mehr.« Verständnislos starrte ich ihn an. »Ja. Schon seit fünf Monaten.« Er war ja so stolz auf sich. Mit der Hand fuhr er sich durch das unordentliche Haar.
»Seit fünf Monaten?«, fragte ich ausdruckslos. Vor fünf Monaten wäre ich fast gestorben. Vor fünf Monaten hatten wir uns für immer getrennt. Wie oft hatte ich ihn gebeten, nicht so viel zu trinken. Und siehe da, in seiner neu gewonnenen Freiheit hatte er es geschafft. Einen Augenblick lang musste ich mich beherrschen, um nichts Unüberlegtes zu sagen.
»Ja.« Er lehnte sich gegen die Anrichte und schlug die Beine übereinander. Sein Sweatshirt war wie immer mit Farbspritzern bekleckert, die Jeans am Knie zerrissen. Dazu trug er ausgetretene Turnschuhe. Alex war nie anständig gekleidet. »Ja, ich dachte, es sei nun langsam an der Zeit, mich in gesunder Lebensweise zu versuchen wie alle anderen.« Er warf einen Blick auf die leeren Weinflaschen vom Mittagessen. »Nun, fast alle anderen. Du scheinst davon ja nichts zu halten, Mag?«
Seit wann war Alex so herablassend selbstgefällig? Mein Blick fiel auf mein schlaftrunkenes Gesicht im Spiegel, und ich wurde noch wütender. Leicht angetrunken und zerknittert, wie ich war, fühlte ich mich im Nachteil.
»Nein. Da hast du ganz Recht, Alex. Ich kann nicht leben, ohne hin und wieder einen Tropfen zu trinken.« Ich versuchte, meine Hand ruhig zu halten, während ich Instantkaffee in eine Tasse schaufelte. Zumindest fühlte ich mich jetzt wach und nüchtern.
»Also nichts mehr mit härterem Stoff? Ich bin sicher, ich habe was davon im Schrank gelassen.«
»Wie nett von dir.« Ganz ruhig goss ich den Nescafé auf und schob ihm die volle Tasse über die Anrichte hin. »Was willst du, Alex? Mein Vater wird gleich wiederkommen.«
»Super. Ich würde mich freuen, Bill wiederzusehen.«
»Ich bin nicht sicher, ob Bill das auch möchte.« Mit Schaudern erinnerte ich mich daran, was für ein Wrack ich gewesen war, als er mich nach meiner letzten Operation zu sich nach Hause geholt hatte. Ich wollte mein Zimmer nicht verlassen, gab mich eine ganze Woche meinen Tränen hin und würgte gelegentlich eine Scheibe Toast hinunter, um ihn zu beruhigen. Er hatte meine Hand gehalten und seine beeindruckende Größe so zusammengefaltet, dass er auf meinen Bettrand passte, wie er es getan hatte, als ich dreizehn war. Er hörte mir zu, während ich schimpfte und jammerte. Als ich fluchte, ich würde nie wieder einen anderen lieben können, versprach er mir, dass dem nicht so sein würde. Er hatte mich zur Wohnung gebracht und zurück, um meine Sachen zu holen, wenn Alex mit Sicherheit weg war. Geduldig hatte er mich einen Monat lang zur Physiotherapie begleitet. Er hatte sich mein Toben angehört, dass ich wahrscheinlich nie wieder richtig würde laufen können, dass ich ewig ein Hinkebein bleiben würde.
»Nein, vermutlich nicht. Hör mal, Maggie …« Alex hielt inne. Er kämpfte mit sich, die selbstgefällige Fassade bröckelte, bis sie schließlich abfiel. Er spielte mit den Autoschlüsseln, seine Nägel waren abgekaut wie immer. »Maggie.« Seine Stimme wurde ganz flach, während sein Blick sich an seinen alten Turnschuhen festhielt.
Mein Herz tat einen schmerzhaften Sprung.
»Es ist so schwer …«
»Was?« Mich übermannte die Ungeduld. Jetzt bring’s schon hinter dich. »Sag nichts. Du heiratest das Mädchen.«
»Welches Mädchen?« Alex’ Stirn legte sich in Falten.
»Die magersüchtige Blondine von Bels Hochzeit.«
»Serena?« Er grinste. »Spinnst du? Warum? Wärst du gern zur Hochzeit gekommen?«
Da war er wieder - dieser absolute Mangel an Einfühlungsvermögen, den ich schon kannte. Ich ignorierte ihn.
»Nein, Maggie, ich finde nur … Ich dachte, wir sollten …«
Digby unterbrach ihn, als er sich wie ein Besessener auf Alex stürzte.
»Hallo, Diggers«, sagte er.
Die beiden schienen sich so über ihr Wiedersehen
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