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Nur 15 Sekunden

Nur 15 Sekunden

Titel: Nur 15 Sekunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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Abfalleimer. Erst da entdeckte ich das Briefchen, das bei dem Frühstück lag:
     
    Liebe Darcy, ich wollte mich für gestern entschuldigen. Ich konnte es einfach nicht abwarten, Ihre Einschätzung zu hören. Es tut mir schrecklich leid, wenn ich Sie mit meinen Anrufen gestört habe. Das kommt nicht wieder vor. Versprochen.
     
    Mein Zorn verrauchte so weit, dass ich anfangen konnte nachzudenken. Offenbar war ihm klargeworden, dass er einen Fehler gemacht hatte, und es tat ihm leid. Als Friedensangebot hatte er mir Frühstück geholt, was ja im Grunde sehr aufmerksam war. Jetzt hatte ich die Wahl: Ich konnte nachtragend sein, was richtig unangenehm werden konnte, weil wir uns ja weiterhin im Büro begegnen würden. Oder ich konnte seine Entschuldigung annehmen und das Ganze vergessen. Während ich mein Frühstück verzehrte, entschied ich mich für die zweite Möglichkeit. Vergeben und vergessen. Hugo hatte immer viel von der Macht der Diplomatie gehalten. Er fand es wichtig, nicht selbstgerecht auf den Einzelheiten eines Konflikts zu beharren, sondern stattdessen den größeren Zusammenhang im Blick zu behalten.Ich wusste zwar nicht genau, worin der Konflikt mit Joe eigentlich bestand, aber ich würde zunächst einmal seine Entschuldigung annehmen. Er schämte sich für das, was er getan hatte. War das nicht Strafe genug? Außerdem hatte ich wahrhaftig zu viele andere, wichtigere Dinge im Kopf, um mich lange mit Joes jugendlichem Überschwang aufzuhalten.
    Ich checkte meine Mails und beendete dabei mein Frühstück. Ein paar Minuten später kam Courtney zu mir herüber und stützte sich auf den Schreibtisch.
    «Sag mal, was läuft denn da mit dem Neuen aus der Poststelle?»
    Ich grinste kopfschüttelnd und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. «Er hat früher auch auf Martha’s Vineyard gewohnt. Eigentlich kannten wir uns kaum, aber gestern hat er mich gesehen, und wir waren zusammen zu Mittag essen. Das Übliche eben.»
    «Also ist er verknallt in dich.»
    «Das weiß ich gar nicht so genau. Ich glaube, er ist einfach neu in der Stadt und sucht Anschluss.»
    «Ich habe ihn beobachtet, als er das Frühstück vorbeigebracht hat. Er hat es richtig arrangiert, die Tüte sogar noch zweimal umgestellt. Der steht auf dich.»
    «Kann sein. Das sollte er aber besser nicht.»
    «Die erste große Liebe», fing sie an und beugte sich vor, um mich noch ein bisschen weiter zu piesacken, als das klingelnde Telefon sie an ihren Schreibtisch zurückrief.
    Eigentlich hatte ich fest damit gerechnet, dass Joe irgendwann auftauchen würde, um mir ein weiteres Beispiel seines Übereifers zu geben und um nachzusehen, ob er noch in Ungnade stand. Doch zu meiner Erleichterung vergingen zwei Stunden, ohne dass er sich blicken ließ.
    Jetzt fing ich mit voller Konzentration an, dem Knochenfundauf den Grund zu gehen. Zunächst überprüfte ich Abe Starkman, der auf dem Papier so untadelig wirkte, dass ich mich in dem bestätigt sah, was mir mein Instinkt schon bei der persönlichen Begegnung signalisiert hatte: Er war ein waschechter «Whistleblower», einer, der aus Gewissensgründen preisgab, was er wusste. Dann schaute ich mich auf der Website der Baubehörde um und suchte den offiziellen Bericht über den Ankauf der neunzehn Grundstücke. Das Geschäft war zwischen Metro Partners als Verkäufer und Livingston & Sons als Käufer geschlossen worden, wie Abe Starkman es mir gesagt hatte. Anschließend informierte ich mich über Russet Cleanup. Es handelte sich um ein Entsorgungsunternehmen für Giftmüll, das noch keine zwei Jahre tätig war, aber bereits einige Beschwerden beim Verbraucherschutz angesammelt hatte; allerdings lagen noch keine Verstöße gegen städtische Vorschriften vor, dabei ging das eine normalerweise mit dem anderen einher. Bislang schien also alles für Abes Version zu sprechen.
    Kurz nach neun kam Elliot ins Büro. Er wirbelte grüßend durch die Redaktion und verschwand dann in seinem Eckbüro. Jetzt würde er seinen Anrufbeantworter abhören und sich dann zur Kaffeemaschine begeben, die auf einem niedrigen Bücherregal am anderen Ende des Großraumbüros stand. Sobald er an seinem Schreibtisch war, holte ich zwei Tassen Kaffee und betrat damit sein Büro, um ihm zuvorzukommen.
    «Danke!» Nachdem er den Styroporbecher in Empfang genommen hatte, trank Elliot einen raschen Probeschluck, um sich zu überzeugen, dass der Kaffee auch genau so war, wie er ihn mochte: mit viel Milch und einem halben Päckchen Süßstoff.

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