Nur aus Leidenschaft
und pass auf, dass du eindeutige Signale gibst", wiederholte er und half Adam in den Sattel. Er reichte ihm die Zügel und klopfte ihm aufmunternd aufs Knie. „Du wirst das schon richtig machen, Cowboy", sagte er augenzwinkernd.
Aufgeregt nahm Adam die Zügel in die Hände und blickte nach vorn, zwischen den Ohren des Pferdes hindurch. „Vorwärts, Ho ney" , befahl er mit unsicherer Stimme.
Pete kreuzte die Arme vor der Brust und trat zurück. „Gut machst du das", rief er ihm nach.
„Jetzt versuch, sie traben zu lassen."
Er bemerkte, dass sich die Schultern des Jungen hoben, als würde er einen tiefen Atemzug machen, und hörte dann das leise Kommando. Honey gehorchte und lief in langsamem, geschmeidigem Trab im Kreis
Zufrieden grinsend sah Pete zu.
Carol trat neben ihn und beobachtete aufmerksam ihren Schüler. „Danke, Pete", sagte sie.
Pete sah, dass sie noch zitterte, wahrscheinlich eine Nachwir
kung der gefährliche
n
Situation. Lächelnd legte er ihr wieder den Arm um die Schultern und zog sie an sich. „Willst du mir einen Job anbieten?"
Sie verdrehte die Augen und stupste ihn mit dem Ellbogen in die Rippen. „Das könnte dir so passen."
„Nein, im Ernst", sagte er und blickte erneut zu Adam hinüber. „Ich glaube, so etwas würde mir liegen."
Sie lachte auf, dann seufzte sie und lehnte sich an ihn. „Und du würdest das Rodeo aufgeben? Da habe ich aber Zweifel."
Pete beobachtete, wie Adam das Pferd zügelte und zurückge ritten kam. „Warum nicht?"
erwiderte er. „Das hinge ganz von deinen Anreizen ab."
„Anreize?" wiederholte sie verdutzt.
„Ja, du weißt doch - Gehalt, Unterkunft und Verpflegung." Er zog die Augenbrauen hoch.
„Sollte die Unterkunft allerdings aus deinem Bett bestehen, könnte ich diesem außergewöhnlichen Anreiz kaum widerstehen."
Carol lachte erneut auf. „Ich werd es mir überlegen", erklärte sie trocken und löste sich von ihm. „Das war viel besser, Adam", sagte sie und ging auf den Jungen zu. „Deine Signale waren klar und deutlich, du hast Honey gut geführt. Ich muss dich loben."
Hoffnungsvoll, wenngleich zögernd, fragte Adam: „Meinen Sie, ich kann sie jetzt galoppieren lassen?"
„Adam!" rief sie vorwurfsvoll.
„Du möchtest galoppieren?" schaltete Pete sich ein. „Bist du sicher, dass du das bewältigst? Honey ist schnell, das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen."
„Sie haben Honey geritten?" Adam mochte es nicht glauben.
„Aber ja, und wie. Tatsache ist", erklärte Pete und wies auf seine Gürtelschnalle, „dass ich die hier auf Honeys Rücken ge wonnen habe."
Adam machte große Augen und starrte auf die eindrucksvolle silberne Schnalle. In goldener Schrift prangten darauf die Worte: Weltchampion im Wildpferd-Reiten.
„Wow!"
„Natürlich ist das ein paar Jahre her - bevor jemand ihren Namen von Twister in Honey änderte", sagte er und zwinkerte Carol dabei zu.
„Twister!" wiederholte Adam ehrfürchtig. Der Name verhieß Abenteuerliches. „Echt wahr?"
„Echt wahr." Pete nickte entschieden. „Sie war das bockigste Tier weit und breit. Und wir hatten zunächst ein paar Meinungsverschiedenheiten, bevor sie mir zu dem großen Sieg verhalf. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass sie mich ziemlich oft in den Sand warf."
Er fuhr sich über die Wange. „Siehst du diese Narbe?" Damit drehte er den Kopf, so dass Adam die schmale blasse Narbe an seinem Kinn begutachten konnte.
Adam blinzelte hinter den dicken Brillengläsern. „Ja, ich kann sie sehen."
„Das war ihr Hinterhuf. Sie trat mich, nachdem sie mich auf den Hosenboden befördert hatte."
„Das hat Honey gemacht?" erkundigte sich Carol und betrachtete überrascht die Narbe, die sie bereits kannte.
„Und ob. Man muss eben wissen, dass in jedem Pferd ein Stückchen Wildheit erhalten bleibt, selbst wenn sie gezähmt sind", sagte er zu Adam gewandt. „ Cowboys, die ein Pferd besteigen, wissen das und haben gehörigen Respekt vor ihnen. Sie wissen auch, dass sie immer Verletzungen riskieren, wenn sie in einen Wettkampf gehen." Er sah Carol an, denn dies war eine gute Gelegenheit, ihr die Schuldgefühle zu nehmen. „Und ein Cowboy gibt niemandem die Schuld, wenn ihm etwas passiert - nicht einmal dem Pferd." Pete lächelte und richtete den Blick wieder auf Adam.
„Wie oft sind Sie schon abgeworfen worden?" wollte der Junge wissen. Sein Gesicht war rot vor Aufregung.
„Unzählige Male", gab Pete grinsend zurück. Dann strich er sich nachdenklich übers
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