Nur aus Leidenschaft
seinem Kuss. „Ich denke, ja."
Mit sanften kundigen Fingern massierte Carol Petes Knie. Sie lag hinter ihm an seinen Rücken geschmiegt und schenkte Pete ein Wohlbehagen, das er seit langem nicht mehr gekannt hatte. Er seufzte zufrieden, schloss die Augen und gab sich der Magie hin, die Carol mit ihren zärtlichen Fingern und ihrem warmen Körper auf ihn ausübte.
„Wie kommst du zu dieser Narbe?" fragte sie leise, während sie sacht darüber strich.
„Die hat ein Wildpferd mir verpasst."
Sie pustete ihm in den Nacken. „Das habe ich mir gedacht. Aber wie ist es passiert?"
Er gähnte und schlug sich das Kopfkissen zurecht. „Ich habe mich eben dümmer als sonst angestellt."
„Was hast du verkehrt gemacht?"
„Ich bin betrunken auf ein Wildpferd gestiegen."
Carol stützte sich auf den Ellbogen und blickte entsetzt auf Pete hinunter. „Das ist nicht wahr!"
„Doch." Mit einem schiefen Lächeln drehte Pete sich auf den Rücken und sah zu ihr hoch.
Im Mondlicht wirkte ihre Haut fast durchscheinend. Aber er hatte ja schon immer gefunden, dass Carol etwas Engelhaftes hatte. „Immerhin hatte ich eine Ent schuldigung."
Sie kniff die Lippen zusammen und machte sich an der Bettdecke zu schaffen. „Es gibt keine Entschuldigung dafür, unter Alkohol ein Wildpferd zu reiten."
„Mag sein. Jedenfalls war ich blau wie ein Veilchen und vollkommen empfindungslos."
Das Bild ihres Vaters stand ihr vor Augen, doch Carol schob es entschieden beiseite. Pete Dugan war nicht wie ihr Vater, er war kein Alkoholiker. Sie konnte sich nicht erinnern, ihn jemals mit einem Drink gesehen zu haben. „Ich wusste gar nicht, dass du trinkst", sagte sie trotzdem und schärfer, als beabsichtigt.
„Tu ich auch nicht, aber an dem Abend hatte ich einen Grund."
„Und der war?"
Er legte die Hand an ihre Wange. „Meine Liebste hatte mir gerade den Laufpass gegeben."
Carol wurde rot. Sie erinnerte sich gut an den Tag. Pete hatte sie angerufen, und sie hatte auf seine Fragen kühl reagiert. Er hatte vorgeschlagen, sich mit ihr bei seinem nächsten Rodeo zu treffen, und sie hatte sich geweigert. Sie hatte das Gespräch damit beendet, dass sie ihn bat, sie nicht mehr anzurufen.
„Das ist kein Grund", murmelte sie, wobei sie seinem Blick auswich.
Doch Pete drehte ihr Gesicht zurück in seine Richtung. „Doch, zumindest für mich." Er ließ die Hand sinken, hielt ihren Blick aber fest. „Ich besorgte mir eine Flasche Whisky und versuchte, meinen Kummer zu ertränken." Pete lachte bitter. „Aber alles, was ich erreichte, war ein kaputtes Knie und ein Klinikaufenthalt."
„Du hättest in dem Zustand nicht reiten dürfen."
„Das wollten Clayton und Troy mir auch klarmachen, aber ich hörte nicht hin. In dem Moment hielt ich mich für Superman." Pete seufzte, als er an den Abend und den wilden Ritt dachte. „Der Whisky verlangsamte meine Reflexe, ich wurde träge. Ich kam aus der Box und zeigte dem Wildpferd nicht gleich, wer der Herr ist. Von da an ging alles schief. Ich hatte meinen Handschuh zu stark geharzt und das Harz nicht sorgfältig genug eingerieben, und als der Gaul mich abwarf, blieb ich hängen. Das Pferd schlug aus wie verrückt und schleuderte mich herum wie eine Puppe. Ich versuchte, mich auf den Beinen zu halten, aber als ich endlich die Hand freibekam, wendete das Pferd, und ich kam unter die Hufe."
Er starrte an die Decke und schüttelte den Kopf in der Erinne rung an jenen Abend - an den Schmerz im Arm, als er sich freikämpfte, an den Aufprall, als das Pferd ihn zu Boden warf.
Er hatte nur noch stampfende Hufe wahrgenommen, die an der Schläfe und am Arm trafen, und dann das zermalmende Gewicht auf seinem Knie. Der Schmerz, der ihm bis in die Hüfte gefahren war, war wie ein glühendes Messer gewesen und hatte ihm das Bewusstsein genommen. Und dann das Erwachen im Krankenwagen, die heulenden Sirenen.
Pete merkte, dass er lange geschwiegen hatte, und wandte
sich wieder Carol zu. In ihrem Blick sah er, dass sie sich schuldig fühlte.
„Hey", sagte er leise, rollte herum und nahm sie in die Arme. „Es war nicht deine Schuld, sondern meine. Ich war es, der auf den Gaul stieg."
Er spürte, dass sie zusammenzuckte. Dann streichelte ihn ihr warmer Atem, als sie das Gesicht an seinen Hals drückte.
„Ich wollte dir nie wehtun, Pete", flüsterte Carol eindringlich. „Das schwöre ich."
7. KAPITEL
Sosehr er es auch versuchte - Pete konnte Carol das schlechte Gewissen nicht nehmen, das ihr sein Bericht von
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