Nur bei dir bin ich zu Hause
Vergangenheit erzählten und über eine Zukunft sprachen, die die meisten von ihnen nicht mehr erleben würden. Erneut wurde ihm schmerzlich bewusst, dass sein Großvater bereits ein alter Mann war. Wie lange würde er noch leben? Wie viel Zeit würde ihm, Hunter, noch mit dem Mann bleiben, der alles an Familie war, was er hatte?
Er biss die Zähne aufeinander und wandte seinen Blick von Simon zu Margie. Wie üblich war sie umringt von einer Traube fröhlicher Menschen, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Warum auch, schließlich hatte sie am Tag zuvor alles bei ihm abgeladen.
Mit Leichenbittermiene sah er zu, wie sie sich um all die Leute kümmerte. Sie lächelte, sie scherzte und begrüßte die Gäste warmherzig. Er war ja auch keiner von diesen Leuten.
Sobald dieser Monat vorbei war, würde er wieder abreisen. Zurück zur Navy. Zurück zum nächsten Einsatz.
Aber wer kümmerte sich dann um Simon?
Mittlerweile sah er so schlecht gelaunt aus, dass die anderen Gäste einen großen Bogen um ihn machten, und dafür war er sehr dankbar. Er hatte seine Schuldigkeit getan. Kein Small Talk mehr. Jetzt musste er nur noch diesen Abend überstehen.
Wenigstens hatte er endlich eine abgeschiedene Ecke gefunden, die ihn davor bewahrte, mit anderen Menschen sprechen zu müssen. Dafür würde er die ganze Zeit freie Sicht auf Margie haben. Herrje.
Sie war so anders als die Frauen, mit denen er sonst zu tun hatte. Sie war … anders als alle, die er kannte. Wenn er sie mit seiner Ex vergleichen würde, müsste er zwei Frauen beschreiben, die von verschiedenen Planeten kamen.
Gretchen dachte nie an die Zukunft. Sie war das perfekte Partygirl, zu jeder Schandtat bereit, gut im Bett und schön genug, um Männer völlig willenlos zu machen. Als er aber vor etwa zwei Monaten angedeutet hatte, dass er ab und zu darüber nachdachte, wie es wohl wäre, eventuell – natürlich nicht sofort – eine Familie zu gründen, hatte sie ihn für komplett verrückt erklärt. Kurzerhand trennte sie sich von ihm und verschwand mitten in der Nacht für ein Fotoshooting nach Peru.
Kopfschüttelnd verschränkte Hunter seine Arme vor der Brust, lehnte sich an die kühle Wand und beobachtete Margie. „Seine Ehefrau“ war ganz anders als das atemberaubende Gretchen. Sie plante jeden Tag gründlich durch, sah immer nur nach vorne und versuchte mit aller Macht, ihre Träume zu leben.
Herrgott, sie wusste doch, dass diese Ehe eine Lüge war. Aber sie hörte einfach nicht auf damit, jedem in der Stadt vorzuspielen, dass es gut zwischen ihnen lief. Und alles für die Stadt zu tun, die sie bald verlassen würde.
Außerdem erfand sie Sexgeschichten über ihre Flitterwochen, die niemals stattgefunden hatten.
Was, um Himmels willen, sollte er nur mit dieser Frau machen?
Er ahnte natürlich, was das sein könnte. Oder besser, sein Körper wusste, was er wollte. Aber Sex mit Margie würde die ohnehin schon schwierige Situation noch komplizierter machen. Also unterdrückte er seine Lust und nahm sich vor, die nächsten paar Wochen irgendwie zu überstehen.
Er fragte sich, was Margie nach dieser Zeit machen würde. Wohin würde sie gehen? Was würde Simon ohne sie machen?
Hunter rieb sich mit der Hand übers Gesicht und versuchte, die lästigen Gedanken zu vertreiben. Aber wie, zum Teufel, sollte ihm das gelingen, wenn sie direkt vor seiner Nase war? In einem Kleid, in dem sie so ungeheuer sexy und begehrenswert aussah wie noch nie zuvor?
„Ich war immer skeptisch, ob Hunter überhaupt mit ihr verheiratet ist“, hörte er eine Frau zu ihrer Freundin sagen, während sie an dem dunklen Erker vorbeigingen, in dem Hunter verborgen war, und dann in Hörweite stehen blieben.
„Wie meinst du das?“
„Ach, komm schon.“ Die erste Frau, eine Brünette, die Hunter bekannt vorkam, lachte hell auf. „Sieh dir Margie doch mal an. Du glaubst doch nicht, dass sie … hm, Hunters Typ ist.“
„Nicht wirklich“, sagte ihre Freundin und blickte zu Margie hinüber.
Hunter tat das Gleiche und zog ein grimmiges Gesicht, als die Brünette weitersprach.
„Wir sind zusammen zur Highschool gegangen. Schon damals war er der Traum jedes Mädchens.“
Hunter war kurz davor, seine Tarnung aufzugeben und die beiden zur Rede zu stellen. Doch dann entschied er, dass es klüger wäre, abzuwarten und die Ohren zu spitzen.
„Das kann ich mir vorstellen“, antwortete die andere Frau. „Der Mann ist einfach nur … wow.“
„Ganz genau. Er ist wow, und sie ist
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