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Nur 15 Sekunden

Nur 15 Sekunden

Titel: Nur 15 Sekunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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war.
    Für den späteren Vormittag hatte Ben drei Klassenkameraden zu sich eingeladen: Henry, den ich bereits kannte, und zwei neue Gesichter, Charlie und Maura. Sie wollten für ein Stück proben, das sie gemeinsam in der Schule aufführen sollten, und ich widmete mich währenddessen meiner Liste mit Erledigungen. Ich vereinbarte einen Termin mit dem Elektriker, der am Montag kommen wollte, um die Videokamera über der Tür und die Flutlichtstrahler im Garten zu montieren. Die Sicherheitsfirma hatte erst am Mittwoch einen Termin frei, um die Alarmanlage zu installieren. Zwischendurch checkte ich meine Mails, um nachzusehen, ob Courtney mir bereits die versprochenen Informationen über die Schießkurse geschickt hatte, auch wenn ich diesem Plan immer noch höchst ambivalent gegenüberstand. Doch es war keine Mail von ihr dabei. Wahrscheinlich amüsierte sie sich immer noch mit Jed Stevens – ein ebenso erheiternder wie abstoßender Gedanke.
    Ein peinlicher Moment entstand, als Rich nachmittags vorbeikam und gleich drei seiner Achtklässler Pizza mampfend an meinem Küchentisch vorfand, doch wir schafften es, uns halbwegs normal zu verhalten. Er hatte drei riesige Tüten vom Baumarkt und einer Elektrofirma dabei und außerdem ein entzückendes kleines Mädchen, die fünfjährige Clara. Sie trug ein Prinzessinnenkostüm mit allem Drum und Dran, einschließlich Strassdiadem und Zauberstab. Ichmusste mich sehr zusammenreißen, um sie nicht gleich an mich zu drücken.
    Rich schnitt Clara ein Stück Pizza ab und setzte sie zu den Großen an den Küchentisch. Sie hielt sich sehr aufrecht, damit ihr Diadem nicht verrutschte. Ben und die anderen Jungs beachteten sie nicht weiter, doch Maura war sichtlich hingerissen und löcherte Clara mit Fragen nach dem Kindergarten, ihrem Vater und den Bildern und Basteleien, die er zu Hause mit ihr anfertigte.
    «Pass bloß auf, Maura», sagte Rich. «Sonst engagiere ich dich noch als Babysitterin.»
    «Oh, ich würde furchtbar gern bei Ihnen babysitten, Mr.   Salter! Ich habe letztes Jahr damit angefangen, ich kann das wirklich gut.»
    «Das sehe ich.» Rich warf einen lächelnden Blick auf Clara und Maura, die einander anstrahlten. «Wenn du willst, kannst du gleich damit anfangen. Ich muss Mrs.   Mayhew nämlich noch mit ein paar Sachen helfen.»
    «Klar, Mr.   Salter.» Maura rückte ihren Stuhl näher an Clara heran und half der kleinen Prinzessin, einen übermäßig langen Käsefaden durchzuschneiden.
    Als wir die Küche verließen, hörten wir einen der Jungs sagen: «Mensch, Mr.   Salter macht Schwarzarbeit. Meine Mom hat mir schon erzählt, dass die meisten Lehrer nicht von ihrem Gehalt leben können.»
    Fast rechnete ich damit, dass Ben einen Kommentar machen würde, etwas in Richtung «Schwarzarbeit, haha, so kann man das auch nennen». Doch mein Sohn war zu diskret, um unser Verhältnis vor seinen Freunden ins Lächerliche zu ziehen. Vermutlich legte er auch selbst keinen Wert auf die Peinlichkeiten, die ihm daraus entstehen konnten, dass seine Mutter mit seinem Lehrer zusammen war. Und so wechselte er einfach das Thema.
    «Hey, habt ihr Lust, morgen in den neuen
Spiderman
zu gehen?»
    «Den hab ich schon gesehen», sagte Charlie. «Ist aber voll geil.»
    «Ich kann nicht, ich muss noch den Laborbericht fertig schreiben.» Maura war die Enttäuschung deutlich anzuhören.
    «Ich komme mit», erklärte Henry. «Aber ich kann erst am späten Nachmittag. Meine Eltern haben irgendwelche Leute zum Mittagessen eingeladen, da muss ich dabei sein. Vielleicht kannst du ja nach dem Film auch noch ein bisschen mit zu mir kommen. Meine Mutter will keinen Übernachtungsbesuch, wenn am nächsten Tag Schule ist, aber sie hat bestimmt nichts dagegen, wenn du zum Abendessen bleibst.»
    «Ich frag mal meine Mom», sagte Ben.
    Rich und ich wechselten einen Blick. Ich beugte mich zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr: «Wann muss Clara zurück zu ihrer Mutter?»
    «Morgen Nachmittag um fünf.»
    «Wie wär’s dann mit Abendessen?»
    «Ich könnte vorbeikommen und was kochen.»
    «Nein, ich muss hier mal raus. Essen wir lieber bei dir.»
    «Einverstanden», flüsterte er.
    Wir setzten uns ins Wohnzimmer, wo wir die Unterhaltung in der Küche nicht mehr direkt mitbekamen. Rich gab mir zwei Schlüssel für ein Postfach bei der UP S-Filiale an der Court Street und den Beleg, auf dem die Nummer des Postfachs verzeichnet war. Dann leerte er die Tüten und zeigte mir seine Einkäufe. Er hatte alles

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