Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur 15 Sekunden

Nur 15 Sekunden

Titel: Nur 15 Sekunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
Vom Netzwerk:
abholen, ohne dass Henrys Eltern Verdacht schöpfen.»
    «Das ist alles schon geregelt. Henrys Vater setzt ihn um neun bei uns ab.»
    «Dann werde ich dich rechtzeitig vorher nach Hause bringen.»
    Pläne, Ausweichmanöver, Taktiken – anders schien ich gar nicht mehr existieren zu können. Eigentlich war es schon zu gewagt, überhaupt das Haus zu verlassen, aber ich freute mich dennoch, meinen vier Wänden entkommen zu sein.
    Es war erst mein zweiter Besuch bei Rich, und doch fühlte ich mich in seiner Wohnung schon ganz zu Hause. Als ich durch seine Zimmer ging, seine Habseligkeiten betrachtete, hatte ich ein Gefühl von Geborgenheit. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich mich bei Rich so geborgen fühlte. Es war wie ein neuer Trieb, eine erste Knospe unserer Beziehung, dass ich sein Heim auch als meines empfand. Ein ähnliches Zugehörigkeitsgefühl hatte ich von Anfang an bei Hugo, obwohl wir damals noch jung waren und uns Dinge wie Abstand und Eigenständigkeit ohnehin nichts bedeuteten. Wir hatten uns Knall auf Fall verliebt, waren bemerkenswertschnell im Bett und in einem gemeinsamen Leben gelandet, das wunderschön gewesen war, glücklich und auch erfolgreich. Und bei allem gab es dieses Grundgefühl; ich war selbst erstaunt, dass ich es nun bei einem neuen Mann wieder empfand. Ich hätte es nie für möglich gehalten, und doch war es so.
    Rich hatte ein aufwendiges Abendessen vorbereitet, das schon so gut wie fertig war; er musste wohl bereits damit angefangen haben, bevor er Clara zu ihrer Mutter zurückgebracht hatte. Es gab ein kompliziertes Reisgericht mit Nüssen und grünem Salat, und auf einem Teller lagen Lachsfilets bereit, die auf dem Elektrogrill im Hof zubereitet werden sollten. Rich schenkte zwei Gläser Weißwein ein, die wir mit nach draußen nahmen. Und während der Grill vorheizte, sagte Rich zu mir: «Komm, ich möchte dir etwas zeigen.»
    Er führte mich in sein Atelier, das alte Gebäude am anderen Ende des Hofs. Die schwindende Herbstsonne tauchte den Raum in bernsteinfarbenes Licht, Staubflöckchen tanzten, es sah zauberhaft aus. Wie zuvor hingen überall Bilder, doch etwas hatte sich verändert: Das Bild, das vorher unter dem farbbespritzten Tuch verborgen gewesen war, stand jetzt ohne Abdeckung auf dem Boden, an die Wand gelehnt.
    «Bin das ich?» Ich trat näher heran. «Oder nein, vielleicht doch nicht. Wer sind die beiden?»
    Auch dieses Bild war ein abstraktes Spiel aus Farben, doch inmitten dieses leuchtenden Chaos waren deutlich zwei Gestalten zu erkennen: ein Mann und eine Frau, die einander umschlungen hielten.
    «Aber das hast du doch schon gemalt, bevor wir   …»
    Rich trat hinter mich und fasste mich mit beiden Händen um die Taille. «Anfangs warst das auch nicht du.»
    «So? Eine andere?» Ich drehte mich grinsend, mit gespielterEifersucht zu ihm um, obwohl ich nichts als Zuneigung für diesen Mann empfand.
    «Vielleicht war es ein Wunsch, oder auch eine Erinnerung   … ich weiß es nicht genau. Ich habe einfach irgendwann angefangen, es zu malen. Im Hinterkopf hatte ich Lucy am Anfang unserer Beziehung. Es war das erste Bild seit drei Jahren, das keinen Zorn auf sie enthielt.»
    «Aber du hast ihr meine Haarfarbe und meinen Hautton gegeben. Lucy ist dunkler als ich.»
    «Das habe ich geändert, nachdem wir das erste Mal   …»
    Er küsste mich, und diesmal gab es keinen Grund zur Zurückhaltung. Ich verschwendete noch einen letzten Gedanken an den Grill, der draußen im Hof vorheizte – doch unsere eigene Hitze war einfach unwiderstehlich. Wir nahmen uns nicht die Zeit, einander sanft die Kleider auszuziehen, sondern rissen sie uns einfach vom Leib und ließen sie auf den Atelierboden fallen. Alles andere war mir völlig gleichgültig – mir ging es nur noch um ihn. Rich immerhin war noch so weit um meine Bequemlichkeit besorgt, dass er sich geschickt unter mich brachte, als er mich zu Boden zog. Wir waren beide so erregt, dass wir es kaum abwarten konnten, und als er in mich eindrang, flog mein Verstand davon. Es gab nur noch diesen Mann für mich, seinen Körper, seinen Kopf, sein Herz, seine Seele. Ich war von der Klippe der Vergangenheit gesprungen und hatte alle Überzeugung, dass ich mich nie mehr verlieben würde, hinter mir gelassen.
    Und dann, als wäre es Schicksal, als hätte er meine Gedanken gelesen, sagte er es als Erster: «Ich liebe dich, Darcy.»
    Und für mich war es ganz natürlich zu antworten: «Ich liebe dich auch.»
    Im Grunde war es viel

Weitere Kostenlose Bücher