Nur 15 Sekunden
mitgebracht, was wir besprochen hatten: Flutlichtstrahler mit den passenden Leuchtstoffröhren, eine Überwachungskamera mit Videofunktion und einen analogen Anrufbeantworter, der die Nachrichten auf kleinen Kassetten aufzeichnete. Ich schriebihm einen Scheck über den gesamten Betrag («Damit du nicht noch mehr schwarzarbeiten musst») und küsste ihn dann rasch aufs Ohrläppchen.
Auf der Titelseite der Sonntagsausgabe berichtete ein Times-Reporter von der Wochenendschicht, den ich nicht persönlich kannte, dass ein Mafia-Mitglied aus dem Umkreis der Familie Tarentino am späten Samstagabend in einem Club in Bay Ridge, Brooklyn, festgenommen worden sei. Ihm wurde die Teilnahme an einem schweren Raubüberfall vorgeworfen, bei dem eine große Anzahl Schusswaffen in New Jersey entwendet und nach New York verbracht worden war. Durch den Grenzübertritt handelte es sich um ein Verbrechen auf Landesebene. Vor allem aber wurde der Mann verdächtigt, mit einer der gestohlenen Waffen Abe Starkman erschossen zu haben. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits konkrete Beweise für die Anklage: Fingerabdrücke, Einkerbungen an den Kugeln, die dem Waffenlauf entsprachen, und einen Augenzeugen. Offenbar hatte das FBI eingewilligt, ihnen einen äußerst wertvollen Informanten zu überlassen, einen weiteren von Tarentinos Lakaien, der Bereitschaft signalisiert hatte, gegen seinen Kollegen auszusagen. Damit war die Sache erledigt. Der Mörder würde ins Gefängnis kommen, und die Stadt hatte Härte im Umgang mit Schutzgelderpressern gezeigt.
Es war also vorbei. So schnell. Der Mord an Abe war aufgeklärt. Man konnte förmlich hören, wie die Rädchen der städtischen Maschinerie in den letzten Tagen rotiert haben mussten, wie Fäden gezogen und Gefallen verteilt worden waren, um das Ganze in eine halbwegs akzeptable Richtung zu lenken. Seht ihr? Wenn nötig, können wir die Mafia auch hart rannehmen. Seht ihr? Wir sind jederzeit bereit, auch Tarentinos Schergen ins Gefängnis zu stecken.
Grundstück? Knochen? Keine Ahnung, wovon ihr redet.
Vielleicht hatten sie ja tatsächlich den richtigen Mörder gefasst, vielleicht aber auch nicht. In jedem Fall war es ein äußerst durchsichtiges Manöver. Ich wollte wissen, was Courtney dazu sagte, und rief sie auf dem Handy an. Als die Mailbox sich einschaltete, hinterließ ich ihr eine Nachricht: «Ich habe gerade die Titelseite gelesen. Sieh mal zu, dass du in die Hufe kommst, Courtney, da scheint eine Menge Arbeit auf dich zu warten. Was denkst du über die Sache? Hast du gestern Abend noch was rausfinden können? Ruf mich an.»
Am Nachmittag brachte ich Ben zum Kino, wo Henry und sein Vater, Bill, bereits mit den Karten warteten. Als ich wissen wollte, wann ich Ben nach dem Abendessen abholen sollte, erwiderte Bill, ich solle mir keine Sorgen machen, er werde Ben persönlich nach Hause bringen. Sein Ton duldete keinen Widerspruch, und in dem Moment wurde mir klar, dass Ben Henry von Joe erzählt haben musste und Henry wiederum mit seinen Eltern darüber gesprochen hatte. Ich fand es ausgesprochen nett von ihnen, dass sie beschlossen hatten, mir zu helfen; ebenso gut hätten sie ihrem Sohn ja den Umgang mit uns verbieten können.
«Sie können so gegen neun mit uns rechnen», sagte Bill. «Na los, Jungs, suchen wir uns ein paar gute Plätze.»
Ich hatte mit Rich vereinbart, dass ich bei ihm vorbeikommen würde, sobald ich Ben beim Kino abgesetzt hatte, war aber nicht sonderlich erstaunt, als er gleich darauf neben dem Kino um die Ecke bog.
«Habe ich jetzt einen neuen Stalker?» Ich küsste ihn auf den Mund – einfach so, in aller Öffentlichkeit. Wir bogen in die Court Street ein und gingen die State Street entlang, eine von Bäumen gesäumte Straße mit alten New Yorker Häusern, an denen die Jahrzehnte zu haften schienen.
«Vorhin habe ich Joe gesehen», sagte Rich, als wir uns der Clinton Street näherten und zu seinem Haus am Verandah Place abbogen, wo Abendessen und Liebe auf uns warteten. «Er wird dir wohl gefolgt sein. Gut, dass ich nicht auf dich gehört habe und dich doch abholen gekommen bin.»
«Ja, da bin ich auch froh. Was hat er denn gemacht?»
«Er war ein Stück hinter dir und hat ein paarmal die Straßenseite gewechselt. Ich glaube, er hat mich gesehen. Und ich glaube, er weiß, wer ich bin.»
«Bist du sicher?» Aber wie auch nicht? Er war immer da, die ganze Zeit, ob ich ihn nun sah oder nicht.
«Wir müssen uns noch überlegen, wie wir Ben nachher
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